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Frau nach Totgeburt von Mordvorwurf freigesprochen

Women and girls celebrate outside court where Evelyn Hernandez was acquitted on charges of aggravated homicide in her retrial related to the loss of a pregnancy in 2016, in Ciudad Delgado on the outsk ...
Frauen und Mädchen feiern den Freispruch von Evelyn Hernandez. Die junge Frau war nach einer mutmasslichen Totgeburt in El Salvador des Mordes angeklagt worden.Bild: AP

Frau nach Totgeburt von Mordvorwurf freigesprochen

In einem aufsehenerregenden Prozess ist in El Salvador eine junge Frau nach einer mutmasslichen Totgeburt vom Mordvorwurf freigesprochen worden.
20.08.2019, 04:29
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Ein Richter in der Stadt Ciudad Delgado urteilte am Montag, dass es keine ausreichenden Beweise gegen die 21-jährige Evelyn Hernández gebe. Die Staatsanwaltschaft hatte 40 Jahre Gefängnis gefordert.

In dem zentralamerikanischen Land herrscht ein drakonisches Abtreibungsrecht. Frauen, die ihr Kind verlieren, wird häufig Mord zur Last gelegt.

Hernández zeigte sich erleichtert nach ihrem Freispruch: «Ich bin glücklich», sagte die 21-Jährige. «Gott sei Dank wurde heute Gerechtigkeit gesprochen.» Die fast drei Jahre, die sie bereits im Gefängnis sass, seien eine «harte Zeit» gewesen.

Hernández hatte im April 2016 in einer Toilette ein Kind zur Welt gebracht. Die junge Frau beteuert, das Baby sei bei der Geburt bereits tot gewesen. Trotzdem wurde sie festgenommen.

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Ein Richter in der Stadt Ciudad Delgado urteilte am Montag, dass es keine ausreichenden Beweise gegen die 21-jährige Evelyn Hernández gebe.Bild: EPA

Im Juli 2017 wurde sie wegen Mordes zu 30 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde aber später aufgehoben, der Fall wurde deswegen neu verhandelt.

Mordanklage nach Totgeburt

In El Salvador sieht das Strafrecht bei Abtreibungen zwischen zwei und acht Jahren Haft vor. Staatsanwälte und Richter stufen Fälle, in denen Kinder tot zur Welt kommen oder kurz nach der Geburt sterben, aber häufig als Mord ein - darauf stehen zwischen 30 und 50 Jahre Haft. Menschenrechtsaktivisten verurteilen dies scharf.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International begrüsste am Montag den Freispruch für Evelyn Hernández. El Salvador müsse nun der «diskriminierenden Praxis der Kriminalisierung von Frauen» ein Ende setzen.

Keine Frau dürfe wegen Mordes angeklagt werden, weil sie einen medizinischen Notfall erlitten habe. Auch müssten die «drakonischen Regeln gegen Abtreibungen» abgeschafft werden. Derzeit sitzen in El Salvador 16 Frauen wegen Abtreibungen oder Totgeburten im Gefängnis. (bzbasel.ch)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DocShi
20.08.2019 05:51registriert Mai 2018
Bei der zweiten Schwangerschaft gab es leider Komplikationen und es war eine Totgeburt.
Das war für meine bessere Hälfte sehr traumatisch. Ich war auch nicht gut drauf. Wenn ich mir vorstelle dass dann noch jemand Anklage deswegen stellt wird mir echt anders. Als ob das nicht schon schwer genug ist. Das gibt ja ein Trauma fürs Leben.
Dämliche Gesetze in El Salvador.
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pamayer
20.08.2019 07:17registriert Januar 2016
Irr. Total irr, solche Weltanschauungen.
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Padcat
20.08.2019 10:30registriert Dezember 2014
Was zum Henker läuft falsch mit Menschen, die solche Anklagen erheben (und solche Gesetze erlassen)?
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