Mexiko hat am Donnerstag Drogenboss Joaquín Guzmán alias «El Chapo» an die USA ausgeliefert. Guzmán sei den US-Behörden übergeben worden, teilte das mexikanische Aussenministerium mit. Zuvor hatte der oberste Gerichtshof einen Einspruch des inhaftierten Chefs des Sinaloa-Kartells gegen seine Auslieferung zurückgewiesen.
Breaking: @realDonaldTrump will inherit a REALLY bad hombre. AP reports Mexican drug lord #ElChapo is being extradited to the US.
— Scott Shafer (@scottshafer) 19. Januar 2017
Gegen Guzmán lagen zwei Auslieferungsersuchen vor, eines aus Kalifornien und eines aus Texas. Die Behörden in den beiden US-Bundesstaaten werfen «El Chapo» (der Kurze) Mord und Drogenhandel vor und wollen ihn deshalb vor Gericht stellen. Ihm droht in den USA eine lange Haftstrafe.
Da in Texas bei Mord die Todesstrafe verhängt werden kann, mussten die US-Behörden Mexiko garantieren, dass Guzmán nach seiner Auslieferung und einem Schuldspruch nicht hingerichtet wird.
Die Auslieferung erfolgte einen Tag vor dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident. Trump hatte Mexikaner im Wahlkampf als Drogenhändler und Vergewaltiger beschimpft und will zum Schutz vor illegalen Einwanderern eine Mauer an der Grenze bauen. Experten werteten die Auslieferung von «El Chapo» kurz vor dem Regierungswechsel in Washington als vertrauensbildende Massnahme.
Das mexikanische Aussenministerium hatte einer Auslieferung des Drogenbosses ins Nachbarland im vergangenen Mai zugestimmt. Einer der Anwälte Guzmáns, Andrés Granados, schloss nicht aus, dass er nach einer Prüfung der Ablehnungsgründe den interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof anrufen werde.
«Es ist offensichtlich, dass diese Entscheidung eine schwere Verletzung der Menschenrechte ist», sagte Guzmáns Anwalt José Refugio Rodríguez im Radiosender Fórmula. «Mit dieser Trophäe für den Präsidenten der USA hat die Regierung ihr Werk vollendet.»
«El Chapo» sass in einem Gefängnis in Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA ein. Zuletzt hatte er über seine Behandlung im Hochsicherheitsgefängnis geklagt. Seine Frau Emma Coronel sagte, die Justizvollzugsbeamten liessen ihren Mann nicht schlafen und isolierten ihn von anderen Gefangenen. Körperlich und psychisch gehe es ihm sehr schlecht.
«El Chapo» galt einst als mächtigster Drogenboss der Welt und war zweimal aus mexikanischen Hochsicherheitsgefängnissen geflohen. 2001 setzte er sich in einem Wäschewagen aus der Haftanstalt Puente Grande ab. Im Februar 2014 wurde er in der Küstenstadt Mazatlán im Westen des Landes festgenommen.
Nach nur 17 Monaten in Haft floh er 2015 durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel aus dem Gefängnis Altiplano. Vor gut einem Jahr fassten Marineinfanteristen «El Chapo» in der Stadt Los Mochis im Westen des Landes.
Mexiko hatte sich lange gegen die Auslieferung des Drogenbosses an die USA gewehrt. Staatspräsident Enrique Peña Nieto hatte stets erklärt, dass «El Chapo» von einem mexikanischen Gericht verurteilt werden solle.
Die erneute Flucht des Drogenbosses 2015, für die dieser auch Helfer in den Reihen der Sicherheitskräfte gehabt haben muss, führte aber offensichtlich zum Sinneswandel.
Auf Twitter sorgte der Zeitpunkt der Überstellung «El Chapos» just am Vortag der Amtseinführung des neugewählten US-Präsidenten Donald Trump für viele Kommentare:
El Chapo is being extradited to the U.S. one day before Donald Trump's #Inauguration? 🤔 pic.twitter.com/oDrllsp1Oi
— NUFF$AID (@nuffsaidNY) 20. Januar 2017
#ElChapo extradited to the U.S. Here's hoping #Trump didn't offer him a cabinet post 😳 ... #Inauguration
— Sally Cox (@kreatable) 19. Januar 2017
Dear Mexican Drug Lords:
— Professor Negro (@professornegro) 19. Januar 2017
We'll gladly give you @realDonaldTrump in exchange for the unconditional release of #ElChapo https://t.co/Rx0GdULRWe
Obama should pardon El Chapo on his last day and then hewill make it into my top ten favorite presidents list #freeelchapo
— Garrett Gauntt (@GarrettGauntt) 19. Januar 2017
Die Vorschläge der Twitter-Gemeinde bezüglich der Zukunft des Ausgelieferten reichten von einem Regierungsposten im Trump-Kabinett über das Amt des Chefs der US-Antidrogenbehörde (DEA) bis zu einer möglichen Begnadigung durch den noch amtierenden Präsidenten Barack Obama in letzter Minute. Auch die von Trump versprochene Mauer kann den «bad hombre» nicht daran hindern, in die USA zu gelangen, wurde weiter gefrotzelt. (kad/sda/afp/dpa)