Zwei nach dem mysteriösen Mord am älteren Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un festgenommene Frauen sollen die Giftattacke wissentlich verübt haben. Davon geht die Polizei aufgrund eines Überwachungsvideos aus. Die Frauen hatten das Gegenteil behauptet.
Malaysias Polizeichef Khalid Abu Bakar sagte am Mittwoch auf eine entsprechende Frage eines Journalisten: «Ja, natürlich wussten sie es.» Ein Überwachungsvideo vom Flughafen in Kuala Lumpur, auf dem das Attentat zu sehen ist, zeige, dass eine der Frauen sofort nach der Tat einen Waschraum aufsuche, weil sie sich «sehr bewusst» gewesen sei, dass sie wegen des Gifts ihre Hände waschen musste.
Video allegedly taken from several CCTV’s at the Kuala Lumpur Intn'l Airport shows the last moment of #KimJongNam https://t.co/ul2CIaMlVz pic.twitter.com/oakbBGHhKr
— People's Daily,China (@PDChina) 19. Februar 2017
Das Überwachungsvideo wurde am Montag veröffentlicht. Es zeigt den eigentlichen Angriff auf den Halbbruder Kims, Kim Jong Nam. Ein japanischer Fernsehsender zeigte die Sequenz, in der sich zwei Frauen Kim nähern. Eine greift ihn von hinten an und drückt ihm mutmasslich ein Tuch ins Gesicht. Nach dem Angriff wendet sich das Opfer an das Flughafenpersonal und wird in eine Klinik gebracht.
Surveillance footage purportedly showing attack on Kim Jong Nam released pic.twitter.com/jEBVSLLlJQ
— CGTN (@CGTNOfficial) 20. Februar 2017
Vier Verdächtige wurden bereits festgenommen, darunter ein 46-jähriger Nordkoreaner. Mehrere weitere Verdächtige aus Nordkorea werden noch gesucht.
Unter den Festgenommenen ist auch eine Indonesierin. Die Behörden ihres Heimatlandes hatten vermutet, dass die 25-Jährige bei dem Attentat «ausgetrickst» worden ist. Die Frau habe glauben sollen, sie nehme an einem Streich für eine Fernsehshow im Stil der «Versteckten Kamera» teil. Dieser Version widersprach nun der malaysische Polizeichef.
Polizeichef Abu Bakar teilte am Mittwoch weiter mit, nach den bisherigen Ermittlungen stünden fünf Nordkoreaner in Zusammenhang mit der Attacke unter Verdacht. Drei weitere, darunter ein Diplomat und ein Mitarbeiter der staatlichen nordkoreanischen Fluggesellschaft, würden gesucht und sollten befragt werden.
Entsprechende Gesuche zur Vernehmung der beiden seien an den nordkoreanischen Botschafter gerichtet worden. Bei einer Weigerung müssten Zwangsmassnahmen ergriffen werden, sagte Abu Bakar.
Der 45-jährige Halbbruder von Nordkoreas Staatschef war am Montag vor einer Woche am Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Südkoreanischen Medien zufolge sprühten ihm die Täterinnen Gift ins Gesicht, bevor er an Bord einer Maschine nach Macau gehen wollte. Nach Angaben aus Südkorea ergaben die malaysischen Ermittlungen, dass Pjöngjang hinter dem Anschlag steckt. (sda/afp)