«Tsunami»: Britischer Arzt über die Folgen der israelischen Offensive
Wegen Israels Bodenoffensive in der Stadt Gaza flüchten weiter viele Menschen von dort. Seit Montag sollen Tausende die Stadt im Norden des Gazastreifens wegen heftiger Angriffe verlassen haben.
Das berichteten Einwohner der Nachrichtenagentur DPA. Israels Armee habe ihren Einsatz noch einmal intensiviert und sei inzwischen ins Zentrum der Stadt vorgerückt.
Auch die Zeitung «Times of Israel» berichtete, die Armee dringe immer tiefer in die Stadt vor. Die Zeitung meldete unter Berufung auf eine Schätzung des israelischen Militärs, dass inzwischen rund 640'000 Palästinenser aus der Stadt Gaza geflüchtet seien. Die Armee bestätigte die Zahl auf Anfrage zunächst nicht. Am Donnerstag hatte sie mitgeteilt, dass mehr als 550'000 Palästinenser die Stadt verlassen hätten.
Spitäler am Anschlag
Dass so viele Palästinenser in so kurzer Zeit die Stadt Gaza in Richtung Süden verlassen, stellt für die Spitäler im mittleren und südlichen Gazastreifen eine grosse Herausforderung dar.
Martin Griffiths ist leitender Unfallchirurg in London und seit zwei Wochen als Freiwilliger im Gazastreifen. Zum britischen Guardian sagte er, es kämen jeden Tag mehr Leute aus dem Norden mit Explosions- und Schussverletzungen – die Wunden seien alt, dreckig und infiziert.
Griffiths arbeitet in einem Feldlazarett in der Region al-Mawasi an der Küste im südlichen Gazastreifen. Es hat 90 Betten, musste jedoch in nur einer Nacht 160 Verletzte aufnehmen. Israel hat in der Gegend von al-Mawasi eine humanitäre Zone eingerichtet.
Die Situation wurde auch dadurch verschärft, dass in den letzten Tagen gleich mehrere medizinische Einrichtungen in der Stadt Gaza schliessen mussten – wegen der fortschreitenden israelischen Bodenoffensive. Griffiths ergänzt:
Evakuationsaufruf
Vor dem Beginn des verstärkten militärischen Vorgehens Israels lebten in der Stadt Gaza rund eine Million Einwohner und Binnenvertriebene. Die israelische Armee hat die Menschen angewiesen, sich in den Süden des Gazastreifens zu begeben.
Aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen hiess es, bei israelischen Angriffen seien seit dem Morgen in der Stadt Gaza 18 Menschen getötet worden. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israelische Verluste
Israels Armee gab bekannt, dass am Montag ein Soldat im Norden des Gazastreifens getötet worden sei. Israelischen Medien zufolge kam er in der Stadt Gaza ums Leben und war damit der erste Soldat, der seit Beginn der Bodenoffensive vor einer Woche getötet wurde.
(rbu) mit Material von sda und dpa
