Polen hat angekündigt, die russische Enklave Kaliningrad nur noch bei ihrem früheren polnischen Namen nennen zu wollen. Im offiziellen polnischen Sprachgebrauch und auf Karten soll das Gebiet nach einer Empfehlung einer Benennungskommission ab sofort nur noch Krolewiec heissen, teilte die Regierung am Mittwoch mit.
«Wir wollen keine Russifizierung in Polen, daher haben wir beschlossen, Kaliningrad und seine Region in unserer eigenen Sprache zu nennen», erklärte Entwicklungsminister Waldemar Buda am Mittwoch.
Kremlsprecher Dmitri Peskow missbilligte die Änderung und sagte, es grenze «an Wahnsinn», was in Polen passiere. «Es bringt Polen nichts Gutes. Das sind nicht nur unfreundliche Aktionen: Es sind feindselige Aktionen», sagte er.
Die 1255 vom Deutschen Ritterorden gegründete Stadt Kaliningrad wurde Mitte des 15. Jahrhunderts die Hauptstadt des Ordens, dann nacheinander die des Herzogtums, des Königreichs und des Freistaats Preussen. Der ursprüngliche Name Conigsberg zu Ehren des böhmischen Königs Ottokar II. entwickelte sich zu Königsberg auf Deutsch und Krolewiec auf Polnisch.
Nach der Einnahme der Stadt durch die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg erhielt sie 1946 den Namen Kaliningrad in Erinnerung an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Michail Kalinin. Als führender Sowjetfunktionär war er für das Massaker von Katyn mitverantwortlich, bei dem 1940 tausende polnische Offiziere von der sowjetischen politischen Polizei hingerichtet worden.
«Die Benennung einer grossen Stadt in der Nähe unserer Grenze nach Kalinin, einem Verbrecher, der für die Entscheidung über die Massenhinrichtung polnischer Beamter in Katyn im Jahr 1940 mitverantwortlich war, löst in Polen negative Emotionen aus», sagte Buda. Russland wollte das Massaker noch bis in die 1990er Jahre nicht eingestehen.
(tonline/dpa)
Vor allem ist Kaliningrad erst seit 70 Jahren russisch. Die Ukraine ist seit Jahrhunderten nur dann russisch, wenn sie dazu gezwungen wurden.