Wer seine leeren Shampoo-, Milch- und Waschmittelflaschen bisher bei Coop in einen entsprechenden Sammelcontainer warf, muss sich umstellen. Der Detailhändler stoppt diese Sammelstrategie für sogenannte PE-Flaschen (Polyethylen) in Gemeinden, die den neuen Recybag anbieten.
Coop spricht von einer «schrittweisen Überführung» ins neue System. CH Media machte dies in der vergangenen Woche publik. Beim Recybag handelt es sich um einen kostenpflichtigen Sack zum Sammeln von solchen Plastikbehältern, Getränkekartons und anderen Plastikverpackungen, wie zum Beispiel von Joghurts oder Take-away-Salaten. Der Recybag ist eine Branchenlösung, initiiert von Händlern wie Coop und Migros, sowie Herstellern wie Nestlé und Emmi.
«Das ist für mich überhaupt nicht praktisch», enerviert sich S.K.*, eine 75-jährige CH-Media-Leserin. Sie gehe etwa zweimal pro Woche für kleinere Einkäufe in die nächstgelegene Coop-Filiale. «Dabei nehme ich oft ein paar wenige leere Plastikflaschen mit, um sie dort fürs Recycling einzuwerfen.» Dies sei für sie deutlich einfacher, als das Mittragen eines neuen Sammelsacks. «Ich werde meine Milchflaschen künftig in den normalen Kehricht werfen, was ich schade finde. Denn das ist ja nicht im Sinne der Nachhaltigkeit.»
Unterstützung erhält die Leserin von Pro Senectute Schweiz. Viele ältere Menschen würden grossen Wert auf die Wiederverwertung legen und aktiv ihren Beitrag dazu leisten. Aber: «Die Umstellung bei Coop kann mit zusätzlichem Aufwand verbunden sein für ältere Menschen», sagt Sprecherin Céline König. Die Sammlung könne für sie umständlicher werden, da grössere Mengen zu Hause gesammelt und in kostenpflichtigen Säcken transportiert werden müssten. Pro Senectute werde den Sachverhalt weiter beobachten und aktiv werden, «sollte sich dies für Seniorinnen und Senioren als unzumutbar entwickeln».
Für Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, über wenig Wohnraum verfügen oder ein knappes Budget haben, kann die neue Recycling-Strategie von Coop laut König eine Hürde darstellen. «Dies betrifft aber nicht nur Ältere, sondern alle Personen, die auf einfache Entsorgungsmöglichkeiten angewiesen sind.»
Tatsächlich sorgt Coops Ankündigung bei der Leserschaft für viele Reaktionen in den Kommentarspalten – und mehrheitlich für Kopfschütteln. Im Rahmen einer nicht repräsentativen Umfrage, an der über 2200 Personen teilnahmen, urteilten 77 Prozent negativ über den neuen Recycling-Entscheid. Nur 18 Prozent befürworten ihn.
«Ich habe kein Extrazimmer für immer noch mehr Mülltrennsäcke», schreibt Leser Markus Krebs. Loses Kleingebinde, wie Plastikflaschen, sei dort zu sammeln, wo es erworben worden sei. «Leider werden dann viele Leute Polyethylen (PE) mit dem Hausmüll entsorgen», schreibt Leserin Barbara Duccheschi-Küng. Dies, weil sie keine Lust auf einen weiteren Sammelsack hätten oder keinen Platz dafür hätten.
Leser Bernhard Meier beschwichtigt: «Klar, es benötigt etwas Platz für den zusätzlichen Sack.» Er benütze die neuen Sammelsäcke schon seit einiger Zeit in Basel. Und diese führten dazu, dass er etwa dreimal weniger Normalabfall in den Kehrichtsäcken habe. Leserin Agnes Schlapbach macht derweil einen Vorschlag: «Ich erwarte, dass ich die leeren Verpackungen einzeln beim Einkauf einwerfen kann. Halt mit einer vorgezogenen Entsorgungsgebühr.»
Und Leser Peter Müller hat eine Alternativlösung: «Dort, wo ich entsorgen kann, dort kaufe ich ein. Wenn nicht Coop, dann Migros.» Denn die Migros hält am bisherigen Recycling-System für Plastikabfall fest – auch dort, wo es den Recybag gibt.
Am Dienstag sah sich Coop dazu veranlasst, auf seiner Website eine ausführliche Stellungnahme zur neuen Recycling-Strategie zu publizieren. Darin verweist der Detailhändler erneut darauf, dass bei den Milchflaschen derzeit eine Umstellung auf PET in Gange sei: «Diese können somit zunehmend in den PET-Containern entsorgt werden.»
Tatsächlich tragen einige Milchgetränke seit Anfang 2024 einen gelben Sticker, der darauf hinweist, dass die Flaschen mit anderen PET-Flaschen rezykliert werden können. Die Organisation PET-Recycling-Schweiz kann auf Anfrage jedoch keinen genauen Zeitpunkt nennen, bis wann alle Milchflaschen in PET-Behältern abgefüllt sein werden. «Die Umstellung auf Milchprodukte aus PET-Flaschen erfolgt schrittweise und wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen», sagt Sprecherin Stefanie Brauchli.
Die Geschwindigkeit der Umstellung orientiere sich an den individuellen Rahmenbedingungen der Produzenten, sagt Brauchli. «Das Recycling von PET-Flaschen, die Milchprodukte enthalten haben, ist technisch anspruchsvoll.» Parallel dazu würden Sortier- und Recyclingbetriebe laufend in Anlagen und Prozesse investieren, um ein hochwertiges Rezyklieren im geschlossenen Kreislauf zu ermöglichen.
Und wie hoch ist der Anteil der PET-Milchflaschen inzwischen? Wie viele werden wie die üblichen Plastik-Getränkeflaschen eineinhalb Jahre nach dem Umstellungsstart rezykliert? Auch dazu liefert die Organisation keine Zahlen. «Da sich der Markt aktuell in einer sehr dynamischen Umbruchphase befindet, liegen derzeit noch keine belastbaren Daten vor», sagt Brauchli.
*Name der Redaktion bekannt.
-Karton an anderen Tagen vor die Tür stellen
-Biomüll in die Biotonne, jenachdem ob es diese gibt bei Dir
-Glas in den Glascontainer, der irgendwo steht
-Pet zurück zu Verkaufsort
-Batterien ebenfalls am Verkaufsort
-Metallsammlung, oft beim Glascontainer
-Normalmüll in die Gebührensäcke
-Und nun nochmals ein seperaten Kreislauf für Shampooflaschen.
Wundert sich irgendjemand, wenn die Kunden nun nicht mitmachen?
Hat ein HSG-Absolvent ein Job bei Coop gefunden, wo er noch an einem Rädchen etwas drehen konnte, um Ausgaben zu senken..