Sie nennen sich nach einem kleinen Fisch, der stets in grossen Schwärmen auftritt, und sie machen gegen Lega-Chef Matteo Salvini mobil: die Protestbewegung der «Sardinen» in Italien. Erst in der vorigen Woche als Flashmob entstanden, wollen sie an diesem Samstag in der norditalienischen Stadt Reggio Emilia wieder tausende Demonstranten auf die Strasse bringen.
Die neue Facebook-Seite «6000 sardine» hatte am Freitag schon mehr als 96'000 Follower. Oppositionsführer Salvini, dessen rechte Lega in Umfragen stärkste Partei in Italien ist, macht derzeit Wahlkampf mit Blick auf die Regionalwahlen im nächsten Jahr.
Am 26. Januar wird in der Region Emilia-Romagna gewählt, einer traditionellen Hochburg der Linken. In der Regionalhauptstadt Bologna, einst von der heute nicht mehr existierenden Kommunistischen Partei Italiens regiert, hatte Salvini am 14. November einen Auftritt.
Sein Saal hatte eine Kapazität von 5570 Plätzen. Sie «Sardinen» riefen auf Facebook zu einer Kundgebung von «6000 Leuten gegen Salvini» auf. Am Ende füllten 12'000 Menschen die Piazza Maggiore. Eine weitere Grosskundgebung gab es am Montag im 40 Kilometer entfernten Modena.
Gründer der Bewegung sind drei junge Männer und eine junge Frau. «Reggio Emilia non si Lega» («Reggio Emilia lässt sich nicht fesseln») heisst es im Demonstrationsaufruf für Samstag. Dies ist ein Wortspiel aus dem Namen von Salvinis Partei Lega (Deutsch: Liga) und dem Verb «legare» (binden, fesseln).
Salvini war um eine Antwort auf die «Sardinen» nicht verlegen. Unter dem Slogan «Kätzchen mit Salvini» postete er das Foto einer jungen Katze, die sich beim Anblick eines Fischleins das Maul leckt.
Micio birbantello! 😹
— Matteo Salvini (@matteosalvinimi) November 21, 2019
P.s. Siamo arrivati a circa 10mila foto di vostri bimbi felini ricevute! E una marea di cani e cagnolini! Grazie!
Le stiamo organizzando, vedrete 😉
I #gattiniconSalvini portano bene! pic.twitter.com/KnbE23RxK3
Ausserhalb des linken Lagers ist Salvini in Italien durchaus populär. Seine Lega liegt in Umfragen mit gut 33 Prozent weit vor den Sozialdemokraten (PD) mit rund 19 und der Fünf-Sterne-Bewegung mit 17 Prozent. Die Europawahl im Mai gewann die Lega klar. Deshalb drängt der frühere Innenminister auf baldige Neuwahlen in Italien.
Im August hatte er schon die damalige Koalition mit den Sternen platzen lassen. Es kam aber nicht zu Wahlen, Sterne und PD bildeten eine neue Koalition. Diese ist aber in vielen Punkten schon wieder zerstritten. (aeg/sda/dpa)
Wenn es ihm gelingt, genügend Regionalwahlen zu gewinnen, könnte ihm auch wieder die Regierungsgewalt zufallen...
Schön, dass "Bella Ciao" wieder zu dem wird was es eigentlich ist. Ein Protestlied und kein Popsong.