Die Feuerpause im Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas wird verlängert. Das gab das israelische Militär am Donnerstagmorgen unmittelbar vor Ablauf der Frist bekannt. Laut dem Emirat Katar, das in dem Konflikt vermittelt, gilt die Verlängerung zunächst nur für Donnerstag. Dies erklärte auch die Hamas. Man habe sich darauf geeinigt, die humanitäre Feuerpause «unter den bestehenden Bedingungen» um einen Tag zu verlängern, sagte der Sprecher des katarischen Aussenministeriums, Majed Al-Ansari. Alle militärischen Aktivitäten müssten eingestellt bleiben und die Einfuhr von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen weiter ermöglicht werden.
«In Anbetracht der Bemühungen der Vermittler, den Prozess der Geiselbefreiung fortzusetzen, und vorbehaltlich der Bedingungen des Abkommens, wird die operative Pause fortgesetzt», teilte die israelische Armee mit. Der Sicherheitsberater der israelischen Regierung, Mark Regev, sagte dem US-Fernsehsender CNN, wenn die Hamas zehn israelische Geiseln freilasse, werde die Feuerpause um einen Tag verlängert. Israel besteht darauf, dass es sich um lebende Geiseln handelt. Die Frage ist, ob die Hamas dieser Forderung tatsächlich nachkommen wird. Israel geht davon aus, dass noch 140 Geiseln im Gazastreifen sind.
Die Feuerpause galt seit vergangenem Freitag 0600 Uhr MEZ. Seither wurden von der islamistischen Hamas rund 100 in den Gazastreifen verschleppte Geiseln gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen ausgetauscht. Unter den freigelassenen Geiseln sind auch 14 Deutsche. Die Kampfpause war zuletzt um zwei Tage verlängert worden. Nach der ursprünglichen Übereinkunft soll die Pause auf maximal bis zu zehn Tage verlängert werden können.
Die Terrororganisation hatte am Mittwoch weitere 16 Geiseln freigelassen. Es handelte sich wie schon in den Tagen zuvor um zehn Israelis, teilte die israelische Armee am Mittwoch mit. Im Gegenzug setzte Israel eine weitere Gruppe von 30 Palästinensern aus israelischen Gefängnissen auf freien Fuss, wie die israelische Gefängnisbehörde in der Nacht zum Donnerstag mitteilte.
Eine weitere Verlängerung der Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gaza-Krieg reicht nach Ansicht von UN-Generalsekretär António Guterres nicht aus. Er fordert einen «echten humanitären Waffenstillstand». Auf der Plattform X schrieb Guterres am Mittwochabend: «Es laufen Verhandlungen über eine Verlängerung der Feuerpause – was wir sehr begrüssen –, aber wir brauchen einen echten humanitären Waffenstillstand.»
US-Präsident Joe Biden dankte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, sowie Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi «für ihre fortgesetzte Partnerschaft in diesem Prozess und ihr andauerndes Engagement, alle Geiseln nach Hause zu bringen und mehr Hilfe für die unschuldigen Menschen in Gaza zu leisten», hiess es in der Stellungnahme.
Die USA blieben weiter «entschlossen, die Freilassung aller Personen zu erreichen, die von der Hamas während ihres brutalen Terrorangriffs auf Israel am 7. Oktober als Geiseln genommen wurden, erklärte der US-Präsident in der Stellungnahme weiter. Näher ging Biden auf eine mögliche Verlängerung der Feuerpause in der Erklärung nicht ein. Sein Aussenminister Antony Blinken hatte zuvor zugesagt, »alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Pause zu verlängern". Er wird nach seinen eigenen Angaben an diesem Donnerstag erneut in Israel sein.
Israels Ministerpräsident Netanjahu kündigte in einer Mitteilung an, die Kämpfe wiederaufzunehmen, wenn «diese Phase der Rückkehr unserer Geiseln vollendet ist». Auch Armeesprecher Spielman erklärte, man sei für den Fall, dass die jetzige Frist ablaufe, für die Fortsetzung der militärischen Operation zur völligen Vernichtung der Hamas bereit.
Im Westjordanland kam es unterdessen laut dem Roten Halbmond zu Zusammenstössen zwischen Soldaten und Menschen, die auf die Heimkehr der Palästinenser warteten. Dabei soll es Verletzte gegeben haben. Bei einem israelischen Anti-Terror-Einsatz waren zuvor mehrere Palästinenser im besetzten Westjordanland getötet worden.
Die bisherige Feuerpause habe die Bereitstellung von Hilfe für den Gazastreifen verbessert, erklärte UN-Generalsekretär Guterres. Doch die Menge der Hilfe reiche nach wie vor nicht aus, um den enormen Bedarf von mehr als zwei Millionen Menschen zu decken, schrieb Guterres auf X. Zivilisten benötigten einen kontinuierlichen Fluss lebensrettender humanitärer Hilfe in das und im gesamten Gebiet.
US-Aussenminister Blinken wird erneut zu Gesprächen in Israel erwartet. (sda/dpa)