Der italienische Schriftsteller Umberto Eco ist tot. Wie italienische Medien unter Berufung auf die Familie berichteten, starb er am Freitagabend im Alter von 84 Jahren. Der Philosoph und Autor wurde 1980 gleich mit seinem ersten Roman «Der Name der Rose» weltberühmt.
Eco sei am Freitagabend bei sich zuhause gestorben, berichtete die Zeitung «La Repubblica» auf ihrer Website unter Berufung auf die Angehörigen des Schriftstellers. Eco war vor langer Zeit an Krebs erkrankt. Die Familie erklärte, Eco sei gegen 22.30 Uhr gestorben.
Eco galt als einer der grossen Intellektuellen der Zeitgeschichte: Er war unter anderem als Journalist, Lektor, Herausgeber und Universitätsprofessor tätig. Seine «Einführung in die Semiotik» gilt bis heute als internationales Standardwerk.
Der literarische Durchbruch gelang ihm mit seinem Erstlingsroman «Der Name der Rose», der von Jean-Jacques Annaud verfilmt wurde.
Nach «Der Name der Rose» feierte er mit weiteren Romanen internationale Erfolge: «Das Foucaultsche Pendel» (1988), «Die Insel des vorigen Tages» (1994) und «Baudolino» (2000) wurden internationale Bestseller. 2011 erschien die deutsche Ausgabe seines Romans «Der Friedhof in Prag».
In Mainz wurde Eco 2014 mit dem Guttenberg-Preis geehrt. Das Kuratorium würdigte seine «brillanten kulturtheoretischen Überlegungen» und bezeichnete den Norditaliener als «begnadeten Erzähler», der Millionen von Lesern in Buchkultur und -geschichte eingeführt habe. Eco wurde mit zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet. Was fehlte, war der Literatur-Nobelpreis.
Eco schreibt ebenso spannende wie verschlungene Romane, voller Geistesblitze und kulturhistorischer Dichte. Er versucht das Leben in seiner ganzen prallen und widersprüchlichen Unauslotbarkeit darzustellen. Er will nicht nur unterhalten, sondern auch provozieren, und zählt sich dabei auch nicht «zu jenen schlechten Schriftstellern, die behaupten, sie schrieben nur für sich selbst».
Eco wurde am 5. Januar 1932 als Sohn eines Buchhalters im norditalienischen Alessandria geboren. Mit seiner deutschen Frau Renate Ramge hatte Eco eine Tochter und einen Sohn. Seine Privatbibliothek umfasste nach eigenen Schätzungen etwa 50'000 Bücher.
Bis ins hohe Alter war er Kolumnist bei einer Reihe italienischer Tageszeitungen und dem Wochenmagazin «L'Espresso». Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründete er 2002 die Gruppe «Libertà e Giustizia» («Freiheit und Gerechtigkeit»), die sich als intellektuelle Opposition gegen die Politik des langjährigen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi verstand.
Seine Reflexionen über Schreiben und Literatur erschienen kurz vor seinem 80. Geburtstag auf Deutsch unter dem Titel «Bekenntnisse eines jungen Schriftstellers» (2011). Damit meinte er sich selbst. Denn weil er seine literarische Karriere so spät begonnen habe, sei er noch «ein ziemlich junger und sicher vielversprechender Romancier», schrieb Eco mit einem Augenzwinkern.
Beim letzten Werk Ecos handelt es sich um ein Essay über aktuelle Themen. Der Titel des Werks, welches Eco der Verlegerin Elisabetta Sgarbi übergeben hatte, lautet «Pape Satan Alepp».
Sgarbi und Eco hatten vor wenigen Monaten den unabhängigen Verlag «La nave di Teseo» (Das Schiff des Theseus) gegründet. Eco hatte sich zur Gründung des neuen Verlags entschlossen, nachdem das Verlagshaus Mondadori – im Besitz der Familie von Ex-Premier Silvio Berlusconi – im Oktober die neun Verlage des konkurrierenden Medienkonzerns RCS Mediagroup geschluckt hatte. Zu diesen gehörten bekannte Häuser wie Adelphi, Bompiani und Rizzoli. Sgarbi, Leiterin des von Mondadori erworbenen Verlags Bompiani, hatte daraufhin gekündigt. Auch mehrere Autoren verliessen die betroffenen Verlage, um sich Sgarbis Verlag anzuschliessen.
Zu ihnen zählten neben Eco auch Susanna Tamaro, Sandro Veronesi, Tahar Ben Jelloun, Hanif Kureishi oder Michael Cunningham. In diesem Jahr sollen 50 Titel auf den Markt kommen, berichtete Sgarbi.
Vor der Übernahme der RCS-Buchsparte durch Mondadori hatte Eco einen offenen Brief veröffentlicht, den zahlreiche weitere Schriftsteller der RCS-Verlage unterschrieben hatten. Darin hatte Eco vor einem Monopol Mondadoris in Italiens Buchsektor gewarnt.
(rof/kad/sda/dpa/afp/apa)