International
Lateinamerika

Haftbefehl gegen Oppositionskandidatin in Nicaragua erlassen

Sie forderte Nicaraguas Präsident heraus – einen Tag später: Haftbefehl

03.06.2021, 09:0303.06.2021, 16:01
Mehr «International»
epa09138242 Cristiana Chamorro, daughter of former Nicaraguan president Violeta Barrios de Chamorro, offers a press conference in Managua, Nicaragua, 15 April 2021. Journalist Cristiana Chamorro Barri ...
Cristiana Chamorro.Bild: keystone

Einen Tag nach Ankündigung ihrer Kandidatur für das Präsidentenamt in Nicaragua ist gegen die prominente Oppositionelle Cristiana Chamorro ein Haftbefehl erlassen worden. Neben dem Vorwurf der Geldwäsche wird die Tochter der früheren Staatschefin Violeta Barrios de Chamorro auch der «ideologischen Falschheit» bezichtigt, wie die Justizbehörde des mittelamerikanischen Landes am Mittwoch mitteilte.

Ein Gericht in der Hauptstadt Managua gab ausserdem einem Antrag der Staatsanwaltschaft statt, Chamorro unter anderem die Ausübung öffentlicher Ämter sowie die Ausreise zu verbieten, wie örtliche Medien unter Berufung auf eine zunächst nicht öffentlich zugängliche Mitteilung der Justiz berichteten. Ihr Bruder, der Journalist Carlos Chamorro, schrieb am Abend (Ortszeit) auf Twitter, ihr Wohnhaus sei mehr als fünf Stunden lang durchsucht werden. Seine Schwester stehe nun unter Hausarrest, das Haus sei weiter von der Polizei «besetzt».

Knapp zwei Wochen zuvor hatte Nicaraguas Innenministerium mitgeteilt, es gebe klare Indizien für Geldwäsche in einer nach der Ex-Präsidentin Barrios de Chamorro benannten Stiftung in den Jahren 2015 bis 2019, als die Tochter diese leitete. Die jüngere Chamorro wies die Anschuldigung zurück: Das «Regime» des autoritären Präsidenten Daniel Ortega wolle verhindern, dass bei der Präsidentenwahl im November frei gewählt werde. Am Dienstag verkündete sie ihre Bewerbung für die Kandidatur des oppositionellen Parteienbündnisses Alianza Ciudadanos por la Libertad (Allianz Bürger für die Freiheit) bei der Wahl.

Ausländische Menschenrechtler und mehrere Regierungen verurteilten das Vorgehen der Führung Nicaraguas. US-Aussenminister Antony Blinken twitterte: «Oppositionsführerin Chamorro willkürlich auszuschliessen, spiegelt Ortegas Angst vor freien und fairen Wahlen wider. Die Nicaraguaner verdienen eine echte Demokratie.»

Die christlich-sozialistische Sandinista-Regierung des ehemaligen Revolutionären Ortega sowie seiner Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo ist seit 2007 an der Macht. Im Jahr 2018 liess die Regierung Demonstrationen gewaltsam niederschlagen – es gab mehr als 300 Tote. (aeg/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tomtschi
03.06.2021 12:22registriert März 2019
Tönt ein bisschen wie unser schönes neues Terrorgesetz. Wer sich politisch engagiert kann ganz ganz schnell in Hausarrest genommen werden und seiner Rechte beraubt sein.

Im Gegensatz zur geplanten Schweizer Lösung musste in Nicaragua immerhin noch ein Gericht darüber entscheiden.
376
Melden
Zum Kommentar
15
Nur 9 Monate im Amt: UBS-Boss Ermotti streicht Monster-Bonus für 2023 ein
UBS-Chef Sergio Ermotti hat mit seiner Rückkehr zur Grossbank ordentlich mehr Lohn kassiert. Für neun Monate 2023 verdiente er 14,4 Millionen Franken.

Ermotti war per 1. April 2023 angetreten, um die Integration der übernommenen Credit Suisse zu leiten. Sein Vorgänger Ralph Hamers, der Ende März an Ermotti übergab, hatte im ganzen Jahr 2022 als CEO der Grossbank 12,6 Millionen Franken verdient.

Zur Story