31 Frühchen sind am Sonntag aus dem umkämpften Schifa-Krankenhaus in Gaza evakuiert worden. Der Rettungsdienst Roter Halbmond teilte mit, sie seien in Krankenwagen in den Süden des Gazastreifens gebracht worden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kamen die Babys dort auf die Intensivstation der Entbindungsklinik des emiratischen Al-Hilal-Krankenhauses. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zeigte auf der Plattform X, vormals Twitter, einen UN-Mitarbeiter mit kugelsicherer Weste und Helm, der ein winziges Baby hochhebt.
Es würden weitere Evakuierungen von verbliebenen Schwerkranken im Schifa-Krankenhaus geplant, teilte Tedros mit. Dafür seien aber Sicherheitsgarantien der Konfliktparteien nötig.
WHO-Mitarbeiter hatten die Zustände im Schifa-Krankenhaus nach einem ersten Besuch am Samstag als verheerend beschrieben. Am Eingang hätten sie ein Massengrab gesehen, in dem nach Angaben von Schifa-Personal mehr als 80 Menschen begraben worden waren. Das Personal habe wegen der Kämpfe rund um den Krankenhauskomplex keine Abfälle mehr beseitigen können, die sich deshalb in den Gängen und vor den Türen sammelten. Die WHO sprach von einer «Todeszone».
Insgesamt befanden sich den WHO-Mitarbeitern zufolge noch 25 Angestellte und 291 Patienten in dem Krankenhaus. Neben den Babys seien dort zwei Menschen auf der Intensivstation ohne Beatmung gewesen, weil es keinen Strom gab. Andere Patienten hätten teils schwere Frakturen, Amputationen und Verbrennungen. 29 hätten Rückenmarksverletzungen gehabt. Viele Patienten hätten Infektionen gehabt, weil sich in der unhygienischen Atmosphäre Wunden entzündeten und das Krankenhaus keine Antibiotika mehr gehabt habe.
Die palästinensische Gesundheitsministerin Mai al-Kaila hatte Israel am Samstag aufgefordert, im Schifa-Krankenhaus «zurückgelassene» Patienten, darunter auch die Frühchen, in andere Kliniken zu verlegen.
Israelische Soldaten sind seit Tagen in und um die Klinik im Einsatz - ungeachtet internationaler Kritik an dem militärischen Vorgehen in einem Krankenhaus. Israel wirft der islamistischen Hamas vor, das Krankenhaus für terroristische Zwecke zu missbrauchen und unter den Gebäuden eine Kommandozentrale zu betreiben. Hamas bestreitet dies. (sda/dpa)