Mehr als 30 Jahre nach einem Massaker in El Salvador an sechs Jesuiten und zwei Frauen ist ein früherer Oberst und Vize-Verteidigungsminister des mittelamerikanischen Landes zu mehr als 133 Jahren Haft verurteilt worden.
Die Richter des Staatsgerichtshofes in Madrid verhängten das hohe Strafmass gegen Inocente Montano für die Ermordung fünf spanischer Jesuiten. Das Gericht sah den 77-Jährigen auch schuldig am Tod eines salvadorianischen Jesuiten sowie der beiden Frauen. Dafür konnte der Ex-Militär jedoch nicht verurteilt werden, weil die USA ihn 2017 nicht wegen dieser Taten an Spanien ausgeliefert hatten, wie die Nachrichtenagentur Europa Press am Freitag berichtete.
Montano sei für die Planung und Durchführung des Attentats verantwortlich gewesen, urteilten die Richter. Das Massaker, das weltweit für Aufsehen sorgte, fand in der Nacht zum 16. November 1989 auf dem Campus der Universidad Centroamericana UCA in San Salvador statt.
Die Täter hatten es auf den spanischen Jesuiten und Rektor der Universität, Ignacio Ellacuría, abgesehen. Er galt im Bürgerkrieg (1980-1992) als Sympathisant der linken FMLN-Rebellen und wollte zwischen beiden Seiten vermitteln. Die anderen Opfer - fünf Jesuitenpater, die Haushälterin der Gruppe und deren 16-jährige Tochter - wurden erschossen, um keine Zeugen der Tat zurückzulassen.
Dem Bürgerkrieg fielen in El Salvador nach Schätzungen rund 70'000 Menschen zum Opfer. Ein Amnestiegesetz verhinderte eine Aufarbeitung der Verbrechen. Obwohl dieses Gesetz 2016 für verfassungswidrig erklärt wurde, wurden die Schuldigen an Menschenrechtsverletzungen weiter nicht belangt.
Die Universität UCA begrüsste das Urteil gegen Montano. «Heute ist ein grosser Schritt Richtung Gerechtigkeit getan worden. Aber die Justiz Salvadors versagt weiter», schrieb die UCA auf Twitter. Ähnlich äusserte sich Amnesty International. Der Justizsekretär des Präsidentenamtes El Salvadors, Conan Castro, betonte im Fernsehen: «Solche Verbrechen dürfen nicht straffrei bleiben.» (sda/dpa)