Nach Vorwürfen über zwei Jahrzehnte gegen R. Kelly ist der berühmte R&B-Sänger wegen sexuellen Missbrauchs in zehn Fällen angeklagt worden. Die Fälle stammen aus den Jahren 1998 bis 2010 und drehen sich um vier teils minderjährige Opfer.
Kelly erschien am Samstag zu einer ersten Anhörung vor Gericht, nachdem er sich am Freitagabend den Behörden in Chicago gestellt hatte. Nach einem Bericht der Zeitung «Chicago Tribune» bezeichnete der Richter John Fitzgerald Lyke Jr. die Anschuldigungen gegen Kelly als «verstörend».
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 52-Jährigen unter anderem vor, ein minderjähriges Mädchen missbraucht zu haben, das ihn während seines Gerichtsverfahrens 2008 um ein Autogramm gebeten habe.
Kelly habe zwischen Mai 2009 und Januar 2010 mehrfach Sex mit ihr gehabt. Sie habe der Polizei ein T-Shirt gegeben und vorläufige Tests hätten eine DNA-Übereinstimmung mit Kelly gezeigt, hiess es in dem Bericht weiter.
Die Staatsanwaltschaft ist zudem im Besitz eines Videos, das Kelly mutmasslich beim Sex mit einem Mädchen zeigen soll, das zu dem Zeitpunkt 14 Jahre alt gewesen sein soll. Von einem Video, das den R&B-Sänger beim Sex mit einem minderjährigen Mädchen zeigen soll, hatte am Freitag schon der Star-Anwalt Michael Avenatti berichtet.
I expect R Kelly to also face federal charges in the coming weeks/months. These charges will be distinct from the crimes for which he was charged yesterday and will result in a separate criminal proceeding. Ultimately, R Kelly will rightly spend his remaining days in prison.
— Michael Avenatti (@MichaelAvenatti) 23. Februar 2019
«Nach fortlaufendem sexuellen Missbrauch und sexuellen Übergriffen gegen minderjährige Mädchen über 25 Jahre ist der Tag der Abrechnung für R. Kelly gekommen», schrieb Avenatti am Freitag bei Twitter bevor die Staatsanwaltschaft die Anklage verkündete. «Es ist vorbei.»
Avenatti ist einer der prominentesten Anwälte der USA und vertrat zuletzt die frühere Porno-Darstellerin Stormy Daniels bei ihrer Verleumdungsklage nach einer behaupteten Affäre mit Präsident Donald Trump. Wie er an das neue Video gelangt war, sagte Avenatti nicht.
Der Richter setzte die Kaution für den Sänger auf eine Million US-Dollar an. Um auf freien Fuss zu kommen, muss Kelly aber nur ein Zehntel der Kautionssumme hinterlegen. Ausserdem müsse der Sänger seinen Pass abgeben, wenn er aus der Haft frei kommen wolle.
Der Richter untersagte Kelly überdies jeglichen Kontakt zu Minderjährigen sowie zu allen mutmasslichen Opfern und Zeugen in dem Verfahren. Kelly liess alle Vorwürfe über seinen Anwalt Steve Greenberg zurückweisen. «Ich glaube, die Frauen lügen alle», sagte der Verteidiger.
Gegen R. Kelly («I Believe I Can Fly») waren Anfang Januar in einer TV-Dokumentation Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen erhoben worden. Diese reichen bis in die 90er Jahre zurück. Kelly hat die Vorwürfe mehrfach abgestritten.
Am Donnerstag hatten zwei weitere Frauen Kelly in New York zudem beschuldigt, sie missbraucht zu haben. Die heute 39 und 40 Jahre alten Frauen sollen zum Zeitpunkt der Übergriffe 15 und 16 Jahre alt gewesen sein. Sie erklärten, der Sänger habe sie bei einem Konzert kennengelernt und ihnen gemeinsamen Sex vorgeschlagen.
Die ersten Vorwürfe gegen R. Kelly wurden vor 20 Jahren bekannt, verurteilt worden ist der dreifache Grammy-Gewinner bisher nicht. Eine Ehe mit der mittlerweile verstorbenen Sängerin Aaliyah, die zum Zeitpunkt des Eheschlusses minderjährig war, wurde annulliert.
2002 wurde Kelly im Zusammenhang mit einem Sex-Video wegen des Verdachts auf Kinderpornografie festgenommen. 2008 wurden aber alle Vorwürfe gegen ihn fallengelassen. (leo/sda/dpa/afp)