Es regnete Flugblätter: Die israelische Armee warf in den vergangenen Tagen Evakuierungsflugblätter vom Himmel über Gaza-Stadt ab, um die Bewohner:innen hinsichtlich einer möglichen israelischen Bodenoffensive aufzufordern, in den Süden des Gazastreifens zu fliehen.
Doch die Palästinenser:innen befinden sich in einer Zwickmühle, denn die Hamas forderte die Menschen auf, in ihren Häusern zu bleiben – aus gutem Grund.
In Gaza-Stadt leben rund 1,1 Millionen Menschen, rund die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens. In der grössten Stadt des Territoriums liegt auch das Hauptquartier der Hamas. Die Hamas regiert den Gazastreifen seit 2006 mit eiserner Faust – und missbraucht nun die eigene Bevölkerung als Schutzschild.
The Israeli Air Force dropped leaflets in the Gaza Strip urging residents to evacuate to the south
— NEXTA (@nexta_tv) October 13, 2023
Israel will destroy the Hamas regime and destroy its military capabilities, the country's defense minister said. pic.twitter.com/Z8Ozqqzxar
Um nicht angegriffen zu werden, haben sich die Terroristen einem Sprecher der israelischen Armee zufolge nicht in Militärkasernen, sondern in Wohnhäusern verbarrikadiert, in denen Zivilist:innen leben. Somit verschafft sich die Hamas gegenüber der israelischen Armee einen taktischen Vorteil.
Israel reagiert darauf mit dem Aufruf der Evakuierung, der stark seitens der Vereinten Nationen und den Hilfsorganisationen kritisiert wurde. Der schnelle Exodus würde «unsagbares menschliches Leid» verursachen. Für ältere Menschen, Neugeborene in Brutkästen und Menschen auf der Intensivstation könnte die Verlegung einem «Todesurteil gleichkommen».
Doch dies hält Israel nicht davon ab, die Evakuierung weiter voranzutreiben. «Nehmen Sie Ihre Habseligkeiten, gehen Sie nach Süden. Bewahren Sie Ihr Leben und tappen Sie nicht in die Falle, welche die Hamas Ihnen stellt», warnte der israelische Oberstleutnant Jonathan Conricus.
Auf der anderen Seite forderten Staatsmedien die Einwohner:innen dazu auf, die Warnung aus Israel zu ignorieren und sich nicht auf den Weg in den südlichen Teil der Enklave zu machen. Bei der Evakuierungsverordnung würde es sich um «falsche Propaganda» und «psychologische Kriegsführung» handeln.
Ausserdem teilten die Hamas mit, dass auch internationale Institutionen Gaza-Stadt nicht verlassen würden. Dies stimmt allerdings nicht. Die UN-Organisation UNRWA hat seine Einsatzzentrale in den Süden verlegt.
Trotz des Appells der Hamas kam es zu einer Massenflucht. Übers Wochenende gab es lange Autokolonnen aus der Stadt Gaza heraus. Die Menschen fühlten sich unter Druck gesetzt, da Israel den Menschen erst nur 24 Stunden Zeit geben wollte, um ihre Häuser zu verlassen. Das Zeitfenster ist mittlerweile auf unbestimmte Zeit verlängert worden. «Wir werden erst mit dem grösseren Militäreinsatz beginnen, wenn wir sehen, dass Zivilisten das Gebiet verlassen haben», sagte Oberstleutnant Jonathan Conricus gegenüber CNN.
Die israelische Armee wirft der Hamas vor, Strassensperren errichtet zu haben, um die Evakuierung der eigenen Bevölkerung zu verhindern. Auf X veröffentlichte die israelische Armee (IDF) ein Bild, das eine Strassenblockade zeigt. Die Hamas hat sich bislang nicht zum Vorwurf geäussert.
This is real.
— Israel Defense Forces (@IDF) October 14, 2023
Hamas is forcefully preventing their civilians from relocating to southern Gaza for their own safety. pic.twitter.com/ykw3YwC3mG
Auf der Evakuierungsroute traf Berichten zufolge eine Explosion einen Konvoi von Fliehenden. Bei dem Angriff sollen Dutzende ums Leben gekommen sein, überwiegend Frauen und Kinder zwischen zwei und fünf Jahren. Die Hamas verbreitete über die staatlichen Medien umgehend, dass die israelische Armee die Menschen auf der Flucht angreife. Das palästinensische Gesundheitsministerium sprach von 70 Todesopfern.
«Ich traf Leute, die ihre Häuser evakuiert haben und in den Süden fliehen wollten, und dann wieder umgekehrt sind, weil es zu gefährlich war», berichtet eine Journalistin des «Spiegels».
Israel leitete umgehend Untersuchungen ein. «Ob es sich dabei um einen improvisierten Sprengsatz am Strassenrand handelt oder um einen Luftschlag, kann ich nicht mit Sicherheit sagen», sagt Jonathan Conricus, Sprecher der israelischen Armee. «Es wurden keine Fahrzeuge ins Visier genommen, keine Zivilisten. Wir wollen, dass sich die Menschen in den Süden bewegen. Es ergibt keinen Sinn für die israelische Armee, das getan zu haben», so Conricus.
LIVE UPDATE with @jconricus: Hamas is blocking the evacuation of civilians. https://t.co/N7Y08WP8gM
— Israel Defense Forces (@IDF) October 15, 2023
Wenn dann die Häuser zerstört und die Zivilisten tot sind, werden sich die Hamaskämpfer durch ihr Tunnelsystem zurückziehen.
Etwas anderes kann man von Terroristen auch nicht erwarten!
Letztere schiessen umgelenkte Raketen auf Zivilisten oder erschiessen mit dem Gewehr und mit Sichtkontakt im Haus ein Baby, Erstere bereiten sich darauf vor, runter in die Rattentunnel zu steigen.
Damit ist schon genug gesagt.