International
Österreich

Österreich: ÖVP tritt in Koalitionsverhandlungen mit FPÖ ein

ÖVP tritt in Koalitionsverhandlungen mit FPÖ ein – Proteste gegen Rechtsruck

Die rechte FPÖ und die konservative ÖVP beginnen mit Verhandlungen über eine Regierungskoalition in Österreich. Diesen Beschluss der Parteispitzen teilte die ÖVP mit, während am Abend Tausende Menschen in mehreren Städten gegen einen Rechtsruck protestierten.
09.01.2025, 19:0609.01.2025, 20:27
Mehr «International»

Nach dem Wahlsieg der FPÖ im Herbst hatte die bisherige Kanzlerpartei ÖVP zunächst versucht, eine Koalition aus den Parteien der Mitte zu schmieden. Nach dem Platzen dieser Gespräche am vorigen Wochenende erhielt FPÖ-Chef Kickl von Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Regierungsauftrag - und somit die Chance, Kanzler zu werden.

«Wir treten in Verhandlungen mit der FPÖ ein», sagte ÖVP-Chef Christian Stocker. Als die «wichtigsten Eckpfeiler» für seine Partei dabei nannte er erneut die Bewahrung der liberalen Demokratie, Österreichs EU-Mitgliedschaft und die Ablehnung russischer Einflussnahme. Er sprach damit indirekt die EU-kritische und russlandfreundliche Haltung der FPÖ an, die als mögliche Stolpersteine gelten.

ÖVP und FPÖ sind sich ihrer restriktiven Haltung gegen Zuwanderung weitgehend einig. Es ist noch unklar, ob sie ihre aussenpolitischen Differenzen überwinden können, um eine Regierung zu bilden. Zwischen den beiden Parteien herrschen auch atmosphärische Spannungen. Kickl hatte etwa vor Beginn der Verhandlungen von der ÖVP gefordert, Verantwortung für die Wirtschaftskrise einzugestehen. Die ÖVP hat hingegen die FPÖ wiederholt als Sicherheitsrisiko für Österreich bezeichnet.

Proteste in Wien, Innsbruck, Salzburg und Graz

Vor dem Kanzleramt in Wien protestierten mehrere tausend Menschen gegen die Bildung einer Rechts-Regierung unter Führung der FPÖ. In Innsbruck, Salzburg und Graz versammelten sich jeweils mehrere Hundert Menschen.

Die Demonstranten in Wien hielten Schilder und Transparente mit Botschaften in die Höhe wie «Wir wollen kein rechtsextremes Österreich» und «Nie wieder ist jetzt». Viele Slogans richteten sich auch gegen FPÖ-Chef Herbert Kickl als möglichen nächsten Kanzler. Die Menge buhte, als während der Demonstration bekannt wurde, dass die FPÖ und die konservative ÖVP formell den Beginn von Koalitionsverhandlungen beschlossen hatten.

Organisiert wurde die Demonstration in Wien von sozialen und kirchlichen Organisationen sowie von Gruppen, die sich für Umweltanliegen und Flüchtlinge einsetzen. «Es droht ein autoritärer Angriff auf Demokratie, Menschenrechte, Umweltschutz und den sozialen Zusammenhalt in unserem Land», hiess es in ihrem Protestaufruf. Auch linke Parteien waren bei der Kundgebung vertreten. (hkl/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
15
    Wie mächtig ist Donald Trump wirklich?
    Vor seinem Amtsantritt scheint der wieder gewählte Präsident auf dem Gipfel seiner Macht zu sein.

    Seit dem 5. November kann man den Zustand der politischen Welt in einem kurzen Satz zusammenfassen: Warten auf Donald Trump. Das Schicksal der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, aber auch die Zukunft der Weltwirtschaft und der Weltordnung scheinen von den nicht voraussehbaren Launen des Mannes abhängig zu sein, der in einer Woche wieder ins Weisse Haus einziehen wird.

    Zur Story