Mehr als 30 Jahre nach einem Massaker an Jesuitenpriestern durch Soldaten im Bürgerkrieg in El Salvador soll der Fall wieder aufgerollt werden. Ex-Staatspräsident Alfredo Cristiani (1989-1994) und frühere ranghohe Militärs müssen sich deshalb laut Oberstem Gerichtshof des mittelamerikanischen Landes nun doch einem Strafverfahren stellen. Die Strafkammer des Gerichts hatte im September den Prozess wegen Verjährung für nichtig erklärt. Die Verfassungskammer kassierte die Einstellung am Mittwoch (Ortszeit). Die Taten könnten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit betrachtet werden, hiess es. Diese verjähren nicht.
Das Massaker fand im November 1989 auf dem Campus der Universidad Centroamericana UCA in San Salvador statt. Dabei wurden sechs Jesuitenpater, darunter fünf Spanier, sowie die Haushälterin der Gruppe und deren 16-jährige Tochter ermordet. Den Opfern waren Verbindungen zu den linken Rebellen nachgesagt worden. Im Bürgerkrieg zwischen staatlichen Kräften, rechten Todesschwadronen und den Rebellen zwischen 1980 und 1992 kamen etwa 75 000 Menschen ums Leben. Nach Einschätzung einer UN-Kommission wurden mehr als 80 Prozent der Verbrechen von den Sicherheitskräften verübt.
Ein Gericht in Spanien verurteilte im September den salvadorianischen früheren Oberst und Vize-Verteidigungsminister Inocente Montano wegen des Massakers zu mehr als 133 Jahren Haft. (aeg/sda/dpa)