Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann reissen nicht ab. Jetzt war der Fall auch Thema bei «Hart aber fair» in der ARD. Unter dem Motto «Der Fall Rammstein und die Frage: Männer, seid Ihr wirklich noch nicht weiter?» diskutierte Moderator Louis Klamroth am Montag unter anderem mit Ex-Musikmanager und Ex-«DSDS»-Juror Thomas Stein. Der sorgte mit seinen Äusserungen zu Lindemann für Empörung.
«Waren Sie schon einmal bei einem Rammstein-Konzert?», fragt Thomas Stein in der Talk-Runde und erklärt dann völlig selbstverständlich: «Wie der (Anm. der Red.: Till Lindemann) mit 60 Jahren über die Bühne rennt, da soll der plötzlich runtergehen und jemanden beglücken? Da muss er ins Museum, das ist eine Kraft, die kannst du gar nicht aufbringen.»
Ihn überrasche zwar «heute gar nichts mehr», meint Stein, doch die Vorwürfe gegen Lindemann verwunderten ihn schon. Er sei doch ein «zugänglicher Zeitgenosse», verkündet der Ex-«DSDS»-Juror weiter. Er verweist auf die Unschuldsvermutung, sagt aber auch: Eine Straftat gehöre in diesem Fall bestraft – aber «etwas einfach so in den Raum zu stellen, das ist eine Riesengefahr», erklärte er. «Hier wird jemand wirklich extremst vorverurteilt», findet Stein.
Auch das Vorkommen einer «Row Zero», wie es bei Rammstein-Konzerten üblich ist, hält er für nicht ungewöhnlich. «Die gab es schon immer – bei Heino, bei Roberto Blanco und bei Rammstein», meint Stein.
"Es wird hier Jemand extremst vorverurteilt", sagt der ehemalige Musikmanager Thomas Stein bei #hartaberfair @DasErste zu den sexuellen #Vorwürfen um Till Lindemann, den Frontmann der Band #Rammstein. pic.twitter.com/BjZHioqAqJ
— hart aber fair (@hartaberfair) June 19, 2023
Die Aussagen von Thomas Stein zu Till Lindemann sorgen auf Twitter für Entsetzen. Die Me-Too-Debatte sei «komplett an ihm vorbeigerauscht», beschwerte sich ein Twitter-User beispielsweise.
Wenn man völlig behämmerte Altmänner-Kommentare aus dem Showbiz des letzten Jahrtausends braucht, dann fragt man Thomas Stein an.#MeToo ist an dem komplett vorbei gerauscht.
— Blake 📵 Out of Order 💝 (@BlakesWort) June 20, 2023
Das wandelnde „Aber sie hatte doch einen sehr kurzen Rock an!“-Opferumkehr-Argument.#hartaberfair
Vor allem Steins Wortwahl des «Beglückens» machte die Zuschauer:innen fassungslos.
T.Stein bewundert derweil Till Lindemann für seine Fähigkeit, die Arbeit und Performance auf der Bühne mit der Tätigkeit als misogynes Arschloch und mutmaßlicher sexueller Gewalttäter auch mit 60 noch so easy unter einen Hut zu bringen. Und "Frauen zu beglücken". #HartaberFair
— Anne anne_vlpx@mastodon.social (@Anne_VLPX) June 19, 2023
🤮
"beglücken"...? WTF????
— DagmarS 🇺🇦💚🏳️🌈🌻 (@DagmarSaeger) June 19, 2023
Stein, der Inbegriff des alten weißen Mannes verniedlicht sexuelle Belästigung. #Hartaberfair
Just wow: So wie Lindemann sich als 60jähriger während der Show verausgabe, könne er doch gar nicht mehr jemanden unter der Bühne "beglücken". Geht's noch ekelhafter, Thomas Stein? Damit startet Ihr in die Sendung? Und niemand widerspricht?#HartAberFair
— Frau Lila - Agent #13237 (@FrauLilaLila) June 19, 2023
Letztendlich waren es nicht nur Steins Aussagen, die für Kritik sorgten. Auch CDU-Kommunalpolitikerin Lisa Schäfer sorgte bei den Zuschauer:innen für Kopfschütteln. Sie betonte: «Ich wurde noch nie begrabscht.» Unangenehm sei ihr allerdings, «wenn ich durch Brennpunktstrassen in grösseren Städten laufe und mir junge Männer, deren Sprache ich oft nicht verstehe, Sprüche hinterherrufen. Da entsteht ein Gefühl der Unsicherheit», erklärte sie. In der Talk-Runde sorgte das für Unverständnis. Louis Klamroth fragte nach, ob sie denn kein Englisch könne.
Auf Twitter gingen die Meinungen dazu weit auseinander, während die einen Schäfer Rassismus vorwarfen, nahmen die anderen sie in Schutz und kritisierten die Reaktionen in der Talk-Runde als überheblich. Auch das sei laut einem User «Victim Blaming at its best».
-Beim Fall Till Lindemann heißt es: „Hinterfrage nichts und höre dem Opfer zu!!“
— darüber lässt sich streiten (@querverweiser) June 20, 2023
-Bei Lisa Schäfer heißt es von Louis Klamroth „Sprechen Sie kein Englisch?“ und von »feminist activist« Stefanie Lohaus „Mir geht's so auf dem Oktoberfest 😁“ #hartaberfair https://t.co/VG1v5Ct6wO
Wenn sich Lindemann an seinen Groupies vergangen hat, soll er die Rechnung dafür kassieren. Zusammen mit allen, die weggeschaut haben.
Aber bis jetzt ist das alles ein Haufen heisser Luft, gebaut auf Insta-Posts und ähnlich wertlosen "Beiträgen".
Die Verurteilung muss aber der Justiz überlassen werden, nicht dem Mob und auch nicht den Medien!