Papst Franziskus fühlt sich am Ende seiner mehrtägigen Kanada-Reise nach eigenen Worten in gewisser Weise als Teil der Familie der Ureinwohner des Landes. Er habe der indigenen Bevölkerung seinen Schmerz über Taten ausdrücken wollen, die ihnen «nicht wenige Katholiken» angetan hätten, indem sie «eine unterdrückerische und ungerechte Politik» unterstützten, sagte das 85 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche am Freitagvormittag (Ortszeit) in Québec im französischsprachigen Teil Kanadas.
Der Papst war nach Kanada gereist, um sich für Jahrzehnte langen Missbrauch und Gewalt an indigenen Kindern in kirchlichen Internaten zu entschuldigen. Die Kinder wurden zudem von der Kultur der Ureinwohner entfremdet, was auf den sogenannten Indian Act der kanadischen Regierung von 1876 zurückging.
Die Kirche trug diese Politik mit, indem sie einen überwiegenden Teil der Internate bis Ende der 1960er Jahre leitete. Mit seinem Besuch wollte der Papst nach eigenen Worten eine Aussöhnung zwischen Indigenen und Nicht-Indigenen in Kanada voranbringen.
«Wenn ihr mir das gestattet, wage ich zu behaupten, dass ich mich jetzt in gewissem Sinne auch als Teil Eurer Familie fühle und ich fühle mich geehrt», erklärte Jorge Mario Bergoglio, wie Franziskus mit bürgerlichem Namen heisst. Am Nachmittag (Ortszeit) stand noch ein Treffen mit den Inuit im hohen Norden Kanadas, wenige Hundert Kilometer vom Polarkreis entfernt, an. Anschliessend wollte Franziskus nach Rom zurückreisen, wo er am Samstagmorgen erwartet wird.
Der Papst hatte die Ureinwohner bereits um Vergebung gebeten, als Vertreter der Métis, First Nations und Inuit ihn Ende März im Vatikan besuchten. Auf seiner Kanada-Reise erneuerte er seine Entschuldigung mehrfach. Viele Menschen hatten lange darauf gewartet. Einigen reicht die Bitte um Vergebung nicht aus. Sie fordern zum Beispiel, dass die Kirche ihre Archive öffnet, in denen die Dokumente zu den Internaten liegen.
(yam/sda/dpa)