Er hat sich so sehr einen Abschied gewünscht, der nicht zum «mope-fest» würde, nicht zum Depro-Ereignis, zum Taschentuch-Anlass, zum Brüelilätsch-Event. Er wünschte sich eine Party mit «pranks», mit Streichen, etwa mit einem gespenstischen Klopfen aus dem Sarg. Es ist beinahe gelungen an diesem Mittwochnachmittag kurz nach 13 Uhr Ortszeit in Birmingham. In der Stadt also, in der Ozzy Osbourne am 3. Dezember 1948 als viertes von sechs Kindern zur Welt gekommen ist, in der Stadt, in der er die Band Black Sabbath gegründet hat, zum Working Class Hero und zum Prince of Darkness geworden ist.
Es ist 23 Grad warm an diesem Nachmittag, der Himmel ist ein Leichentuch aus gleichmässig grauen Wolken, keine Sonne, kein Regen. Abertausende säumen die Strassen, Hunderttausende schauen sich den Abschied auf diversen Livestream-Kanälen an, die BBC ist mit mehreren Korrespondenten vor Ort und interviewt Menschen. Ein Mann sagt, er habe für Ozzys letzte Tour frei genommen auf der Arbeit, mit der Begründung: «Ich muss zu einer Beerdigung.»
Lange ist von dem befürchteten «mope-fest» nichts zu spüren, die Leute sind dankbar und fröhlich, sie wollen ihren Helden noch einmal feiern. Einige haben ihre Hunde mitgebracht, weil Ozzy ein Hundenarr war. Die Verbundenheit mit dem für immer heimgekehrten Sohn der Stadt kennt keine Grenzen. Einige schenken dem anwesenden Sicherheitspersonal die mitgebrachten Blumen, schliesslich sind auch die Security Guards Ozzy-Fans und legen ihre Blumen dankbar zu den anderen, ins Blumenmeer auf der Black Sabbath Bridge und der Black Sabbath Bench.
Und dann setzt der Trauerzug ein. Zuvorderst Polizei auf Motorrädern. Dahinter eine kleine Brass Band, die «Iron Man» von Black Sabbath spielt. Nichts Depressives. Ozzy sagte einst dazu: «Ehrlich gesagt ist es mir egal, was sie bei meiner Beerdigung spielen. Sie können ein Medley aus Justin Bieber, Susan Boyle und ‹We Are the Diddymen› spielen, wenn es sie glücklich macht.»
Schliesslich folgt der Leichenwagen, auf dem Dach ein Kreuz aus violetten Hortensien, innendrin der schwarze Sarg mit riesigem OZZY-Schriftzug zu beiden Seiten, auch der aus violetten Hortensien, hinten ein kleiner weisser Rosenstrauss. Dem Leichenwagen folgen sechs weitere schwarze Autos mit der Familie.
An der Black Sabbath Bridge halten sie an. Die Familie steigt aus. Und alle zerfliessen in Tränen. Ozzys Witwe Sharon, die von einem Musikjournalisten als «Tier der Musikindustrie» beschrieben wird, wirkt zerbrechlich wie nie, sie ist eine kleine traurige Frau, die vor Weinen geschüttelt wird. Birminghams Bürgermeister versucht, sie zu trösten. Auch die Kinder Kelly, Jack und Aimee weinen, einzig die kleinen Enkel winken ins Publikum. Den anwesenden TV-Journalistinnen brechen die Stimmen, es ist zu viel.
Später wird Ozzy Osbourne in einer privaten Zeremonie, zu der auch Elton John erwartet wird, beigesetzt. Ermöglicht hat den Abschied vor grossem Publikum seine Witwe, sie hat den Umzug und die Sperrung einiger Strassen seit den frühen Morgenstunden finanziert, niemand in Birmingham hatte dagegen etwas einzuwenden. Schon gar nicht, nachdem Ozzy Osbourne dort am 5. Juli sein letztes Konzert gegeben hatte. 17 Tage später war er tot.
«Wir nannten es den ‹Summer of Sabbath›», sagt eine Frau am Strassenrand, «wir ahnten nicht, dass er mit Ozzys Tod enden würde.»
(sme)
Wir verneigen uns vor dir in Dankbarkeit, und drehen für dich die Verstärker auf 11!
Schon krass aber, nach all der Zeit nochmals Sabbath-Show, kurz darauf der Final Curtain, der Kreis der sich schliesst.
Ich hatte mal einen Klienten, Künstler, nach über 20 Jahren konnte er endlich noch eine Vernissage machen, nochmals in den alten Glanz und Freude. Drei Wochen später gestorben.
Vielleicht ist das ein Artist-Ding. Gehen wenns am schönsten ist.