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Japan beginnt mit Einleitung von Fukushima-Kühlwasser ins Meer

epa10816908 A protester takes part in a rally against the release of treated radioactive water from the Tokyo Electric Power Co. (Tepco) Fukushima Dai-ichi Nuclear Power Station outside the Tepco head ...
Eine Japanerin demonstriert mit Atom-Augen-Fischen gegen die Verklappung von Fukushima-Kühlwasser ins Meer.Bild: keystone

Japan beginnt mit Einleitung von Fukushima-Kühlwasser ins Meer – China reagiert umgehend

24.08.2023, 06:4624.08.2023, 09:30
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Der Beginn von Japans hochumstrittener Einleitung behandelten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer ist von wütenden Protesten begleitet worden. Eine Gruppe von Bürgern demonstrierte am Donnerstag nahe der Atomanlage mit Transparenten und Sprechchören gegen die Verklappung der insgesamt rund 1,34 Millionen Tonnen Kühlwasser im Pazifik.

People protest at a beach toward the Fukushima Daiichi nuclear power plant, damaged by a massive March 11, 2011, earthquake and tsunami, in Namie town, northeastern Japan, Thursday, Aug. 24, 2023. The ...
Eine kleine Gruppe protestierte an einem Strand nahe der Atomruine.Bild: keystone

China stoppt Einfuhr von japanischen Fischereiprodukten

Auch China reagierte wütend: «Das gewaltsame Einleiten in den Ozean ist ein extrem egoistischer und unverantwortlicher Akt, der das globale öffentliche Interesse missachtet», hiess es in einer Erklärung des Aussenministeriums in Peking. Japan habe sich zu einem «Saboteur des ökologischen Systems und einem Verschmutzer der globalen Meeresumwelt gemacht», hiess es.

A member of environmental group holds a mock fish during a rally to demand the stop of the Japanese government's decision to release treated radioactive water into the sea from the damaged Fukush ...
China will keine Fischereiprodukte mehr aus Japan.Bild: keystone

Als Reaktion hat China nun die Einfuhr von Fischereiprodukte aus Japan gestoppt. Der chinesische Staatssender CCTV zitierte am Donnerstag aus einer Mitteilung der Zollbehörde in Peking, wonach die Einfuhr solcher Produkte aus Japan ab sofort gestoppt werde. Ausserdem würden weiterhin strenge Kontrollen bei der Einfuhr japanischer Lebensmittel durchgeführt.

Die Zollbehörde sei «sehr besorgt über das Risiko einer radioaktiven Verseuchung». Schon zuvor galt in China ein Importverbot für Lebensmittel aus zehn japanischen Präfekturen, darunter auch Fukushima.

Auch Hongkong reagiert

Die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong setzte am Donnerstag ebenfalls Importbeschränkungen für Fischereiprodukte aus zehn japanischen Provinzen in Kraft. Der Schritt war zuvor angekündigt worden, sollte Japan mit der Einleitung beginnen.

Der Betreiberkonzern hatte am Mittag (Ortszeit) mit der Einleitung durch einen hierfür gebauten, einen Kilometer langen Tunnel ins Meer begonnen. Zuvor wurde das belastete Kühlwasser gefiltert. Das radioaktive Isotop Tritium kann aber nicht herausgefiltert werden. Tepco verdünnte das Wasser daher mit Meerwasser. Die Konzentration habe bei einer Messung zwischen 43 und 63 Becquerel pro Liter betragen. Dies liegt deutlich unter der nationalen Sicherheitsnorm von 1500 Becquerel pro Liter.

Kein Platz mehr für Kühlungswasser

Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi war es 2011 infolge eines Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen seither mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1000 Tanks gelagert wird. Doch nun geht laut Tepco allmählich der Platz für die riesigen Tanks aus.

Über die nächsten 17 Tage werde man in einem ersten Schub rund 7800 Tonnen des Kühlwassers ins Meer leiten, hiess es. In dem noch bis Ende März nächsten Jahres laufenden Geschäftsjahr sollen insgesamt 31'200 Tonnen des aufbereiteten Kühlwassers in vier Schüben ins Meer abgeleitet werden. Dies entspricht dem Inhalt von etwa 30 Tanks.

Japans Fischer lehnten die Verklappung des Kühlwassers bis zuletzt ab. Seit dem Super-Gau 2011 versuchen sie, sich von den Geschäftseinbussen durch das Desaster zu erholen. Nun befürchten sie, dass der Ruf ihrer Meeresprodukte erneut beschädigt wird. (saw/sda/dpa)

(yam/sda/dpa)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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der/die Waldpropaganda
24.08.2023 10:44registriert September 2018
China müsste schön still sein. Den ganzen Chemiemüll welcher tagtächlich in ihre Flüsse und somit ins Meer geleitet wird übersteigt dass bischen Kühlungswasser bei weitem.
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Pafeld
24.08.2023 12:19registriert August 2014
Wenn Tepco umsetzt, was sie propagiert haben, ist die Einleitung tatsächlich unbedenklich. Das Problem ist, dass Tepco komplett intransparent das Konzept entworfen und zugelassen hat und jetzt unabhängige Kontrollen verweigert. Solange die Einleitung nicht unabhängig begleitet wird, ist das Versprechen von Tepco einen Dreck wert und der Widerstand dagegen gerechtfertigt. Und nein, es reicht nicht, zwei Monate nach der ersten Einleitung mal ein paar Proben ziehen zu lassen, wenn man den "mühsamen" Teil der Altlasten bereits den Gulli runtergelassen hat.
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