Ozzy Osbourne ist tot. Die Nachricht erschütterte viele Fans auf der ganzen Welt und sorgte für zahlreiche Beileidsbekundungen von Musikerkollegen. Gleichzeitig ist es wohl erstaunlich, dass der Skandalrocker bei seinem Lebensstil mit Sex, Drugs and Rock and Roll 76 Jahre alt werden konnte.
Osbourne war einer der alten Garde der Musikwelt. Geboren 1948 in Birmingham, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen in einem Arbeiterviertel, galt John Michael Osbourne schon in seiner Jugend als schwierig. Gemäss eigenen Aussagen wurde er von älteren Mitschülern sexuell missbraucht und systematisch gemobbt. Mit 15 brach er die Schule ab und verdiente sich sein Leben als Kleinkrimineller.
Ende der 1960er-Jahre, inmitten der Flower-Power-Zeit, gründete er mit drei Kollegen die Rockband «Black Sabbath». Inspiration war ein Horrorfilm.
Ihr Hardrock war noch roher und härter als bis anhin bekannt. Mit ihrem Debütalbum 1970 prägten sie das Genre von Heavy Metal. Mit ihrem düsteren, schweren Sound, den harten Gitarrenriffs und den zynischen Texten wurden Black Sabbath zu Pionieren der Rockmusik. Zu ihren bekanntesten Songs zählen «Paranoid», «Iron Man» und «War Pigs».
Osbournes markante, nasale Stimme war neben dem düsteren Gitarrensound von Tony Iommi das prägende Element der Musik. Auf der Bühne agierte der Showman neben dem eher introvertierten Leadgitarristen und dem fast stoischen Bassisten Geezer Butler wie ein Wahnsinniger, hüpfte auf der Bühne herum und klatschte wild in die Hände. Wegen Drogen- und Alkoholproblemen feuerte ihn die Band 1979.
Mit Hilfe seiner Managerin Sharon Arden, die er später heiratete, startete Osbourne eine Solokarriere. Mit Hits wie «Crazy Train», «Mr. Crowley» oder «I Don’t Know» wurde gleich sein Debütalbum «Blizzard of Ozz» (1980) ein kommerzieller Erfolg. Insgesamt soll der skandalumwitterte Rockstar etwa 100 Millionen Platten verkauft haben.
Das Musikbusiness war hart. Osbourne schrieb in seiner Autobiografie: «Es machte grossen Spass, aber es war echte Knochenarbeit. Wir fingen jeden Tag zu Mittag an und spielten bis zwei Uhr morgens. Um wach zu bleiben, nahmen wir Speed, Pillen, Dope, Bier, einfach alles, was wir in die Finger bekamen.»
Osbournes jahrelanger Drogen- und Alkoholkonsum zeigte sich auch in seinem Verhalten. In wahrscheinlich nicht ganz so nüchternem Zustand machte der Rocker zahlreiche Schlagzeilen und sorgte für Kontroversen. Bei einem Konzert biss er einer Fledermaus, die ein Zuschauer auf die Bühne geworfen hatte, den Kopf ab, weil er sie für ein Gummitier hielt. Das wurde später sogar zu seinem Markenzeichen.
Die Fledermaus war nicht das einzige Tier, das der Musiker enthauptet hat. Bei einem Meeting 1980 mit dem Plattenlabel CBS hatte er zwei Tauben dabei. Einer biss er dabei den Kopf ab und spuckte ihn auf den Schoss eines Anwesenden. Das Blut soll nur so gespritzt haben.
Bei einem anderen Vorfall soll er eine Horde Katzen erschossen haben, da diese das Auto seiner Frau zerkratzten. Neben Tieren musste auch ein Fernseher daran glauben. Diesen warf Osbourne aus dem neunten Stock eines Luxushotels in Prag. Grund dafür: einfach, weil er so was noch nie getan hatte.
In die Geschichte eingegangen ist auch sein Auftritt im Weissen Haus 2002. Osbourne war so betrunken, dass er auf den Tisch sprang und herumschrie. Der damalige Präsident George W. Bush soll seine Einladung bereut haben.
Sein wildes Auftreten, das Spiel mit der Provokation und mit Horror-Elementen begeisterte die Fans, verschreckte aber besonders in den USA konservative und religiöse Gruppen. Immer wieder wurde ihm vorgeworfen, ein Teufelsanbeter zu sein, doch Osbourne wies das stets zurück, mit schwarzer Magie habe er nichts am Hut.
Tatsächlich hatte Osbourne die düsteren Anspielungen oft mit einem Augenzwinkern versehen. Viele seiner Fans sahen darin eher eine spielerische Art, mit den dunklen Seiten des Lebens und dem Tod umzugehen, als ernstzunehmenden Okkultismus. In einem Interview des «Guardian» bezeichnete sich Osbourne selbst als Christ.
Über 40 turbulente Jahre ging Sharon Osbourne mit Ozzy durchs Leben. Kennengelernt haben sie sich im Jahr 1970. Ihr Vater war damals der Manager der Band. Zusammen kamen sie aber erst neun Jahre später, als Ozzy aus der Band geworfen wurde. Sie päppelte ihn wieder auf, übernahm die Rolle seiner Managerin und verhalf ihm zu seiner Solokarriere. Aus der Ehe entstanden drei Kinder.
Osbourne gab später zu, kein guter Vater und kein guter Ehemann gewesen zu sein, auf Facebook nannte er sich gar ein «Arschloch». Die Beziehung der zwei war aufgrund seines Drogenkonsums und Affären ein Auf und Ab.
Einem jüngeren Publikum ist er vor allem als exzentrischer Familienvater aus der preisgekrönten Doku-Soap «The Osbournes» bekannt, eine der ersten Reality-TV-Shows überhaupt. 2002 konnte die Welt seine Ehe und das verrückte Leben mit den nicht weniger schillernden Kindern Kelly und Jack hautnah miterleben, als sich die Osbournes Tag und Nacht für MTV filmen liessen. Das half auch seiner musikalischen Karriere.
Mit Black Sabbath tat er sich mehrfach wieder zusammen. 2013 schnellte die Band mit der Comeback-Platte «13» wieder an die Spitze der Charts, bevor sie sich 2016 und 2017 mit ihrer «The End Tour» von ihren Fans verabschiedete. Kurz darauf begann Ozzy Osbourne seine eigene Abschiedstour als Solokünstler, die er aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste.
In den letzten Jahren hatte der legendäre Frontmann mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. 2019 war bei ihm Parkinson diagnostiziert worden. Zuletzt erfüllte er sich einen lange gehegten Traum und trat am 5. Juli ein letztes Mal auf. Im Stadion Villa Park in seiner Heimatstadt Birmingham gab er ein grosses Abschiedskonzert. Er absolvierte es im Sitzen und konnte nur noch wenige Hits singen – doch vielen Fans standen die Tränen in den Augen. Der Erlös des Konzerts wurde gespendet, es handelt sich dabei um 190 Millionen Dollar.
Die BBC berichtete unter Berufung auf seinen Publizisten, er sei in Grossbritannien gestorben. In einer Mitteilung seiner Familie hiess es: «Mit mehr Trauer, als Worte ausdrücken können, müssen wir mitteilen, dass unser geliebter Ozzy Osbourne heute Morgen gestorben ist. Er war bei seiner Familie und von Liebe umgeben.» Osbourne und seine Familie lebten seit den frühen 2000ern im US-Bundesstaat Kalifornien, doch er habe stets eine Basis im Land seiner Geburt behalten, so die britische Rundfunkanstalt.
Für seine Beerdigung hatte Osbourne klare Vorstellungen. Die Musik sei egal, wichtiger sei ihm aber die gute Stimmung. Er schrieb dazu in einer Kolumne in der «Times» gemäss dem «Tagesanzeiger»: «Mir würde auch ein bisschen Schabernack gut gefallen: etwa ein Klopfen aus dem Sarg.»
(kek mit Material der sda/dpa)
Was viele vielleicht nicht wissen :
Die waren auch die Erfinder des "Down-Tunnings". IMHO.
Also die ganze Gitarre war dann teilweise bis zu 2 ganze Töne tiefer gestimmt.
(Tomi Iommi hatte sich mal 2 seiner Fingerkuppen halb abgeschnitten)