International
Italien

Bären in Norditalien – Vater verteidigt Sohn und wird schwer verletzt

Bären-Attacke in Norditalien – Vater verteidigt Sohn und wird schwer verletzt

23.06.2020, 13:5623.06.2020, 14:35
Mehr «International»
This photo taken on May 18, 2000 provided by the Provincia autonoma di Trento press office shows bear Daniza at the Adamello Brenta park, northern Italy. Animal rights groups called Thursday, Sept. 11 ...
In Norditalien sind die Bären los.Bild: AP/Provincia autonoma di Trento

Vater und Sohn sind in den Bergen in der norditalienischen Provinz Trentino unterwegs. Auf einmal steht ein Bär vor ihnen. Der 28 Jahre alte Sohn läuft davon, fällt vor Schreck hin. Der Bär steigt auf ihn.

Der Vater greift an, verteidigt den Sohn und attackiert den Bären. «Wie ein Blitz» sei das Tier aus dem Wald gekommen, zitieren lokale Medien den Vater Fabio Misseroni. «Er warf sich auf meinen Sohn, traf ihn an den Beinen. Da bin ich gegen ihn angetreten, um (meinen Sohn) Christian zu verteidigen. Er biss mich in ein Bein, dann in einen Arm, dann in die andere Hand. Dann ging er weg, wie durch ein Wunder. Er hätte uns beide töten können.»

Der 59-jährige Vater zieht sich schwere Verletzungen am Bein zu, teilt die autonome Provinz Trentino mit. Die Männer – beide sind Jäger – kommen ins Krankenhaus. Beim Kampf zwischen Bär und Vater sei es zu «Tritten, Schlägen, Bissen» gekommen, hiess es bei der Provinz. Aber ob der Bär aggressiv war oder die Menschen ihn mit ihrem Verhalten aufgescheucht haben, ist unklar. Geprüft wird, ob es eine Bärin mit Jungen war. «Bären haben normalerweise Angst vor Menschen, sie weichen ihnen aus. Aber wenn eine Bärin Junge hat, dann verteidigt sie diese», erklärt ein Sprecher der Provinz.

In der auch bei Deutschen sehr beliebten Berglandschaft um die Dolomiten gibt es immer wieder Bären-Ärger. Gegner machen die Tiere für das Reissen ihrer Nutztiere verantwortlich und meinen, sie verbreiten Angst und Schrecken und vergraulen Touristen. Naturfreunde hingegen sehen das Problem eher beim Menschen, der sich den Bären leichtsinnig nähert.

Generell gilt: Nicht mit freilaufenden Hunden spazieren, bei einer Begegnung mit dem Bären ruhig bleiben, langsam rückwärts bewegen, mit ruhiger Stimme sprechen. Im seltenen Fall, dass ein Bär angreift: Den Bären nicht anschreien und nicht versuchen, ihn zu treten. Mit verschränkten Fingern im Nacken hinlegen und mit den Armen den Kopf schützen, heisst es in einem Infoblatt der Provinz.

Im Trentino leben rund 90 Bären, das ist für ein relativ kleines Gebiet ziemlich viel. Sie wurden Ende der 90er Jahre mit einem EU-Programm in der Alpenregion wieder angesiedelt. Doch der Traum von der friedlichen Existenz zwischen (Wild-)Tier und Mensch scheint mittlerweile ausgeträumt.

12-Jähriger wird von einem Bären überrascht

Video: watson/nfr

«Es ist kein einfaches Verhältnis. Der jetzige Vorfall könnte den Konflikt weiter anheizen», sagt Marco Galaverni, wissenschaftlicher Direktor beim Umweltschutzbund WWF. Die Menschen in der Region müssten viel besser aufgeklärt werden, dass sie sich in einem Gebiet mit Bären befinden. Auch Urlauber müssten Bescheid über korrektes Verhalten wissen.

Eines der berühmtesten Trentiner Exemplare war «Problembär Bruno», der bis nach Deutschland wanderte und nach einem riesigen Medienrummel schlussendlich im Sommer 2006 in Bayern erlegt wurde.

Letztes Jahr machte in Italien dagegen «M49» monatelang Schlagzeilen. Der Bär galt als Ausbrecherkönig, weil er sich aus einem Gehege befreit hatte. Erst knapp zehn Monate später, diesen April, tappte er in eine Falle und wurde wieder hinter Absperrungen gebracht. Was dem jetzigen «Problembären» droht, ist unklar. Die Provinz könnte eine Anordnung erlassen, ihn zu fangen oder auch, ihn zu töten, falls er als zu gefährlich eingestuft wird.

Dass eine Begegnung mit einem Bären nicht unbedingt übel ausgehen muss, zeigt ein Video aus dem Trentino, das sich vor wenigen Wochen international verbreitete: Darauf ist ein Junge beim Wandern zu sehen. Hinter ihm steht ein grosser Bär, der sich aufrichtet. Geleitet von den ruhigen Worten seines Vaters zeigt der Junge dem Tier die kalte Schulter, bewegt sich langsam davon – bis das Tier das Interesse verliert und sich abwendet. (aeg/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
History Porn Teil XXV: Geschichte in 23 Wahnsinns-Bildern
1 / 25
History Porn Teil XXV: Geschichte in 23 Wahnsinns-Bildern
Wojtek (1942–1963), der syrische Braunbär, der von Artilleriesoldaten des Zweiten Polnischen Korps adoptiert wurde. Die Soldaten liebten ihren Bären, doch sie hielten ihn nicht gerade artgerecht, er bekam Bier und Zigaretten. Sein Name bedeutet sinngemäss «der den Krieg geniesst» oder «lächelnder Krieger». Als die Truppe im April 1944 nach Neapel verschifft werden sollte, wurde Wojtek nicht an Bord gelassen – Tiere waren verboten. Also wurde dem Bären mit Genehmigung des Oberkommandos ein militärischer Rang verliehen, eine Dienstnummer und ein Soldbuch vergeben, welche ihn rechtskräftig als offizielles Mitglied der polnischen Armee zur Überfahrt legitimierten. Seitdem wurde der Bär als Unteroffizier Wojtek geführt. Bei der Schlacht um Monte Cassino trug er Kisten mit schweren Mörsergranaten über das Schlachtfeld auf unwegsamem Gelände am Hang des Monte Cassino. Wojtek gelang es gar, einen arabischen Spion zu stellen. Nach dem Krieg lebte der Bär im Zoo von Edinburgh, bis er im Alter von 22 Jahren starb. bild: wikimedia ... Mehr lesen
quelle: imperial war museums
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Schweizer Fledermäuse vom Aussterben bedroht
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Padcat
23.06.2020 14:14registriert Dezember 2014
Ziemlich sicher haben die beiden Herren nicht richtig reagiert:
Richtige Reaktionen auf unterschiedliche Bärenarten:
If its brown, lay down
if it's black, fight back
it it's white, say good night.
11336
Melden
Zum Kommentar
avatar
fools garden
23.06.2020 16:08registriert April 2019
Der Frage liegt in der Auslegung des Bärenprogramms:
Befindet sich der Bär in unserem Territorium, oder sind wir in Seinem.
Wer schon mal in Canada war, hat vielleicht Infotafeln angetroffen mit der Aufschrift, you're in bears country.
726
Melden
Zum Kommentar
avatar
AdiB
23.06.2020 14:59registriert August 2014
Wenn ich lese "problembär" da könnte ich durchdrehen. Die leute müssen lernen mit der natur zu leben. Hört auf von wilden tieren zu verlangen sich an uns an zu passen. Wir haben unser reich und sie ihres. Bären kommen selten bis nie an wohngebieten, ausser sie wühlen mal im abfall.
Bären sind im grunde friedliche tiere. Wenn man einen sieht sollte man halt langsam sich von ihm weg bewegen und nicht zu ihm hin. Es ist so simpel, aber gewiesse menschen müssen halt ihre neugierde stillen und wen das tier seinem instinkt folgt und sich anföngt zu wehren heisst es "problembär".
7850
Melden
Zum Kommentar
14
Die «Achse des Widerstands» ist gebrochen
Russlands Präsident Putin und das iranische Mullah-Regime gehören zu den grossen Verlierern des syrischen Bürgerkriegs. Nach dem Sturz des Assad-Clans sieht das Land einer ungewissen Zukunft entgegen.

Wenn man eines aus den Umwälzungen in Syrien lernen kann, dann ist es das: Die Entwicklung von Kriegen lässt sich nicht vorhersagen. Das sollten sich nicht nur alle Nahost-Experten hinter die Ohren schreiben, sondern auch all jene, die bereits zu wissen meinen, wie der Krieg in der Ukraine ausgeht.

Zur Story