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Riesenchaos an britischen Flughäfen – nun soll die Armee aushelfen

«Komplette Katastrophe»: Britische Flughäfen platzen aus allen Nähten (mild ausgedrückt!)

Die Briten und Iren sind in Reisestimmung. Doch nach massivem Personalabbau während der Pandemie sind die Flughäfen dem Ansturm nicht gewachsen. Die Folgen: Ein Chaos gigantischen Ausmasses – und ein Airline-Chef, der nun die Armee fordert.
03.06.2022, 19:1503.06.2022, 23:02
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«Pilot ruft Polizei, um zahlreiche Passagiere aus dem Flugzeug zu befreien», stand am Dienstag, 31. Mai 2022 in der britischen Boulevardzeitung Daily Mail. Es war nur eine Meldung von vielen, die das Chaos an Flughäfen des Vereinigten Königreichs beschreibt, das dort gerade herrscht. Aber diese Meldung beschrieb es ziemlich eindrücklich.

Aber von Anfang an: Bereits Tage vor jenem Dienstag kam es an grossen Flughäfen wie Manchester, Dublin und London zu riesigen Warteschlangen vor dem Check-in, bei den Gepäckaufgaben und Sicherheitskontrollen. Reisende warteten teils zwischen drei bis sieben Stunden, bis sie ihr Gate erreichten. Hunderte von Passagieren schafften es deshalb nicht pünktlich auf ihren Flieger. Die Bilder sind ein eindrückliches Zeugnis dieses Chaos-Wochenendes:

Eine Reisegruppe, die von Manchester nach Teneriffa reisen wollte, bekam Wind von dem herrschenden Reisechaos, welches sich in den vergangenen Tagen an britischen und irischen Flughäfen abspielte. Sie planten fürs Check-in sowie für die Gepäckabgabe und Sicherheitskontrollen genügend Zeit ein.

Alle Passagiere schafften es auf den Flieger. Diese Hürde war also gemeistert. Die Ferien können losgehen! Eigentlich.

Doch dann kam da noch etwas dazwischen. Denn im Flieger ging die Warterei weiter. Rund drei Stunden mussten die Passagiere mitten auf dem Rollfeld ausharren – ohne dass sich das Flugzeug nur einen Millimeter bewegte.

Und dann verschwand plötzlich auch noch die ganze Besatzungscrew.

Durch die Sprechanlage erfuhren die Reisenden, dass ihr Flug möglicherweise gestrichen werde. Grund: Das Bodenpersonal habe zu viel Zeit benötigt, um das Gepäck zu verladen. Die Besatzungscrew hatte das Flugzeug mittlerweile verlassen. Nur noch der Pilot und die Passagiere sassen auf ihren Stühlen. Damit die Passagiere das Flugzeug verlassen konnten, kontaktierte dieser die Polizei. Die Reisegruppe wartete daraufhin weitere drei Stunden, bis die Polizei sie aus dem Flieger «befreite».

Nicht nur für die «Daily Mail» war das eine grosse Story. Denn sie zeigt das ganze Ausmass des Reisechaos.

Für die Reisenden blieb Teneriffa erst mal ein Traum – aber immerhin nur für eine Nacht. Der Flug wurde auf den nächsten Tag verschoben und die Reisenden erhielten eine Hotelübernachtung als Entschädigung.

Doch das Problem wird sich in den kommenden Wochen wohl noch verschärfen. Die Hochsaison ist noch gar nicht angelaufen.

Armee soll Flugpersonal unter die Arme greifen

Dies ist auch Ryanair-Chef Michael O'Leary bewusst. Für ihn ist deshalb klar: Es braucht nun schnellstmöglich eine Lösung. Der irische Geschäftsmann hat auch schon einen Vorschlag, wie man das Chaos bewältigen könnte: mit britischen Streitkräften.

Statt den Flughafen und die Fluggesellschaften zu kritisieren, könnte die Regierung die Armee aufbieten, schlägt O'Leary vor. Die Soldaten könnten an Wochenenden an diversen Flughäfen aushelfen. «Die Armee hinzuzuziehen, wie sie es an vielen anderen europäischen Flughäfen tut, würde die Flughäfen auf einen Schlag entlasten.»

Dabei rät der Chef der Billigfluggesellschaft nicht zu einer einmaligen Aktion, sondern gleich einem Einsatz von mehreren Monaten. Ideal sei es, wenn die Soldaten dem Flugpersonal bis Ende der Sommerferien im September unter die Arme greifen könnten.

Verkehrsministerium erteilt Absage

Beim britischen Verkehrsministerium stösst sein Vorschlag auf wenig fruchtbaren Boden: «Es ist Sache der Betreiber, sicherzustellen, dass Flughäfen und Fluggesellschaften angemessen mit Personal ausgestattet sind.»

Nicht abgeneigt von der Idee ist die Verkehrssprecherin Sarah Olney: «Die chaotischen Szenen an den Flughäfen waren eine komplette Katastrophe. Die Armee einzubeziehen, um die Dinge wieder in Gang zu bringen, wäre daher eine gute Idee.» Das letzte Wort ist bestimmt noch nicht gesprochen.

(cst)

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Die 12 wohl bizarrsten Posts und Snaps aus dem Flugzeug
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Die 12 wohl bizarrsten Posts und Snaps aus dem Flugzeug
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Tausende Passagiere verpassen ihren Flug wegen Mega-Chaos am Flughafen Dublins
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71 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Cpt. Jeppesen
03.06.2022 19:56registriert Juni 2018
Hey, GB ist jetzt ein souveränes Land, nicht so ein Schnarchverein wie die EU. Deshalb haben die Briten auch alle EU Ausländer aus dem Land getrieben. Beihilfen zum Abfedern der Corona bedingten Ausfälle brauchten sie auch nicht, sie sind jetzt freie Kapitalisten. Und weil es gut läuft in GB, brauchen Bestellungen mittlerweile 4 Wochen, bis sie von GB nach CH kommen.

Keine Sorge, Bojo hat nun einen neuen Plan und will eine Wirtschaftsunion mit Polen und der Ukraine bilden, wobei GB natürlich im Lead ist. Ich sag nur Pint und Unzen.

Der Sommer wird lustig, ich hol schon mal das Popcorn.
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c_meier
03.06.2022 20:15registriert März 2015
OOOORDER... 😂 😂 🙈

sie wollten ja um jeden Preis no deal und no visa.. 🙈🙊
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Sandlerkönig Eberhard
03.06.2022 21:37registriert Juli 2020
Ist das jetzt diese „Flugscham“, von der man immer mal wieder liest?
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