International
Medien

Preisgekrönte philippinische Journalistin muss hinter Gitter

Preisgekrönte philippinische Journalistin muss hinter Gitter

15.06.2020, 07:58
Mehr «International»

Die regierungskritische philippinische Journalistin Maria Ressa ist in einem Verleumdungsprozess zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Eine Richterin in Manila legte am Montag das Strafmass gegen die 56-Jährige und den mitangeklagten Journalisten Reynaldo Santos Jr. auf eine Höchstdauer von sechs Jahren und eine Mindestdauer von sechs Monaten und einem Tag fest.

Rappler CEO and Executive Editor Maria Ressa gestures during a press conference in Manila, Philippines on Monday June 15, 2020. Ressa, an award-winning journalist critical of the Philippine president, ...
Maria Ressa am Montag in Manila.Bild: keystone

Beide wurden ausserdem zu einer Geldstrafe verurteilt. Sie blieben gegen Kaution auf freiem Fuss. Das Urteil gilt als Schlag gegen die Pressefreiheit in dem südostasiatischen Land. Menschenrechtler protestierten.

Die mehrfach ausgezeichnete Ressa ist Chefredakteurin des Online-Nachrichtenportals Rappler, und sie ist als scharfe Kritikerin des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte bekannt. Der Prozess geht auf einen Artikel zurück, der 2012 auf Rappler erschien und in dem ein Geschäftsmann mit Menschenhandel und Drogenschmuggel in Verbindung gebracht wurde.

Richterin Rainelda Estacio Montesa erklärte, das Urteil bedeute keine Einschränkung der Meinungsfreiheit, denn es gehe um den Schutz vor Diffamierung. Gegen das Urteil kann noch Berufung eingelegt werden.

Ressa sagte, das Urteil sei ein Schlag gegen Pressefreiheit und Demokratie, komme aber nicht unerwartet. Anscheinend solle an den Angeklagten ein Exempel statuiert werden. «Wir sollen Euch Angst einjagen ... Habt keine Angst», sagte sie. «Denn wenn Ihr Eure Rechte nicht nutzt, werdet Ihr sie verlieren.»

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnte, dass der Fall Auswirkungen über die Philippinen hinaus haben könne. «Der Rappler-Fall wird nicht nur in den Philippinen widerhallen, sondern in vielen anderen Ländern, die dieses Land bisher als einen soliden Hort der Pressefreiheit betrachteten», sagte der stellvertretende Asien-Direktor der Organisation, Phil Robertson. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Bilder zeigen, wie wichtig Pressefreiheit ist
1 / 12
Diese Bilder zeigen, wie wichtig Pressefreiheit ist
Am 3. Mai jährt sich seit 1994 der internationale Tag der Pressefreiheit. Die «Reporter ohne Grenzen» nutzen dieses Datum, um zu zeigen, was die Welt nicht sieht, aber trotzdem sehen sollte. Im Bildband «Fotos für die Pressefreiheit» zeigt RoG Fotografien von 20 FotografInnen, die dort waren, wo man sie nicht haben will. Sie haben Kriegsgebiete bereist, in Mafia-Zirkeln recherchiert und haben ihre Privilegien eingesetzt, um von dort zu berichten, wo es die vierte Gewalt so gar nicht gibt. ... Mehr lesen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
«Kann mir Empathie nicht leisten»: Darum wird der CEO-Mörder als Volksheld gefeiert
Luigi Mangione ist der Hauptverdächtige im Mordfall des US-Krankenversicherungschefs Brian Thompson in New York. Viele Leute sehen in ihm einen Rächer der Armen. Seine Motivation war aber wohl eine andere.

«Ein echter amerikanischer Held», «Gerechtigkeit» oder «eine absolute Legende», schreiben Menschen auf der Spendenseite «GiveSendGo» zu ihren Beiträgen. Fast 10'000 Dollar sind schon zusammengekommen. Der geplante Empfänger: Luigi Mangione. Der hat nicht etwa Geldprobleme oder eine schwere Krankheit wie viele, für die auf solchen Seiten Geld gesammelt wird.

Zur Story