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Landwirtschaft

EU-Kommission will für höhere Produktion Agrar-Umweltregeln

Die Natur steht hinten an: EU-Kommission will für Produktion Agrar-Umweltregeln lockern

22.07.2022, 22:56
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Angesichts weltweit steigender Lebensmittelpreise und drohender Engpässe sollen in der EU Umweltregeln für Landwirtinnen und Landwirte gelockert werden. Somit solle die Lebensmittelproduktion gesteigert werden, teilte die EU-Kommission am Freitag mit. Konkret schlug die Behörde vor, für ein Jahr Ausnahmen für sogenannte Fruchtfolgeregeln und Stilllegungen von Ackerflächen zu gewähren.

A farmer harvests a field near Derenburg, Germany, Wednesday, July 20, 2022. (AP Photo/Matthias Schrader)
Tauziehen in der Agrarpolitik: Ernte eines Feldes in der Nähe von Derenburg, Deutschland.Bild: keystone

Mit der Reform der EU-Agrarpolitik, die ab 2023 greifen soll, wurden Umweltstandards für die Landwirtschaft ausgebaut. Darin sind auch Vorgaben enthalten, dass Landwirte nicht die gleichen Ackerpflanzen hintereinander anbauen sollen, um die Böden zu schonen. Zudem sollten eigentlich vier Prozent der Ackerfläche nicht mehr bewirtschaftet werden, um dort etwa mit Brachflächen, Blühstreifen oder Hecken dem Artensterben etwas entgegenzusetzen.

Seit Beginn des Ukraine-Krieges gibt es Forderungen, den Umweltschutz zu lockern, um mehr Getreide zu produzieren. Die nun getroffene Entscheidung wird unter anderem von CDU-Politikern begrüsst: «Die Europäische Kommission hat heute eine richtige und dringend notwendige Entscheidung getroffen», erklärten die Europaabgeordneten Peter Jahr und Norbert Lins.

Die Ukraine ist einer der wichtigsten von Weizenexporteure. Wegen des russischen Kriegs können Millionen Tonnen nicht ausgeführt werden. Bundesagrarminister Cem Özdemir unterstützt Ausnahmen für die Fruchtfolge, sieht eine Aussetzung der Flächenstilllegung aber kritisch. Ähnlich äusserte sich die Umweltschutzorganisation WWF.

Berechnungen des Agrarministeriums zeigten, dass auf diese Weise deutlich mehr Getreide geerntet werden könne, sagte der Grünen-Politiker vor wenigen Tagen in Brüssel. Ein Anbau von Weizen auf Weizen in Deutschland bringe voraussichtlich 3.4 Millionen Tonnen mehr ein. Eine Aussetzung der Vier-Prozent-Regel würde in der gesamten EU hingegen nur 3.6 Millionen bis 5.3 Millionen Tonnen mehr Weizen einbringen. (sda/awp/dpa)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Alter Mann
22.07.2022 23:53registriert September 2020
Wie immer ein Vorstoss seitens der EU, welcher die EU Bürger blenden soll, dass Brüssel gute Entscheide für die Bevölkerung fällt. Dabei sind EU Entscheidung seltenst im Sinne der Bürger, sondern meistens im Sinne der Industrie. Das kommt daher weil EU Kommissare und Abgeordnete von Industrie Lobbyisten dauernd "behandelt" werden.
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Homelander
22.07.2022 23:04registriert Oktober 2014
Ein Drittel aller Lebensmittel werden weggeschmissen. Wieso genau brauchts da Lockerungen?
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Maragia
23.07.2022 01:08registriert April 2016
Man könnte auch 1 Jahr auf tierische Produkte (oder zumindest auf Fleisch verzichten) und wir hätten absolut keine Probleme
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