Das Seenotrettungsschiff «Sea-Eye 4» der deutschen Hilfsorganisationen Sea-Eye und Mission Lifeline darf mit mehr als 800 Menschen an Bord in Trapani auf Sizilien anlegen. Das entschieden die italienischen Behörden am Samstag, nachdem das Schiff seit Donnerstag auf die Zuteilung eines sicheren Hafens gewartet hatte. Unter den aus dem Mittelmeer Geretteten sind nach Angaben von Sea-Eye weit mehr als 200 Minderjährige und fünf schwangere Frauen. Die Ankunft in Trapani am Westzipfel Siziliens wird für Sonntag erwartet.
«Wir sind erleichtert und überglücklich, dass die schwierigen Stunden für unsere Besatzung und die geretteten Menschen am Sonntag enden werden und die Menschen dann endlich in Italien in Sicherheit sind», sagte Gorden Isler, der Vorsitzende von Sea-Eye, und zeigte sich zugleich «entsetzt» über «Maltas unterlassene Hilfeleistung». Der Inselstaat habe auf Notrufe unter der Woche nicht reagiert.
Die «Sea-Eye 4» hatte von Dienstag bis zur Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in mehreren Aktionen mehr als 800 Migranten gerettet. Rund die Hälfte davon wurde aus einem überfüllten Holzboot geholt, in das schon Wasser eindrang. Nachdem aus Malta keine Reaktion kam, wurde die Insel Lampedusa angesteuert. Dort durfte das Schiff des Regensburger Vereins aber nicht anlegen. Weil die Chancen in Sizilien grösser eingeschätzt wurden und schlechteres Wetter aufzog, fuhr das Schiff weiter Richtung Sizilien. Dort kreuzte es am Samstag vor der Hafenstadt Agrigent, bis das Okay der Behörden für Trapani kam.
Am Samstag hatte die «Rise Above» von Mission Lifeline die «Sea-Eye 4» mit Lebensmitteln und Decken versorgt. «Derzeit erhalten wir von der kleinen, Dresdner Seenotrettungsorganisation Mission Lifeline mehr Unterstützung als von allen EU-Staaten zusammen», hatte Isler während des Wartens auf eine Erlaubnis aus Italien geklagt.
Neben der «Sea-Eye 4» ist auch die «Ocean Viking» der europäischen Hilfsorganisation SOS Mediterranee aktuell im zentralen Mittelmeer zwischen Süditalien, Malta und Nordafrika im Einsatz. Das Schiff hat nach eigenen Angaben 314 Überlebende an Bord. (viw/sda/dpa)