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Mehr als 15'000 Ägypter sind aus Libyen in ihre Heimat zurückgekehrt

Ägypter warten in Tunesien auf den Rückflug nach Kairo.
Ägypter warten in Tunesien auf den Rückflug nach Kairo.Bild: Ali Manssour/AP/KEYSTONE
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Mehr als 15'000 Ägypter sind aus Libyen in ihre Heimat zurückgekehrt

23.02.2015, 21:2925.02.2015, 10:39
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Seit der Ermordung ägyptischer Kopten durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Libyen sind mehr als 15'000 Ägypter in ihre Heimat zurückgekehrt. Allein am Montag überquerten 3000 Ägypter den Grenzübergang Al-Sallum nach Ägypten.

Wie ägyptische Medien berichteten, wurden rund 1000 weitere aus Tunesien nach Ägypten ausgeflogen. Laut den Medienberichten überquerten mindestens 14'585 Ägypter die Grenze bei Al-Sallum, seitdem der libysche IS-Ableger am 15. Februar die Enthauptung von 21 koptischen Christen meldete, die meisten von ihnen Ägypter. 

Als Vergeltung flog die ägyptische Luftwaffe vergangene Woche zusammen mit den libyschen Streitkräften Angriffe auf IS-Stellungen in Libyen. Zudem rief Kairo alle Ägypter auf, Libyen zu verlassen, und richtete für sie eine Luftbrücke ein.

Seit Freitag wurden laut dem tunesischen Verkehrsministerium mindestens tausend Ägypter, die aus dem Westen Libyens nach Tunesien geflohen waren, in ihr Heimatland ausgeflogen. Noch am Montag sollten demnach 250 weitere Ägypter vom Flughafen Djerba-Zarzis in ihre Heimat zurückkehren. 

Zahlreiche weitere Ägypter warteten an der Grenze. Hunderttausende Ägypter leben und arbeiten in Libyen, vor allem im Bausektor und im Handwerk.

Parlament zieht sich aus Dialog zurück

Derweil verkündete das international anerkannte Parlament Libyens seinen Rückzug aus dem Dialog zur Lösung der politischen Krise in dem nordafrikanischen Land. «Die Abgeordnetenkammer hat heute dafür gestimmt, ihre Teilnahme an dem Dialog auszusetzen», teilte der Abgeordnete Issa al-Aribi mit. 

Das Parlament erklärte, es werde die Gründe für den Rückzug später mitteilen, verwies aber auf den Terroranschlag in Al-Koba, bei dem am Freitag 40 Menschen getötet worden waren. Die IS-Gruppe hatte sich zu dem Selbstmordanschlag in der östlichen Stadt bekannt. 

Ein Abgeordneter sagte, die Entscheidung zum Rückzug aus dem Dialog sei getroffen worden aus Sorge, dass die Staatengemeinschaft darauf drängt, auch Islamisten in eine künftige Einheitsregierung aufzunehmen. Der UNO-Sondergesandte für Libyen, Bernardino Leon, bemüht sich seit September vergeblich, die Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen.

Chaos und Gewalt

Die libysche Hauptstadt Tripolis steht seit vergangenem Jahr unter Kontrolle des islamistischen Bündnisses Fadschr Libya, das eine eigene Regierung und ein eigenes Parlament einsetzte. Die international anerkannte Regierung und das Parlament residieren seitdem im östlichen Tobruk. 

Zuletzt traf sich Leon am 11. Februar mit Vertretern beider Seiten in der südlichen Oasenstadt Ghadames. Die nächste Runde der Gespräche sollte am Donnerstag in Marokko beginnen. Nach Einschätzung von Beobachtern werden die Gespräche nur zum Erfolg führen, wenn die mächtigen Milizen hinter den beiden rivalisierenden Regierungen direkt miteinander sprechen. 

In Libyen herrschen Chaos und Gewalt, seitdem der langjährige Machthaber Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 mit Unterstützung einer NATO-geführten Militärallianz von den Rebellen gestürzt wurde. (sda/afp)

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