International
Japan

Japan: Mindestens 48 Erdbeben-Opfer – Warnung vor Nachbeben

epa11052856 A view of a damaged road following a strong earthquake in Kanazawa, Ishikawa Prefecture, Japan, 02 January 2024. At least six people have died after a strong earthquake hit a wide area on  ...
Eine stark beschädigte Strasse in der Präfektur Ishikawa. Bild: keystone

48 Tote, Feuer und Erdrutsche – das verheerende Erdbeben in Japan in 6 Punkten

In Japan verwüstete ein starkes Erdbeben an der Westküste die Präfektur Ishikawa. Mindestens 48 Personen verloren ihr Leben. Im Tageslicht wurden die enormen Schäden ersichtlich.
02.01.2024, 06:1502.01.2024, 10:08
Mehr «International»

Das Erdbeben

Ein erstes besonders heftiges Erdbeben hatte am Montagnachmittag kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Stärke von 7,6 erreicht. Das Epizentrum lag im Gebiet der Halbinsel Noto in Ishikawa.

Während die Einsatzkräfte das ganze Ausmass der Zerstörungen erfassten und erste Aufräumarbeiten begannen, ging die Serie an Beben weiter. Die meteorologische Behörde warnte für die Woche vor weiteren starken Beben.

Die Wetterbehörde hatten daraufhin für Ishikawa am Vortag eine starke Warnung vor einem möglichen fünf Meter hohen Tsunami ausgegeben, die später wieder aufgehoben wurde. Für alle übrigen Küstenregionen im Westen galten zunächst weiter geringere Tsunami-Warnungen. Mehrere Flutwellen von rund einem Meter Höhe trafen auf die Küste. Bei Tagesanbruch lagen am Dienstag mancherorts dicke braune Schlammschichten auf den Strassen.

Die Todesopfer

Die Zahl der Todesopfer steigt laufend. In der schwer betroffenen Präfektur Ishikawa seien mindestens 48 Menschen ums Leben gekommen, berichteten die Behörden am Dienstag.

Mindestens 137 Menschen erlitten Verletzungen, wie die Tageszeitung «Mainichi Shimbun» berichtete.

«Die Suche und Rettung der vom Beben betroffenen Menschen ist ein Kampf gegen die Zeit», sagte Ministerpräsident Fumio Kishida am Dienstag auf einer Sitzung des Krisenstabes.

Die Schäden

Einer der Flughäfen in der Region musste aufgrund von Rissen in der Start- und Landebahn geschlossen werden. Zahlreiche Häuser sind eingestürzt oder fielen Bränden zum Opfer, Strassen sind aufgerissen, in Zehntausenden Haushalten fiel der Strom aus. Aufnahmen des Fernsehsenders NHK zeigten ein siebenstöckiges Gebäude, in Wajima, das auf der Seite lag.

«Zuerst dachte ich, das Beben hätte die übliche Stärke», erzählte ein Bewohner Ishikawas der Zeitung «Asahi Shimbun». «Aber bald darauf gab es ein vertikales Beben und das Haus stürzte ein.» Seine 79 Jahre alte Mutter, die sich in einem anderen Zimmer aufgehalten habe, sei beinahe unter dem Haus begraben worden, habe aber noch «Raus!» gerufen und sich rechtzeitig retten können. Sie hätten die Nacht auf einer Anhöhe im Zelt übernachtet und seien dann in eine Notunterkunft gezogen, sagte der 50-Jährige der Zeitung.

Die Erschütterungen lösten Erdrutsche aus, Bäume stürzten auf Strassen. Mehrere Boote lagen kieloben in Hafenbecken. Es gab Berichte über geplatzte Wasserleitungen. Die Regierung in Tokio richtete einen Krisenstab ein, die Streitkräfte wurden zur Katastrophenhilfe in Ishikawa angefordert.

Cracks are seen on the ground in Wajima, Ishikawa prefecture, Japan Monday, Jan. 1, 2024, following an earthquake. Japan issued tsunami alerts Monday after a series of strong quakes in the Sea of Japa ...
Menschen warten ausserhalb von Gebäuden in Wajima auf Entwarnung. Im Boden haben sich durch das Erdbeben Risse gebildet. Bild: keystone
epa11052998 An aerial view shows damage at Wajima junior high school from a strong earthquake, in Wajima, central Japan, 02 January 2024. The Ishikawa Prefecture Government as well as the Fire and Dis ...
Schlamm auf einem Schulhausplatz.Bild: keystone

In der schwer betroffenen Stadt Wajima in Ishikawa gerieten am Vortag mehr als 200 Wohnhäuser und Geschäfte in Brand, wie örtliche Medien berichteten. Stellenweise loderten am Dienstagmorgen noch niedrige Flammen, Feuerwehrleute waren weiter im Einsatz. Dichter Rauch hing über der Gegend.

Die Rettungsarbeiten

Bei Tagesanbruch bemühten sich die Einsatzkräfte, das ganze Ausmass der Zerstörungen zu erfassen und nach Überlebenden zu suchen.

Tausende Armeeangehörige, Feuerwehrleute und Polizeibeamte aus dem ganzen Land wurden in das am stärksten betroffene Gebiet auf der relativ abgelegenen Halbinsel Noto entsandt. Die Rettungsarbeiten wurden jedoch durch stark beschädigte und blockierte Strassen behindert.

A burnt car and debris are seen at a marketplace after a fire following strong earthquake in Wajima, Ishikawa prefecture, Japan Tuesday, Jan. 2, 2024. A series of powerful earthquakes hit western Japa ...
Zerstörte Strassen.Bild: keystone

Japans Kaiser Naruhito und seine Familie sagten ihren traditionellen Neujahrsauftritt vor dem Volk am Dienstag ab. Sie seien untröstlich und hofften, dass die Bemühungen zur Rettung von Menschenleben so schnell wie möglich voranschreiten, zitierten Medien das Haushofamt. Bei dem normalerweise am 2. Januar stattfindenden Auftritt grüssen der Kaiser und Mitglieder seiner Familie hinter Glasscheiben des Chowa-Den-Palastes Zehntausende Untertanen zu Neujahr. Es ist eine der seltenen Gelegenheiten für das Volk, dem Palast so nah zu kommen.

Die Evakuierung

Rund 100'000 Menschen waren während der Neujahrsfeierlichkeiten aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

Mehr als 46'000 Menschen in den Präfekturen und Toyama waren am Dienstag weiterhin evakuiert.

Rund 1000 Menschen wurden auf einem Luftwaffenstützpunkt in Wajima untergebracht und mit Decken, Wasser und Lebensmitteln versorgt, wie die Regierung bekannt gab

A man carries his belongings past a collapsed house following an earthquake in Wajima, Ishikawa prefecture, Japan Tuesday, Jan. 2, 2024. A series of powerful earthquakes hit western Japan, damaging bu ...
Menschen werden evakuiert.Bild: keystone

Erinnerungen an 2011

Im März 2011 hatte ein Beben der Stärke 9 einen gewaltigen Tsunami ausgelöst, der weite Gebiete im Nordosten des Landes verwüstete und rund 20'000 Menschen in den Tod riss. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi kam es zu einem Super-Gau. Das fernöstliche Inselreich Japan ist eines der stärksten, von Beben gefährdeten Länder der Welt. (yam/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
28 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
The Destiny // Team Telegram
01.01.2024 10:28registriert Mai 2014
Hat für 2-3 minuten etwas geschaukelt und das Gebäude hat vibriert. Bin aber auch ca. 80-100km vom Epizentrum entfernt gewesen.
6214
Melden
Zum Kommentar
avatar
bitzliz'alt
01.01.2024 13:25registriert Dezember 2020
Trotz allem: Japan scheint quasi mit einem blauen Auge davonzukommen - dank vorbidlicher Alarmierung und vorausschauendem Handeln.... "He also said power is out at 33,000 households, and mobile phone communication services have been disrupted in Ishikawa and Niigata prefectures." Im Vergleich auf dichtbesiedelte Gegenden bei uns und in Nordafrika oder der Türkei, wage ich mir gar nicht vorzustellen ....
331
Melden
Zum Kommentar
avatar
Mangaka
01.01.2024 14:32registriert Dezember 2023
Zum Glück investiert Japan auch in Erdbebensicherheit, nicht so wie Erdogan. Es wurde auch früh gewarnt, so konnte schlimmeres bis jetzt verhindert werden.
343
Melden
Zum Kommentar
28
Wen der Internationale Strafgerichtshof bisher verfolgt und verurteilt hat – und wen nicht
Seit seiner Gründung hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag immer wieder zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen. Seine Erfolgsbilanz nach mehr als zwei Jahrzehnten liest sich tatsächlich alles andere als eindrucksvoll.

Um den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) ranken sich viele Missverständnisse und Verwechslungen. Die seit 2002 in Den Haag tätige permanente Instanz für Kernverbrechen gegen das Völkerstrafrecht hat beispielsweise weder den einstigen serbischen Machthaber Slobodan Milosevic angeklagt noch den bosnischen Serben-General Ratko Mladic verurteilt. Denn beides geschah durch eine «Vorgängerorganisation», das UNO-Sondertribunal für das ehemalige Jugoslawien.

Zur Story