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Kindesmissbrauchs-Prozess im Vatikan: Statt im Gericht liegt der angeklagte Geistliche jetzt auf der Intensivstation

Kindesmissbrauchs-Prozess im Vatikan: Statt im Gericht liegt der angeklagte Geistliche jetzt auf der Intensivstation

Es wäre ein Novum gewesen: Erstmals sollte ein hochrangiger katholischer Geistlicher wegen Kindesmissbrauchs angeklagt werden – doch kurz vor Prozessbeginn kommt der frühere Erzbischof Wesolowski auf die Intensivstation.
11.07.2015, 10:2711.07.2015, 10:43

Nur Stunden vor dem Beginn eines aufsehenerregenden Missbrauchsprozesses ist ein früherer polnischer Erzbischof ins Spital eingeliefert worden. Der ehemalige Vatikanbotschafter in der Dominikanischen Republik, Jozef Wesolowski, wurde auf die Intensivstation gebracht.

Jozef Wesolowski musste ins Spital gebracht werden.
Jozef Wesolowski musste ins Spital gebracht werden.Bild: Manuel Diaz/AP/KEYSTONE

Das teilte der Vatikan am Samstagmorgen mit. Wesolowski wird damit nicht an dem Prozess wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger teilnehmen können, der am Samstagvormittag in Rom beginnt. Die Eröffnungssitzung werde sich daher auf eine kurze Anhörung beschränken, hiess es aus dem Vatikan.

Wesolowski wird vorgeworfen, während seines Aufenthalts in der Dominikanischen Republik von 2008 bis 2013 Kinder sexuell missbraucht zu haben. Zudem soll er während eines Aufenthalts im Vatikan zwischen August 2013 und September 2014 kinderpornographisches Material aus dem Internet heruntergeladen haben.

Premiere im Vatikan

Der 66-Jährige leidet bereits seit längerem unter nicht öffentlich bekannten gesundheitlichen Problemen. Wesolowski war im September 2014 im Vatikan festgenommen und zunächst unter Hausarrest gestellt worden. Nach einem disziplinarischen Verfahren wurde der frühere Erzbischof in den Laienstand versetzt – der höchsten möglichen Strafe in der Kirche.

Der Prozess gegen den einstigen Geistlichen ist eine Premiere im Vatikan. Sie zeigt die härtere Linie, die Papst Franziskus gegen Kindesmissbrauch verfolgt. 

Im Juni stimmte das katholische Kirchenoberhaupt auch der Schaffung eines Gerichts zu, das die Vertuschung von Missbrauchsfällen durch Bischöfe ahnden soll. Damit folgte er einer Empfehlung eines neu gegründeten Gremiums gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche. (sda/afp)

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