Als bisheriger Kardinalstaatssekretär und Nummer zwei im Vatikan hinter dem Papst gehört Pietro Parolin sozusagen von Amtes wegen zu den «Papabili», wie in Italien die möglichen Anwärter für die Nachfolge auf dem Stuhl Petri genannt werden. Immerhin sind schon drei ehemalige Staatssekretäre zu Päpsten gewählt worden: Der letzte war Eugenio Pacelli, der 1939 Papst wurde und den Namen Pius XII. annahm. Parolin trat schon Mitte der 1980er-Jahre in den Dienst der vatikanischen Diplomatie, war jahrelang deren Chef und gilt als wichtigster Vermittler bei der schwierigen Annäherung des Vatikans an China.
Was für ihn spricht: Als einstige rechte Hand von Franziskus ist er den meisten Kardinälen bekannt, und als moderater und geschickter Vermittler wäre er ein idealer Kandidat für all diejenigen Kardinäle, die grundsätzlich den von Franziskus eingeschlagenen Weg fortführen wollen, dabei aber etwas ruhiger und zurückhaltender vorgehen möchten.
Was gegen ihn spricht: Als Kardinalstaatssekretär hatte er lange die Aufsicht über das Finanzgebaren im Kirchenstaat – und damit zumindest indirekt auch über das Schlamassel mit einer Londoner Immobilie, bei der der Vatikan einen dreistelligen Millionenbetrag verzockte. Vor allem bei den Kardinälen, die nicht in der Kurie tätig sind, ist das keine Empfehlung für das Papstamt. Ausserdem gilt der zurückhaltende Parolin als wenig charismatisch.
Für viele Katholiken nicht nur in seiner italienischen Heimat gilt der vergleichsweise junge Lateinische Patriarch von Jerusalem als Kandidat der Herzen. Der Franziskaner leitet eine der schwierigsten Diözesen der Welt, in der Christen oft zwischen den Fronten des Nahostkonflikts stehen. Seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der Hamas am 7. Oktober 2023 hat sich Pizzaballa immer wieder kritisch zur anhaltenden Gewalt geäussert.
Was für ihn spricht: Mit seiner tiefen Verankerung im zerrissenen Nahen Osten, seiner politischen Sensibilität, seiner pastoralen Nähe zur Basis und seiner theologischen Offenheit ist er zweifellos einer der interessantesten Namen für das bevorstehende Konklave. Daneben gilt Pizzaballa als umgänglich, und auch an Charisma fehlt es ihm nicht.
Was gegen ihn spricht: Der Lateinische Patriarch gilt als einer der Kardinäle, die Franziskus inhaltlich und weltanschaulich am nächsten standen. Er ist ebenfalls mehr Seelsorger als Theologe, erhebt seine Stimme für die Armen und Schwachen. Bei allen Kardinälen, die sich im neuen Pontifikat eine deutliche Kurskorrektur wünschen, hat Pizzaballa wenig Kredit.
Ambongo Besungu ist seit 2018 Erzbischof in der Landeshauptstadt Kinshasa. Als damaliger Vizevorsitzender der kongolesischen Bischofskonferenz war er einer der Väter des sogenannten Silvesterabkommens von 2016, das einen friedlichen Übergang der Macht im Land einläuten sollte. Der Kapuziner zeigt sich in seinem Land politisch engagiert und hat sich wegen seiner Kritik an der Regierung sogar ein Gerichtsverfahren eingehandelt. Auch im Kardinalskollegium ist er kein Ja-Sager: Als der Papst letztes Jahr die Segnung homosexueller Paare billigte, äusserte er deutliche Kritik.
Was für ihn spricht: Fridolin Ambongo Besungu wäre der erste schwarze Papst in der Geschichte der katholischen Kirche – seine Wahl wäre ein leuchtendes Signal für den globalen Süden. Er selbst erinnerte schon daran, dass in Europa, das bis auf Franziskus bisher alle Päpste gestellt hatte, die Kirchen leer seien, während in Afrika ein lebendiger Glaube praktiziert werde.
Was gegen ihn spricht: Sein politisches Engagement und seine mitunter etwas forsche Art könnten moderate Kardinäle abschrecken. Ausserdem gilt Besungu, der auch Mitglied des von Franziskus eingesetzten Kardinalsrates zur Kurienreform war, trotz seiner Kritik an der Segnung Homosexueller als sehr Franziskus-nah, was ihn bei dessen Gegnern unwählbar macht.
Cupich ist seit 2014 Erzbischof von Chicago, einer der wichtigsten Diözesen in den USA. Unter allen US-Bischöfen gilt er als der schärfste Kritiker von Präsident Donald Trump; im zwischen Traditionalisten und Liberalen tief gespaltenen US-Episkopat stellt sich Cupich stets demonstrativ auf die Seite des Papstes.
Was für ihn spricht: Cupich wäre ein idealer Kandidat für alle, die sich wünschen, dass endlich auch einmal die US-Bischofskonferenz einen Papst stellt. Immerhin zählt sie zu den wichtigsten Geldgebern des Vatikans.
Was gegen ihn spricht: Vor allem sein Alter von 76 Jahren. Nach der Wahl von Joseph Ratzinger und Jorge Mario Bergoglio, die bei ihrem Amtsantritt als Papst bereits 78 respektive 76 Jahre alt waren, könnten die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle beschliessen, wieder einmal einem Jüngeren den Vortritt zu geben. Und ob in diesen Zeiten ein Kandidat aus den USA überhaupt eine Chance hat – auch wenn er Trump kritisiert -, ist ebenfalls fraglich.
Tagle, der gelegentlich als «asiatischer Franziskus» bezeichnet wird, gilt trotz seines vergleichsweise jungen Alters als «ewiger Papabile»: Er galt schon beim Konklave im Jahr 2013, das den Argentinier gewählt hatte, als Anwärter für das Papstamt. Der frühere Erzbischof von Manila galt als enger Vertrauter von Franziskus und ist von diesem auch einmal als «heiliger Sohn» bezeichnet worden. Doch dann wurde er als Leiter des katholischen Hilfswerk-Dachverbands Caritas Internationalis, den er von 2015 bis 2022 geführt hatte, vom Papst abgesetzt. Es war von Mobbing gegenüber Mitarbeitenden die Rede.
Was für ihn spricht: Trotz der unrühmlichen Absetzung bei Caritas Internationalis blieb Tagle ein enger Vertrauter von Franziskus. Ausserdem nimmt in keinem Kontinent die katholische Bevölkerung so stark zu wie in Asien; allein in Tagles Heimat Philippinen sind 90 Prozent der 56 Millionen Einwohner Katholiken. Und: Während Besungu der erste schwarze Papst wäre, würde Tagle der erste asiatische Pontifex.
Was gegen ihn spricht: Sein Führungsstil bei Caritas Internationalis qualifiziert ihn in den Augen vieler Kardinäle vermutlich nicht für höhere Aufgaben. Hinzu kommt das negative Etikett des «ewigen Kandidaten».
Der Erzbischof von Marseille ist ein sogenannter «pied noir». Er ist in der ehemaligen französischen Kolonie Algerien geboren worden, und zwar in einer kleinen Oase mitten in der Sahara. Aveline gilt unter allen Papabili als der volkstümlichste und umgänglichste; gleichzeitig ist er theologisch offen sowie empfänglich für soziale Themen, und er macht sich für den Dialog mit den Muslimen stark.
Was für ihn spricht: Würde Aveline gewählt, wäre er bei seiner Wahl der jüngste Papst seit Papst Johannes Paul II. Ausserdem gilt er als intellektuell herausragend mit einem Doktorat in Theologie und einem weiteren Abschluss in Philosophie. Auch er wäre ein Kandidat für diejenigen Kardinäle, die mit dem Pontifikat von Franziskus nicht brechen, aber die Leitung der Kirche in etwas geordnetere Bahnen lenken wollen.
Was gegen ihn spricht: Er versteht zwar einigermassen Italienisch, aber er spricht es nicht. Das ist nicht nur in der von Italienern dominierten Kurie ein Problem, sondern auch deshalb, weil der Papst gleichzeitig Bischof von Rom ist. Zur Ausfüllung dieses Amtes – und auch zum Verstehen und rechtzeitigen Entdecken von Intrigen – ist die Beherrschung des Italienischen fast unabdingbar. (aargauerzeitung.ch)
Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Die kath. Kirche soll ihre lügnerischen Steine, die sie warf endlich auflesen und Kinder- und Frauenschänder nicht länger schützen und den weltlichen Gerichten übergeben.
Ich weiss, alles ein „frommer“ Wunsch.