Inmitten zunehmender Spannungen hat eine Richterin in Bolivien Medien zufolge vier Monate Untersuchungshaft für die ehemalige bolivianische Übergangspräsidentin Jeanine Áñez und frühere Minister ihrer Interimsregierung angeordnet.
Die Richterin Regina Santa Cruz bestimmte, dass Áñez die U-Haft am Regierungssitz La Paz im Frauengefängnis von Obrajes verbringen soll, die früheren Minister Álvaro Coimbra und Rodrigo Guzmán im San-Pedro-Gefängnis, wie bolivianische Zeitungen am Sonntagabend (Ortszeit) berichteten.
Die Erzkonservative Áñez und ihre früheren Minister waren in den vergangenen Tagen festgenommen worden war. Áñez, die in Trinidad verhaftet und nach La Paz gebracht wurde, twitterte: «Die (Linkspartei) MAS entscheidet und das Justizsystem gehorcht.
Ich werde vier Monate festgehalten für einen 'Pusch', der niemals stattgefunden hat.» Während Demonstranten in La Paz die Entscheidung der Justiz unterstützten, rief die Bürgervereinigung von Santa Cruz, der Heimatregion des rechten Aktivisten Luis Fernando Camacho, für Montag zu einer grossen Kundgebung auf.
Áñez hatte auf Twitter einen Haftbefehl gegen sie wegen Terrorismus, Volksverhetzung und Verschwörung verlinkt, der auch mehrere frühere Minister betrifft. Áñez war Übergangspräsidentin geworden, nachdem der linke Staatschef Evo Morales nach der Wahl im Oktober 2019 auf Druck des Militärs zurücktreten musste.
Ihm wurde Wahlbetrug vorgeworfen. Morales setzte sich ins Ausland ab und seine Anhänger sprachen von einem Putsch. Die Áñez-Regierung ging mit juristischen Mitteln gegen die Linkspartei MAS vor. Als MAS-Kandidat Luis Arce die Präsidentenwahl im Oktober gewann, konnte Morales heimkehren. (aeg/sda/dpa)