Die 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen befinden sich schon über einen Monat im Krieg. Hunderttausende mussten flüchten.
Die humanitäre Situation ist bedenklich.
Seit dem 13. Oktober forderte Israel die 1,1 Millionen Einwohner des Nordens zur Flucht in den Süden auf, etwa drei Viertel sind dem Aufruf gefolgt. Es gibt zwar weniger israelische Angriffe auf den südlichen Gazastreifen, doch auch dort ist es nicht sicher.
Die meisten der Vertriebenen befinden sich nun in UN-Unterkünften, Spitälern oder anderen öffentlichen Gebäuden, wie der «Economist» schreibt. Doch Platz gibt es kaum. In einem UN-Gebäude in Chan Junis hat jede Person nur zwei Quadratmeter zur persönlichen Verfügung und eine Toilette muss für 600 Personen reichen.
Vor dem Krieg gab es pro Einwohner in Gaza etwa 80 Liter Wasser pro Tag. Heute stehen nur gerade drei Liter zur Verfügung. Die UNO spricht davon, dass 15 Liter nötig wären – zum Trinken und Kochen sowie für die persönliche Hygiene. Hinzu kommt, dass ein Grossteil des Wassers dreckig ist und aus landwirtschaftlich genutzten Brunnen kommt. So müssen auch einige Mütter für Babynahrung auf verschmutztes Wasser zurückgreifen.
Sich zu waschen, ist zu einem Luxus für viele Einwohnerinnen und Einwohner geworden, und viele klagen über Dehydrierung. Laut Gesundheitspersonal gab es bereits tausende Fälle von Durchfall aufgrund von schlechten hygienischen Bedingungen.
Ums Essen steht’s nicht besser. Eier, Reis oder Öl zu finden, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, so der «Economist». Viele stehen über Nacht vor den wenigen verbliebenen Bäckereien an, um sich ein paar Fladenbrote zu sichern. Eine typische Mahlzeit besteht aktuell aus Dosenthunfisch und rohen Zwiebeln, und vielleicht ein bisschen Brot.
Die israelische Armee behauptete am 7. November, es gebe keinen Mangel an Nahrungsmitteln und Wasser im Gazastreifen. So hätten 665 Lastwagen 3000 Tonnen Nahrung und 1,15 Millionen Liter Wasser seit dem 21. Oktober in den abgeriegelten Küstenstreifen gebracht. Diese Zahlen klingen eindrücklich, doch wenn man alles auf 2,3 Millionen Menschen und über einen Zeitraum von 18 Tagen aufteilt, dann kommt man auf bloss 76 Gramm Essen und 29 Milliliter Wasser pro Person und pro Tag, rechnet der «Economist» vor.
Im Norden des Gazastreifens ist die Situation sogar noch schlimmer. 300'000 Personen konnten oder wollten nicht flüchten. Hilfsorganisationen haben grösste Mühe, etwas in das Gebiet zu liefern – israelische Truppen haben den Norden vom Süden abgeschnitten.
Laut UNO gibt es im Norden des Gazastreifens keine Bäckereien mehr, die noch geöffnet hätten. Einige Palästinenser, die in der Zwischenzeit flüchten wollten, begaben sich damit in Gefahr: Laut Berichten wurden verschiedentlich Zivilisten auf ihrem Weg in den Süden angegriffen.
Bei einer Pressekonferenz am 8. November warf die Hamas der UNO vor, nicht genügend Hilfslieferungen nach Gaza zu bringen.
Dabei erwähnten sie weder, dass sie den Krieg mit der Attacke auf Israel vom 7. Oktober provoziert hatten, noch ihre Verantwortung als Regierung des Gazastreifens. Ihre Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid im Küstenstreifen führte indes zu vereinzeltem Protest.
Bei einer Pressekonferenz des Innenministeriums vor ein paar Tagen nutzte ein Mann die Gelegenheit, um vor den Kameras lautstark die Hamas zu kritisieren. Solche Aktionen sind jedoch selten: In der Vergangenheit wurden Kritiker bereits gefoltert und getötet.
(rbu)
Die sollen da mal anklopfen und nicht nur immer im Westen betteln.