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Bulgarische Grenzpolizei erschiesst Flüchtling

Bulgarische Grenzpolizei erschiesst Flüchtling

16.10.2015, 17:4816.10.2015, 17:48

Tödliche Schüsse an der EU-Aussengrenze: Die bulgarische Polizei hat im Grenzgebiet zur Türkei einen Flüchtling getötet. Laut Polizei wurde der Mann von einem abgefälschtem Warnschuss getroffen. Es dürfte nach bisherigen Erkenntnissen der erste derartige Fall in der EU sein.

Nach der Obduktion der Leiche berichtete das bulgarische Staatsfernsehen, es gebe keine grosse Schusswunden, wie bei einem direkten Schuss. Ein Warnschuss eines Grenzpolizisten sei zunächst gegen die Kolonne einer Brücke geprallt. Dann traf der Querschläger den Mann am Hals.

Bulgarische Polizei an der Grenze zur Türkei.
Bulgarische Polizei an der Grenze zur Türkei.
Bild: STOYAN NENOV/REUTERS

Das Opfer gehörte demnach zu einer Gruppe von 54 Migranten vermutlich aus Afghanistan, die am späten Donnerstagabend bei Sredez gestellt wurden, etwa 30 Kilometer hinter der türkischen Grenze. Die Gruppe habe Widerstand geleistet, sagte am Freitag der Hauptkommissar im Innenministerium, Georgi Kostow.

Die anderen Mitglieder der Gruppe wurden festgenommen. Förmliche Ermittlungen zum Hergang liefen an. Es soll laut Regierung auch geprüft werden, ob es sich bei der Gruppe wirklich um Flüchtlinge handelt.

UNO verurteilt Vorfall

Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) verurteilte den Vorfall. Gewaltanwendung sei nicht gerechtfertigt, sagte der UNHCR-Sprecher in Sofia, Boris Tschschirkow, im Staatsradio. Dagegen hält es die bulgarische Polizeigewerkschaft für «recht früh, über Schuldige zu sprechen». Der bulgarische Regierungschef Bojko Borissow war am Donnerstagabend wegen des Vorfalls vorzeitig vom EU-Gipfel in Brüssel abgereist.

Das ärmste EU-Land Bulgarien liegt nicht auf der aktuellen Balkanroute von Flüchtlingen aus Krisengebieten nach Deutschland. Seit Jahresbeginn hat das Land 17'000 nicht-registrierte Migranten an den Grenzen und im Inneren des Landes aufgegriffen. In seinen Flüchtlingszentren sind nach amtlichen Angaben etwa 20'000 Menschen registriert und untergebracht.

(sda/afp/dpa)

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