Der britische Schattenkanzler John McDonnell von der Labour-Partei am Sonntag im Interview des Senders Sky News über Premier Boris Johnson, der mehrere Briefe zum Brexit an Brüssel geschickt hat
«Rotzbengel» Johnson schickte zwei Briefe nach Brüssel ++ was macht die EU?
Das Wichtigste in Kürze
- Vor zwei Tagen einigte sich der britische Premierminister Boris Johnson mit der EU auf ein Brexit-Abkommen.
- Das Unterhaus trat am Samstagvormittag um 10.30 Uhr zusammen. Den Auftakt gab Johnson mit einer Erklärung zum Verlauf des EU-Gipfels und zu seinem mit Brüssel ausgehandelten Abkommen.
- Oliver Letwin, ein konservativer Abgeordneter, forderte jedoch kurz nach dem Mittag in einem Antrag, dass der Entscheid über den Brexit vertagt wird. Der Antrag wurde mit 322 Stimmen angenommen.
- Die Brexit-Entscheidung wird somit vertagt und Johnson ist verpflichtet, bei der EU eine Verlängerung zu beantragen.
Johnson der Bengel?
Der britische Schattenkanzler John McDonnell von der Labour-Partei am Sonntag im Interview des Senders Sky News über Premier Boris Johnson, der mehrere Briefe zum Brexit an Brüssel geschickt hat
EU-Staaten beraten Lage beim Brexit
Dabei ging es nach Angaben von Diplomaten aber noch nicht um die Genehmigung des Aufschubs, sondern vor allem um eine mögliche Ratifizierung des neuen Brexit-Abkommens in den kommenden Tagen, also noch vor dem gültigen Austrittsdatum 31. Oktober.
Das EU-Parlament muss dem Vertrag zustimmen und könnte dies theoretisch bereits kommenden Donnerstag tun. Die Entscheidung über den Zeitplan liegt beim Parlament selbst. Über die mögliche Verschiebung des Brexits müsste ein EU-Sondergipfel befinden.
Die britische Regierung hatte in der Nacht zum Sonntag entsprechend den Vorgaben eines britischen Gesetzes eine Verlängerung der Brexit-Frist bis Ende Januar beantragt. Denn das Unterhaus hatte am Samstag eine Entscheidung über den Brexit-Vertrag vertagt.
Premierminister Boris Johnson hatte gleichzeitig deutlich gemacht, dass er die Ratifizierung trotzdem noch vor dem 31. Oktober abschliessen und dann einen geregelten Austritt vollziehen will. (aeg/sda/dpa)
Insgesamt drei Briefe an EU-Ratschef Tusk
Kurz darauf folgte ein klärendes Schreiben des britischen EU-Botschafters Tim Barrow, der darauf hinwies, dass der Antrag auf Verschiebung von Johnson bewusst nicht unterzeichnet worden war, da die britische Regierung «vom Gesetz her» zu dem Antrag verpflichtet war. Und zuletzt erhielt Tusk ein von Johnson unterzeichnetes Schreiben, in dem sich dieser persönlich gegen die Verschiebung des Brexit-Termins aussprach. (sda/dpa)
Brief ohne Unterschrift des Premiers
Der Premierminister soll diesen Brief jedoch nicht unterschreiben, sondern einen zweiten Brief mitschicken, in dem er bekräftigt, dass er eine Verlängerung nicht billigt. So BBC News laut einer internen Quelle.
Brexit: PM sends letter to Brussels seeking further delay https://t.co/q7XyfD43Ce
— BBC Politics (@BBCPolitics) October 19, 2019
Nicht Johnson schreibt den Brief, sondern...
Eine Mehrheit der britischen Abgeordneten hatte gegen den Wunsch der Regierung gestimmt, den von Johnson nachverhandelten Austrittsvertrag schon jetzt zu billigen.
Vielmehr wurde diese Entscheidung vertagt, bis das Gesetz zur Ratifizierung des Vertrags unter Dach und Fach ist. Hintergrund ist das Misstrauen vieler Abgeordneter gegen Johnson. Sie sahen die Gefahr, dass das Gesetz noch scheitert und am 31. Oktober doch ein Chaos-Brexit drohen könnte.
Johnson bittet doch um Verlängerung
EU-Staaten beraten ab Sonntag
Das Brexit-Chaos in Bildern
Immerhin 'nen Ohrwurm gab's heute
1 Million Menschen?
This is what 1 million people marching looks like. #PeoplesVoteMarch #FinalSay #Brexit pic.twitter.com/LIwr8DJXb7
— People's Vote UK (@peoplesvote_uk) October 19, 2019
Das ist der Mann, der alles änderte
Wie viele Mitglieder der britischen Oberklasse ist Sir Oliver durchaus exzentrisch.
Einmal öffnete er nachts zwei Gaunern im Schlafanzug die Tür, die angeblich seine Toilette benutzen wollten - und dann mit seiner Geldbörse flohen. Ein anderes Mal warf er vertrauliche Regierungsdokumente in einem Londoner Park einfach in einem Papierkorb.
Im September flog Letwin auf Geheiss Johnsons aus der Partei, weil er mit anderen konservativen Abgeordneten für das Gesetz stimmte, das einen No-Deal-Brexit verhindern sollte. Er sitzt deshalb nun offiziell als Unabhängiger im Parlament.
Eindrücke der Demonstration in London
From London in the middle of the ‘to be or not to be’ 🇪🇺 #Brexit #london pic.twitter.com/aiqncss1NM
— Katarina (@Koka75_) October 19, 2019
Brighty on Boris Johnson attempting to force his Brexit deal through parliament #BrexitDeal #BorisJohnson #sketch #Brexit #NoBorisBorder #DUP #BrexitDeal #NoDealBrexit #IrishBorder #DieInADitch - political cartoon gallery in London https://t.co/dePcTdnXF6 pic.twitter.com/OXsu48Fo6I
— Political Cartoon (@Cartoon4sale) October 19, 2019
Bilder sagen mehr als 1000 Worte
Ben Jennings’s @theipaper cartoon#BrexitDebate #BrexitDeal #SuperSaturday #BorisJohnson #BorisJohnson #BrexitDeal #Boris #illustration #sketch #Brexit #NoBorisBorder #DUP - political cartoon gallery in London https://t.co/dePcTdnXF6 pic.twitter.com/31jliFxphE
— Political Cartoon (@Cartoon4sale) October 19, 2019
Juncker fordert Erklärungen aus London
Schottlands Regierungschefin freut's
Excellent - Johnson’s losing run continues and, more importantly, his contradictory promises to the ERG and Labour rebels, and his bad deal overall, can be subjected to real scrutiny. #Letwin
— Nicola Sturgeon (@NicolaSturgeon) October 19, 2019
Sturgeon pocht laut «Focus Online» weiter auf ein zweites Unabhängigkeitsreferendum in Schottland. Vor fünf Jahren hatten sich die Schotten bei einem Referendum mit knapper Mehrheit gegen einen Ausstieg aus dem Vereinigten Königreich ausgesprochen.
Die Demonstranten feiern
Incredible reaction to the Letwin amendment passing at the #PeoplesVote rally in parliament square pic.twitter.com/PIwdK7SZnP
— Abby Tomlinson (@twcuddleston) October 19, 2019
Johnson bleibt hartnäckig
Am Dienstag könnte dann bereits eine weitere wichtige Abstimmung mit der zweiten Lesung des Gesetzes anstehen. Würde das Gesetz diese Hürde passieren, könnte Johnson damit rechnen, die Unterstützung für den Deal doch noch zu bekommen.
Corbyn nimmt Johnson in die Pflicht
Die Reaktion von Johnson auf die Verschiebung
Boris Johnson says the opportunity to have a meaningful Brexit vote "has been passed up"
— BBC Breaking News (@BBCBreaking) October 19, 2019
UK PM says he's not "daunted or dismayed" by MPs backing Letwin amendment, saying he "will not negotiate a delay to Brexit"https://t.co/VAzJ7IQqgO #BrexitVote pic.twitter.com/Z8yqI2Uxgy
Die Abstimmung zur Verschiebung
MPs approve Letwin amendment to the Brexit deal
— BBC Politics (@BBCPolitics) October 19, 2019
This amendment delays approval of the deal until the necessary legislation is passed
Ayes: 322
Noes: 306
Majority: 16
Live updates: https://t.co/gQkqnzl6R4 #BrexitVote pic.twitter.com/lfsqqiw5pU
Johnson will am 31. Oktober raus
Es ist kompliziert...
Schon wieder wird eine Brexit-Abstimmung verschoben. Das vierte Mal unterdessen.
#BrexitVote #Labour !!!???#letwin pic.twitter.com/Myl8i5bJ7t
— Elisabeth Philippi (@Elisabettaphil) October 19, 2019
Boris Johnson tobt
Keine Entscheidung heute
Der Antrag von Oliver Letwin, einem konservativen Abgeordneten wurde mit 322 Stimmen gutgeheissen. Laut Gesetz muss Johnson nun eine Verlängerung der Frist für den EU-Austritt über den 31. Oktober hinaus beantragen.
Peoples Vote
I and 40573 others have signed the open letter demanding a #PeoplesVote on Brexit - add your name to it here: https://t.co/LqCA5mMbFm ✍️
— rose taylor (@porthlevensrose) October 19, 2019
Aktuelle Lage im britischen Parlament
Der Speaker hat alle Hände voll zu tun. «Ooooorder!»
Theresa May wird JA stimmen
Bald geht's los
Die Stimmung scheint gut zu sein
Humorvoller Moment in aufgeheizter Atmosphäre: Sie beschleiche das Gefühl, ein Déjà-vu zu erleben, so die ehemalige Premierministerin @theresa_may in ihrem Redebeitrag in der #Brexit-Debatte. Sie wolle dem #BrexitDeal zustimmen. Zum ganzen Redebeitrag 📲https://t.co/jKqVvYVckH. pic.twitter.com/oxaG5xrTq2
— phoenix (@phoenix_de) October 19, 2019
Ein Fest für die Karikaturisten
Wenn der #Brexit deal es jetzt nicht schafft, sind die anderen schuld...
— Ernst v. All 🇪🇺 🌻 (@ErnstvAll) October 17, 2019
(Cartoon Harm Bengen) pic.twitter.com/aNsipOCWmD
Londons Bürgermeister demonstriert mit Bürgern
And we're off! Thousands of people from all corners of our country, all ages and backgrounds, making sure our message is heard loud and clear - give the people the #FinalSay on Brexit. @peoplesvote_uk #PeoplesVoteMarch 🇪🇺 pic.twitter.com/tKyeQZKFBO
— Sadiq Khan (@SadiqKhan) October 19, 2019
Ex-Premierministerin Theresa May beobachtet die Debatte kritisch
She's like yaaaaaas not the worst prime minister any more #SuperSaturday #brexitvote pic.twitter.com/x5s5q911Z3
— Rachel Dunn (@RachelCDailey) October 19, 2019
Parlament diskutiert über Letwin-Amendment
Brexit-Gegner demonstrieren in London
Das könnte heute Nachmittag alles passieren
Wird das Letwin-Amendment angenommen, stünde damit bereits fest, dass Johnsons Deal auf Eis liegt und die gesetzliche Pflicht der Regierung eintritt, bei der EU um Aufschub zu bitten. Dennoch dürfte danach in jedem Fall über die Regierungsvorlage abgestimmt werden – mit oder ohne Änderungen.
Wird das Letwin-Amendment nicht angenommen, könnte der Brexit-Vertrag noch am Samstag in einem «Meaningful Vote» die entscheidende Hürde nehmen. Dann würde die eigentliche Ratifizierung starten, auch im EU-Parlament.
Würde der Deal abgelehnt, könnte Johnson eine Abstimmung über einen Austritt ohne Vertrag zum 31. Oktober anberaumen. Eine Mehrheit im Unterhaus ist dafür nicht absehbar.
Danach bleibt Johnson noch die Option eines Misstrauensantrags zum Sturz der eigenen Regierung mit dem Ziel, Neuwahlen auszurufen. (sda/dpa)
«Wir haben eine historische Gelegenheit.»
Johnson bezeichnete seinen mit Brüssel ausgehandelten Deal am Samstagvormittag als «grösste einzelne Wiederherstellung nationaler Souveränität in der Geschichte des Parlaments.» Nach seinen Worten wird das Abkommen nicht zu einer Senkung von Umweltstandards und Arbeitnehmerrechten führen.
Es handle sich um einen «grossartigen Deal», sagte der Regierungschef am Samstagvormittag auf einer Sondersitzung des Parlaments in London. Er empfehle daher dem Unterhaus, für das Abkommen zu stimmen.
Von den Oppositionsbänken gab es grossen Protest, von Seiten der Regierung Zustimmung.
Noch lächeln sie
With some of the Norfolk gang here to support @Conservatives & @BorisJohnson today to get Brexit done: https://t.co/U2x9YQ653x pic.twitter.com/Ncou1y7sJf
— Brandon Lewis (@BrandonLewis) October 19, 2019
Parteien drohen mit Ablehnung des Deals
Seit dem Falklandkrieg vor 37 Jahren hat es keine Parlamentssitzung mehr an einem Samstag gegeben. Britische Medien sprechen von einem «Super Saturday».
Vor der Sitzung appellierte Johnson nochmals an die Abgeordneten, für seinen Deal zu stimmen. «In weniger als zwei Wochen, am 31. Oktober, würden wir dann schon aus der EU sein.»
Damit könnte ein «schmerzhaftes Kapitel» in der britischen Geschichte beendet werden, schrieb Johnson am Samstag in einem öffentlichen Brief in der Zeitung «The Sun». Es handle sich um ein «grossartiges Abkommen» für jeden Teil des Landes.
Boris Johnson eröffnet Sondersitzung
Premierminister Johnson appelliert im Brexit-Streit ans Parlament
Damit könnte ein «schmerzhaftes Kapitel» in der britischen Geschichte beendet werden, schrieb Johnson am Samstag in einem öffentlichen Brief in der Zeitung «The Sun». Es handle sich um ein «grossartiges Abkommen» für jeden Teil des Landes.
Das Unterhaus tritt am Samstagvormittag um 10.30 Uhr zusammen. Den Auftakt gibt Johnson mit einer Erklärung zum Verlauf des EU-Gipfels und zu seinem mit Brüssel ausgehandelten Abkommen. Anschliessend dürfte es eine mehrstündige Debatte geben. Mit dem Beginn der Abstimmungen wird gegen 15.30 Uhr gerechnet.
Johnson steht unter Druck, die Zustimmung des Unterhauses zu seinem Deal noch am Samstag zu erhalten. Sonst ist er per Gesetz verpflichtet, einen Antrag auf Verlängerung der an Halloween auslaufenden Brexit-Frist in Brüssel zu beantragen. Der Premier hat keine eigene Mehrheit im Parlament; er muss um jede Stimme kämpfen.
Bei den Brexit-Hardlinern in seiner Konservativen Partei traf das Austrittsabkommen unterdessen auf weitgehende Zustimmung. Die auch als Spartaner bekannten 28 Mitglieder der innerparteilichen European Research Group (ERG) wollten sich kurz vor der Sondersitzung noch über ein gemeinsames Vorgehen beraten. Erwartet wird jedoch, dass Johnson die überwiegende Mehrheit der Hardliner auf seiner Seite hat.
Ein von Johnsons Vorgängerin Theresa May mit Brüssel ausgehandeltes Brexit-Abkommen war drei Mal im Parlament durchgefallen. Die Briten hatten sich in einem Referendum vor über drei Jahren mit knapper Mehrheit für den Ausstieg aus der Staatengemeinschaft ausgesprochen. (sda/dpa)
Mit Material von sda
