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Experten stellen Frontex vernichtendes Zeugnis aus

Experten nehmen Frontex unter die Lupe – und stellen vernichtendes Zeugnis aus

07.06.2021, 18:5330.03.2022, 12:42
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FILE - In this Friday Feb. 28, 2020 file photo, refugees and migrants arrive in a dinghy accompanied by Frontex vessels at the village of Skala Sikaminias, on the Greek island of Lesbos, after crossin ...
Migranten kommen in einem Schlauchbot auf Lesbos an. Im Hintergrund ein Schiff der Frontex.Bild: keystone

Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hat nach Einschätzung von Experten des Europäischen Rechnungshofs bislang nicht den von ihr erwarteten Beitrag zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung und grenzüberschreitenden Kriminalität geleistet. Die Unterstützung für die Nationalstaaten in diesen Bereichen sei «nicht wirksam genug», heisst es in einem am Montagnachmittag veröffentlichten Sonderbericht.

Demnach war es der seit der Flüchtlingskrise 2015/2016 stark ausgebauten Agentur bis zuletzt nicht einmal möglich, ein vollständiges und aktuelles Bild der Lage an den EU-Aussengrenzen zu erstellen. Nach gemeinsamen Operationen mit Grenzschutzeinheiten von Mitgliedstaaten gebe es zudem keine solide Evaluation, heisst es in dem Bericht.

Als Ursache für die Mängel werden vor allem Versäumnisse bei Frontex selbst, aber auf Seite der EU-Staaten genannt. So monieren die Experten, dass Frontex zum Beispiel bei der Personalplanung nicht die erforderlichen Massnahmen ergriffen habe, um die Organisation so anzupassen, dass das Mandat erfüllt werden kann. Der Präsident der Behörde, Klaus-Heiner Lehne, sprach in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» von einem «herausragenden Fall» organisatorischer Defizite.

File - In this Monday, Dec. 2, 2019 file photo, Fabrice Leggeri, Executive Director of Frontex, attends a meeting of EU Interior ministers at the EU Council building in Brussels. European Union lawmak ...
Gerät unter Druck: Frontex-Chef Fabrice Leggeri.Bild: keystone

Zugleich wird auch kritisiert, dass Mitgliedstaaten zum Teil nicht die für die Arbeit von Frontex erforderlichen Informationen bereitstellten oder unvollständige und minderwertige Daten lieferten. Im Bereich der grenzüberschreitenden Kriminalität fehle ein geeigneter Rahmen für den notwendigen Informationsaustausch, schreiben die Prüfer.

Als problematisch werden die Defizite auch deswegen gesehen, weil Frontex in den kommenden Jahren erheblich wachsen und weitere Aufgaben übernehmen soll. So sehen die Planungen vor, die Grenzschutztruppe bis 2027 schrittweise von derzeit rund 1500 auf bis zu 10'000 Grenzschützer aufzustocken. Die entsandten Frontex-Einsatzkräfte sollen dann zum Beispiel mit Genehmigung des jeweiligen Gaststaates auch Grenzkontrollaufgaben durchführen können.

Frontex war 2004 von der EU gegründet worden und nach der 2015 begonnenen Flüchtlingskrise zur Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache ausgebaut worden. Der eigentliche Grenzschutz fällt zwar weiterhin unter die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten, die Agentur soll aber eigentlich für ein gemeinsames Management der Aussengrenzen sorgen und nationale Grenzschutzeinheiten bei Bedarf effektiv unterstützen. Im Einsatz sind auch Beamte aus der Scweiz.

Statt sichtbaren Fortschritten gab es zuletzt allerdings vor allem Kritik an der Arbeit von Frontex-Einheiten. Dabei geht es unter anderem um mögliche illegale Zurückweisungen von Schutzsuchenden an den EU-Aussengrenzen. So haben griechische Grenzschützer Medienberichten zufolge mehrfach Boote mit Migranten illegal zurück in Richtung Türkei getrieben. Frontex-Beamte sollen dabei teils in der Nähe gewesen sein und dies nicht verhindert haben. Mehrere EU-Stellen untersuchen die Vorwürfe. Frontex-Chef Fabrice Leggeri sah bislang kein Fehlverhalten bei seiner Behörde. (sda/dpa)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El Tirador
07.06.2021 20:21registriert März 2017
Nichts neues von der Frontex...
Siehe: https://frontexfiles.eu/
Da hat das Team um Böhmi Dutzende Akten und Versäumnisse zusammengetragen.
Eine Organisation, welche dringend von A bis Z gründlich überdacht und durchleuchtet werden sollte...
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Siru
07.06.2021 20:42registriert Juli 2015
Ist es tatsächlich so, wie es qnhand des Artikels scheint, dass im Expertenbericht des Europäischen Rechnungshofes nur technische Versäumnisse beanstandet werden und mit keinem Wort auf die menschenrechtswidrigen und menschenverachtenden Aktionen von Frontex eingegangen wird?
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butch3r
07.06.2021 19:48registriert Januar 2019
War schon 2014 ein Thema..
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