Katie Hill ist eine 32-jährige Kalifornierin, welche im Herbst 2018 sensationell in das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Im 25. Distrikt Kaliforniens setzte sie sich völlig überraschend gegen den Bisherigen Steve Knight von der republikanischen Partei durch. Seit 1992 war der Distrikt in den Händen der Grand Old Party.
Der Erfolg Hills zog viel mediale Aufmerksamkeit auf sich. Die HBO Dok-Serie «Vice News Tonight» begleitete die junge Politikerin während des Wahlkampfes und kam zum Schluss, dass bisher wohl noch keine Kampagne «so millenial» war wie jene von Hill. Ihre Grassroot-Kampagne und der gezielte Einsatz von Social Media hinterliessen Eindruck.
Anfang Januar 2019 wurde Katie Hill also offizielles Mitglied des US-Kongresses. Neben Polit-Shootingstars wie Alexandria Ocasio-Cortez gehörte sie einer von Frauen angetriebenen Welle der Demokraten an, die Sitze von Republikanern zurückeroberte.
Doch ebenso schnell, wie Katie Hill aufgestiegen ist, ist sie abgestürzt. Am Sonntag verkündete sie bereits wieder ihren Rücktritt.
Nun, Katie Hill wurde Opfer einer «furchtbaren Schmutzkampagne», wie sie selber in ihrem Statement zum Rücktritt sagt.
Passiert ist folgendes: Vor einigen Tagen veröffentlichten die rechtskonservative Nachrichtenseite «Red State» und die britische «Daily Mail» Nacktbilder der aufstrebenden Demokratin. Auf diesen ist unter anderem zu sehen, wie Hill eine Bong raucht und eine Frau küsst.
Hill, die offen bisexuell ist, lebte nach eigenen Angaben in einer Dreiecksbeziehung mit ihrem Mann und einer Mitarbeiterin ihrer Wahlkampagne. Sämtliche sexuellen Handlungen fanden, stand heute, einvernehmlich statt.
Doch die Beziehung zu ihrem Ehemann, Kenny Heslep, verschlechterte sich. Mittlerweile läuft der Scheidungsprozess.
Wie Hill nun selber sagt, war er es, der die Nacktbilder an die Medien weitergab, um sich an ihr zu rächen. Die 32-Jährige redete in ihrem Rücktrittsvideo nicht lange um den heissen Brei herum und sagte, dass dies ein klarer Fall von «Revenge Porn», Rache-Porno, sei.
You all deserve to hear from me about why I made this devastating decision and where things go from here. I said the fight continues. I mean it, and I hope you’re with me. https://t.co/ogKkyW7I6f
— Katie Hill (@KatieHill4CA) October 28, 2019
Nach den Berichten von «Red State» rochen die Republikaner des Abgeordnetenhauses Lunte. Im Ethik-Ausschuss wurde eine Untersuchung zum Vorwurf angekündigt, Hill habe «möglicherweise eine sexuelle Beziehung» mit einem ihrer Kongressmitarbeiter gehabt. Dies ist laut den Regeln der Kongresskammer untersagt.
Diesen Vorwurf wies Hill jedoch zurück. Die Dreiecksbeziehung mit ihrer Wahlkampfmitarbeiterin und ihrem Ehemann war kein Verstoss gegen die Regeln des Repräsentantenhauses. Das war vor ihrer Zeit im US-Kongress.
Am Sonntagabend zog Hill dennoch die Reissleine und verkündete ihren Rücktritt. Mit folgender Begründung:
Hill sagte weiter, dass es die schwierigste Entscheidung ihres Lebens gewesen sei, zurückzutreten. Aber sie wolle nicht, dass ihr Fall von der Verfassungskrise in ihrem Land ablenke.
Er zeigt, dass die rechte Hetzkampagne wohl mit voller Wucht eingeschlagen hat. Nicht umsonst zog sich die Politikerin zurück. Der Hass, der auf ihr Umfeld niederprasselte, muss immens gewesen sein. Unerträglich muss für Hill auch gewesen sein, dass sich gerade Millionen von Menschen ihre intimsten Bilder ansehen.
Der Fall Hill setzt auch ein Zeichen vom Politik-Establishment an alle junge Frauen, die den Schritt in die Politik wagen: Wenn du in der Vergangenheit einen Fehler gemacht hast, auch wenn es nichts Illegales war, werden wir dich jagen. Dies während die selben Leute einem Präsidenten zujubeln, dem 25 Frauen sexuelle Belästigung vorwerfen.
Noch bevor das Ethik-Komitee die Untersuchungen abschliessen konnte, wurde der Druck auf Hill derart gross, dass sie es nicht mehr aushielt. Vielleicht hat sie ja tatsächlich gegen die Regeln verstossen und ein Verhältnis zu einem Kongressmitarbeiter gehabt, doch es wäre am Ethik-Komitee dies herauszufinden.
Ganz sicher nicht ist es die Aufgabe von den Medien Nacktbilder einer Frau zu veröffentlichen, die mutmasslich das Opfer von Rachegelüsten ihres Ehemannes wurde. Ihr Sexualleben ist nicht von öffentlichem Interesse, solange sie sich nichts zu Schulden hat kommen lassen.
Zudem weist die Causa Hill auf ein Problem hin, das in den kommenden Jahren immer grösser wird. Wie eingangs erwähnt, gehört sie einer Generation an, für die Smartphones und Social Media ein fixer Bestandteil des Alltags sind.
Während Politiker älterer Generationen kaum Spuren aus ihrer Jugend im Internet hinterliessen, lauert auf «Millenials» eine grosse Gefahr. Mit intimen Fotos oder Nachrichten, die sie gepostet oder per Handy verschickt haben, haben sie sich potentiell erpressbar gemacht. Um so wichtiger ist es, dass die Medien genau prüfen, was veröffentlicht wird und Politiker nicht auf dieses miese Spiel einsteigen.
Eines für bigotte Arschlöcher und eines für Anständige? Kommt mir auf jeden Fall so vor.
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