Ein Nachwuchsschauspieler ist bei der Schilderung eines mutmasslichen sexuellen Übgriffs durch Hollywood-Star Kevin Spacey in Tränen ausgebrochen. Der Mann beschrieb in einer am Montag im Londoner Prozess gegen Spacey vorgespielten Aufnahme seines Polizeiverhörs unter Tränen, dass er sich nicht gewehrt habe, als der US-Schauspieler seinen Kopf in seinen Schritt gelegt habe.
«Man will einfach niemanden verärgern, der so mächtig in der Industrie ist, in die man hereinkommen möchte», sagte das insgesamt vierte mutmassliche Opfer im Prozess gegen Spacey, die aus rechtlichen Gründen alle nicht namentlich genannt werden können. Spacey stand nach Angaben des Zeugen bereits in dem Ruf, auf «junge Hetero-Männer» zu stehen. Er habe damals aber noch nicht gewusst, dass er ein «Sexualstrafttäter» sei, sagte er in seiner Aussage.
Spacey werden in dem Prozess zwölf Vergehen gegen vier Männer in den Jahren 2001 bis 2013 in London und in Gloucestershire im Südwesten Englands zur Last gelegt, die er alle bestreitet. Die Staatsanwaltschaft hat den Oscar-Preisträger Spacey als «sexuellen Tyrann» beschrieben, dem es Spass mache, wenn andere sich unbehaglich fühlen.
Der Nachwuchsschauspieler und Spacey trafen sich nach Aussage des Klägers, nachdem der junge Mann ihn in einem Brief um Hilfe gebeten hatte. Die beiden hätten Cannabis geraucht und sich eine Pizza geteilt, bevor sich Spacey dem Opfer erstmals angenähert habe. Er habe sich sehr unwohl gefühlt, sei aber eingeschlafen und wenige Stunden später mit offenem Reissverschluss aufgewacht, während Spacey sexuelle Handlungen an ihm vollzog. Als er «Nein» gesagt habe, habe Spacey ihn zum Gehen aufgefordert und ihm verboten, darüber zu sprechen.
Spaceys Anwalt hatte in seinem Eröffnungsplädoyer nahegelegt, die mutmasslichen Opfer seien auf Geld aus, und ihre Aussagen als «Halbwahrheiten» und «verdammte Lügen» bezeichnet.
Die ersten Missbrauchsvorwürfe gegen Spacey waren im Oktober 2017 kurz nach Beginn der #MeToo-Bewegung bekannt geworden. Im Gegensatz zu anderen Stars wie Bill Cosby und R&B-Sänger R. Kelly wurde Spacey vor Gericht bisher nie sexueller Übergriffe für schuldig befunden. (sda/afp)