Dies meldete die südkroeanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das Militär. Die Regierung in Tokio bestätigte, dass Raketen auf dem Radar registriert wurden. Eine sei über dem Japanischen Meer vom Radar verschwunden. Sie korrigierte damit anfängliche Angaben, wonach die erste nordkoreanische Rakete erneut über Japan hinweggeflogen sei. Es habe keine Schäden in Japan durch die Raketen gegeben. Am 4. Oktober war das erste Mal seit längerem eine nordkoreanische Rakete über Japan hinweggeflogen.
Die Bewohner in einigen nordöstlichen und zentraljapanischen Präfekturen waren zuvor aufgerufen worden, zur Sicherheit in ihren Häusern zu bleiben. Verteidigungsminister Yasukazu Hamada erklärte, die erste Rakete sei gegen 07.40 Uhr Ortszeit abgeschossen worden. Die potenzielle Flugbahn hätte die Rakete über Japan hinwegfliegen lassen können. Sie sei aber über dem Japan-Meer vom Radar verschwunden. Der Grund für das Verschwinden vom Radar werde noch untersucht, hiess es.
Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida nannte die wiederholten Raketentests «inakzeptabel». Bei den Tests hat Nordkorea sowohl laut Japan als auch laut Südkorea eine mutmassliche atomwaffenfähige Internkontinentalrakete mit tausenden Kilometern Reichweite abgefeuert.
Unklarheit gab es in Südkorea zunächst bei der genauen Bestimmung des Raketentyps. Nach Einschätzung des Büros für nationale Sicherheit des Präsidialamts könnte es sich auch um eine sogenannte Mittelstreckenrakete grösserer Reichweite (IRMB) handeln, berichtete der südkoreanische Sender KBS.
Laut dem Militär flog die Rakete in einer Höhe von bis zu 1920 Kilometern etwa 760 Kilometer weit. Beide Typen können als Trägerraketen für Atomwaffen dienen, deren Tests der selbsterklärten Atommacht Nordkorea durch UN-Resolutionen untersagt sind. Zu Interkontinentalraketen zählen Raketen mit Reichweiten von mindestens 5500 Kilometern. Die anderen beiden Flugkörper, die Nordkorea am Donnerstagmorgen in Richtung Osten abschoss, sollen Kurzstreckenraketen gewesen sein.
Die USA haben den mutmasslichen Start der Interkontinentalrakete durch Nordkorea verurteilt. Bei dem Abschuss handle es sich um eine «klare Verletzung mehrerer Resolutionen des UN-Sicherheitsrats», teilte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Ned Price, am Mittwoch (Ortszeit) mit. Die Aktion zeige, welche Gefahr die illegalen Programme für Massenvernichtungswaffen und ballistische Raketen Nordkoreas sowohl für dessen Nachbarn und die Region als auch für den internationalen Frieden und die Sicherheit darstellten.
Seit Ende September hat Nordkorea trotz internationaler Kritik in ungewohnt hoher Frequenz Raketentests durchgeführt. Erst am Mittwoch hatte das Land nach Angaben des südkoreanischen Militärs über den Tag verteilt mehr als 20 Raketen an der Ost- und Westküste abgefeuert. Davon habe am Morgen (Ortszeit) eine Kurzstreckenrakete die östliche südkoreanische Seegrenzlinie überquert. Sie sei nur etwa 60 Kilometer von der Küste Südkoreas entfernt ins Meer gestürzt, teilte der Generalstab mit. Südkoreas Militär reagierte und feuerte nach eigenen Angaben drei Luft-Boden-Raketen aus Kampfjets ins offene Meer nördlich der Grenzlinie.
Die neuen nordkoreanischen Raketentests wurden in Südkorea als Reaktion auf die grösste Luftwaffenübung der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte seit mehreren Jahren gesehen. Nordkorea hatte den beiden Ländern «rücksichtslose» militärische Provokationen vorgeworfen und mit Gegenmassnahmen gedroht. Die mehrtägigen Übungen in Südkorea dauern noch bis Freitag an. (sda/dpa)