Brian Paré musste sich Anfang Woche vor einem Gericht in Quebec, Kanada, für etwas verantworten, das er selbst dem kanadischen Staat vorgeworfen hatte. Er gab dabei 13 Fälle von Brandstiftung und einen Fall von Brandstiftung ohne Rücksicht auf Menschenleben zu. Die Ereignisse beziehen sich auf die Zeit zwischen Mai und September letzten Jahres.
Kanadas Waldbrandsaison 2023 war zerstörerisch und beispiellos. Waldbrände versengten insgesamt rund 18,4 Millionen Hektar – fast zweimal so viel wie der bisherige Rekord im nordamerikanischen Land. Die Brände waren so grossflächig, dass deren nach Süden strömender Rauch auch Städte in den USA «erstickte», und gelangte sogar bis in den Osten Europas.
Doch neben der Zerstörung von Wäldern, der Luftverschmutzung und der Vertreibung von tausenden Menschen aus ihrem Zuhause hatten die Brände noch einen weiteren negativen Effekt: Sie lösten eine Reihe von Verschwörungserzählungen und Fake News aus.
Um der Wahrheit – nämlich, dass der Klimawandel und die durch ihn ausgelösten Dürreperioden Waldbrände häufiger machen – nicht ins Auge schauen zu müssen, haben Klimawandel-Skeptiker und Verschwörungserzählerinnen begonnen, eine andere Geschichte zu erzählen: Es war bewusste Brandstiftung, und das Klima hat damit nichts zu tun.
Eine Untersuchung der globalen Koalition Climate Action Against Disinformation zeigt, dass gerade die verheerenden Waldbrände in Kanada, aber auch diejenigen in Australien (2019–2020) sowie an der US-Westküste (2020) jeweils eine grosse Welle solcher Falschinformationen ausgelöst haben. Die Koalition stellt in ihrem Bericht klar:
Doch zurück nach Kanada. Im Spätsommer 2023 seien die Polizei sowie mehrere Ersthelfer bei Waldbränden rund um die Stadt Chapais, Quebec, misstrauisch geworden, als in kurzer Zeit eine Reihe von Bränden ohne erkennbare Ursache auftrat. Das sagt die Staatsanwältin im Fall gegenüber CNN.
Die Polizeibeamten seien auf Paré aufmerksam geworden, nachdem er in der Nähe mehrerer Brände gesichtet worden war. Zudem seien mehrere Social-Media-Posts des Kanadiers gefunden worden, in denen er die kanadische Regierung beschuldigte, absichtlich Brände zu legen. In seiner Logik sei der Staat so vorgegangen, um die Menschen von der Existenz des Klimawandels zu überzeugen.
«Laut polizeilichem Beweismaterial postete der Beschuldigte eine Menge Verschwörungstheorien über die Brände und die Beteiligung der Regierung an der Brandlegung», so die Staatsanwältin. Nachdem die Polizei die Erlaubnis erhalten hatte, einen Peilsender an seinem Fahrzeug anzubringen, konnte sie das Fahrzeug und damit Brian Paré zu den Orten anderer Brände verfolgen. Als er im September verhaftet wurde, gab er zu, einige der Brände gelegt zu haben.
Mit seiner Brandstiftung – oder zumindest mit den bekannten Fällen – hat Paré die Evakuierung von rund 400 Menschen in der Stadt Chapais in Quebec erzwungen. Der grösste Brand, den Paré zugegeben hat, zerstörte dabei mehr als 870 Hektar. Der Beschuldigte könne sich nicht an alle Brände erinnern, die er gelegt haben könnte, sagt die Staatsanwältin. «Es ist möglich, dass es noch mehr sind, aber wir haben keine Beweise dafür», fügte sie hinzu. (lak)