International
Palästina

Spitäler im Süden des Gazastreifens am Anschlag

«Tsunami»: Britischer Arzt über die Folgen der israelischen Offensive

24.09.2025, 11:0524.09.2025, 16:33

Wegen Israels Bodenoffensive in der Stadt Gaza flüchten weiter viele Menschen von dort. Seit Montag sollen Tausende die Stadt im Norden des Gazastreifens wegen heftiger Angriffe verlassen haben.

Das berichteten Einwohner der Nachrichtenagentur DPA. Israels Armee habe ihren Einsatz noch einmal intensiviert und sei inzwischen ins Zentrum der Stadt vorgerückt.

Auch die Zeitung «Times of Israel» berichtete, die Armee dringe immer tiefer in die Stadt vor. Die Zeitung meldete unter Berufung auf eine Schätzung des israelischen Militärs, dass inzwischen rund 640'000 Palästinenser aus der Stadt Gaza geflüchtet seien. Die Armee bestätigte die Zahl auf Anfrage zunächst nicht. Am Donnerstag hatte sie mitgeteilt, dass mehr als 550'000 Palästinenser die Stadt verlassen hätten.

FILE - Displaced Palestinians flee northern Gaza Strip on top of a vehicle carrying their belongings along the coastal road near Wadi Gaza, Monday, Sept. 22, 2025. (AP Photo/Abdel Kareem Hana)
Top Ver ...
Aus dem Norden geflüchtete Palästinenser, 22. September 2025.Bild: keystone

Spitäler am Anschlag

Dass so viele Palästinenser in so kurzer Zeit die Stadt Gaza in Richtung Süden verlassen, stellt für die Spitäler im mittleren und südlichen Gazastreifen eine grosse Herausforderung dar.

Martin Griffiths ist leitender Unfallchirurg in London und seit zwei Wochen als Freiwilliger im Gazastreifen. Zum britischen Guardian sagte er, es kämen jeden Tag mehr Leute aus dem Norden mit Explosions- und Schussverletzungen – die Wunden seien alt, dreckig und infiziert.

«Alle sind hungrig, unterernährt, haben ihr Zuhause und ihre Liebsten verloren, und alle haben Angst. Uns fehlt es an allem.»
Martin Griffiths

Griffiths arbeitet in einem Feldlazarett in der Region al-Mawasi an der Küste im südlichen Gazastreifen. Es hat 90 Betten, musste jedoch in nur einer Nacht 160 Verletzte aufnehmen. Israel hat in der Gegend von al-Mawasi eine humanitäre Zone eingerichtet.

epa12286065 Tents of internally displaced Palestinians in Al Mawasi, Gaza Strip, as seen from a German Air Force plane airdropping humanitarian aid, 06 August 2025. Two planes were scheduled to take o ...
Zeltlager in der humanitären Zone al-Mawasi, 6. August 2025.Bild: keystone

Die Situation wurde auch dadurch verschärft, dass in den letzten Tagen gleich mehrere medizinische Einrichtungen in der Stadt Gaza schliessen mussten – wegen der fortschreitenden israelischen Bodenoffensive. Griffiths ergänzt:

«Menschen werden aus den [Spitälern in Gaza-Stadt] überwiesen oder kommen einfach auf eigene Faust. Es gibt sehr viele Kinder, einige noch sehr klein, und viele jüngere Männer, [aber] die Explosionen treffen alle. Wir sehen, wie dieser Tsunami auf uns zukommt, mit immer mehr Verletzten und immer weniger [Material zur Behandlung].»

Evakuationsaufruf

Vor dem Beginn des verstärkten militärischen Vorgehens Israels lebten in der Stadt Gaza rund eine Million Einwohner und Binnenvertriebene. Die israelische Armee hat die Menschen angewiesen, sich in den Süden des Gazastreifens zu begeben.

Members of Al-Kafarna family, who were evacuated from Gaza City, sit in front of their tent in a camp for displaced Palestinians in Muwasi, an area that Israel has designated as a safe zone, in Khan Y ...
Diese Familie hat die Stadt Gaza verlassen und lebt nun in al-Mawasi.Bild: keystone

Aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen hiess es, bei israelischen Angriffen seien seit dem Morgen in der Stadt Gaza 18 Menschen getötet worden. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israelische Verluste

Israels Armee gab bekannt, dass am Montag ein Soldat im Norden des Gazastreifens getötet worden sei. Israelischen Medien zufolge kam er in der Stadt Gaza ums Leben und war damit der erste Soldat, der seit Beginn der Bodenoffensive vor einer Woche getötet wurde.

(rbu) mit Material von sda und dpa

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So emotional war die Freilassung dreier Gaza-Geiseln
1 / 14
So emotional war die Freilassung dreier Gaza-Geiseln
Am Sonntagnachmittag werden die drei Geiseln Romi Gonen, Emily Damari und Doron Steinbrecher in Gaza dem Roten Kreuz übergeben.
quelle: keystone / abed hajjar
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Israelischer Verteidigungsminister Katz postet Video von Luftangriff auf Gaza
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
75 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Fakten_Checker
24.09.2025 11:18registriert September 2025
Diese Kriegsverbrechen (Bsp. Hunger als Waffe ist ein Kriegsverbrechen) und die ständigen Völkerrechtsverletzungen durch Israel müssen sofort aufhören. Druck aus Europa und den usa muss viel stärker werden. Ich spreche auch von der jüdischen Diaspora weltweit. Das kann nicht in ihrem Sinne sein was Israel in Gaza tut.
10336
Melden
Zum Kommentar
avatar
mental
24.09.2025 11:26registriert Dezember 2021
Terror wird mit Terror wird mit Terror vergolten.
Bin gespannt was als nächstes kommt.
4811
Melden
Zum Kommentar
avatar
Biggie Smalls
24.09.2025 12:00registriert November 2015
realtalk: wie lange dulden wir das noch? wie lange darf das idf noch so vorgehen?
4530
Melden
Zum Kommentar
75
Swatch-Beschäftigte in der Türkei treten in Streik
Bei Swatch sind laut Gewerkschaftsangaben die Beschäftigten von den 16 direkt betriebenen Swatch-Filialen in der Türkei am Montag in einen Streik getreten. Die Arbeitsniederlegung folgte auf das Scheitern monatelanger Verhandlungen zwischen dem Schweizer Uhrenhersteller und der Gewerkschaft Koop-Is.
Zur Story