Das Drama um die «Sea Watch 3» geht weiter. Das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea Watch legte am Samstag nach mehr als zwei Wochen auf offener See mit 40 Migranten an Bord im Hafen der italienischen Insel Lampedusa an. Carola Rackete, die Kapitänin der «Sea Watch 3», wurde daraufhin festgenommen, das Schiff beschlagnahmt.
Auf ihrer bislang letzten Mission nahm die «Sea Watch 3» am 12. Juni vor der Küste Libyens 53 Flüchtlinge an Bord. 13 von ihnen, darunter Frauen, Kranke und Kinder, durften zwischenzeitlich nach Italien gebracht werden. Mit 40 weiteren Migranten an Bord harrte das Schiff bis zuletzt vor Lampedusa aus – in der Nacht zum Samstag dann verlor Rackete die Geduld.
Carola Rackete wurde soeben verhaftet pic.twitter.com/G6ZcNNggRX
— Marvin (@Marvin87510172) 29. Juni 2019
Nach langem Warten auf eine Lösung, «die sich leider nicht abzeichnet, habe ich mich jetzt entschlossen, selbständig im Hafen anzulegen», sagte die 31-Jährige in einem Video der Hilfsorganisation Sea Watch. Rackete droht nun eine jahrelange Haftstrafe.
Der rechte Hardliner Matteo Salvini, italienischer Innenminister, sieht sich in dem Kräftemessen als Sieger: «Mission erfüllt», schrieb der Minister bei Twitter. «Verbrecherische Kapitänin festgenommen, Piratenschiff beschlagnahmt, Höchststrafe für die ausländische Nichtregierungsorganisation.»
Mittlerweile reagierten in Deutschland zahlreiche Köpfe aus Politik und Unterhaltungsbranche auf die Festnahme.
Das Vorgehen der italienischen Behörden stiess vor allem in Deutschland auf grosse Kritik in der Öffentlichkeit: «Die Verhaftung von Kapitänin (Carola) Rackete zeigt die Ruchlosigkeit der italienischen Regierung und offenbart das Dilemma der europäischen Flüchtlingspolitik», sagte Grünen-Chef Robert Habeck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Es sei eine «Sprachverdrehung orwellschen Ausmasses», wenn Italiens Innenminister Matteo Salvini Rackete «Unterstützung von Menschenhändlern» und Piraterie vorwerfe, sagte Habeck. «Der eigentliche Skandal ist das Ertrinken im Mittelmeer, sind die fehlenden legalen Fluchtwege und ein fehlender Verteilmechanismus in Europa.»
Die TV-Moderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf meldeten sich per Twitter und sagten der Kapitänin ihre Unterstützung zu:
«Für den Fall, dass die italienischen Behörden Carola Rackete, die Kapitänin der SeaWatch 3, strafrechtlich verfolgen, werden wir, wie im letzten Jahr, Geld für die anfallenden Rechtskosten und Ausgaben der Lebensretter sammeln und spenden», schrieben sie in einem gemeinsamen Statement, das sie bereits am Freitag vor der Festnahme von Rackete veröffentlichten.
Für den Fall, dass die italienischen Behörden Carola Rackete, die Kapitänin der SeaWatch 3, strafrechtlich verfolgen, werden wir, wie im letzten Jahr, Geld für die anfallenden Rechtskosten und Ausgaben der Lebensretter sammeln und spenden. ❤️😘
— klaas heufer-umlauf (@damitdasklaas) 28. Juni 2019
LG, @damitdasklaas & @janboehm
Klaas und Böhmermann machen sich schon länger für die Seenotrettung stark und sammelten vergangenens Jahr schon Geld für die Gerichtskosten einer Seenotrettungscrew. Damals ging es um das Rettungsschiff «Lifeline». Es kamen mehrere Hunderttausend Euro zusammen.
(bn/ mit Material von afp und dpa)
Das Flüchtlingsproblem ist doch hausgemacht :
1. Entwicklungshilfe seit Jahrzehnten aber in den Ländern wird es nicht besser weil das Geld nicht richtig eingesetzt wird.
2. Falsche politische Entscheidungen. Z. B. Irak, da wurde Amerika in diesem unlegitimierten Krieg unterstützt und wir in Europa bekommen die Flüchtlinge weil der Irak ein einziges Chaos ist.
3. Die Länder der EU ein unsozialer Haufen sind. Nutzen ja, mitbezahlen nein. Z. B. Faire Flüchtlingsverteilung.
4. Italien wird allein gelassen.
Usw.
Auf eine Art verstehe ich aber die Wut der Italiener. Seit Jahren schauen die europäischen Partner weg und überlassen die Migranten Italien. Es gibt keinen Verteilschlüssel und sie wollen einen erzwinhen. Was ich eigentlich sehr nachvollziehbar finde. Und dann kommt ein deutsches NGO und fährt einen italienischen Hafen an "hier habt ihr noch ein paar mehr" - aber mehr als Kritik kommt dann von Deutschland nicht. Ja, ich würde das auch als sehr frustrierend empfinden.
Anstatt eine Lebensretterin als Täter zu verurteilen, sollte lieber das Problem angehangen werden... Aber das wäre ja zu kompliziert