Es ist sein jüngerer Bruder, der in den Missbrauchsskandal um den 2019 verstorbenen US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein verwickelt ist. Dennoch ist es nun König Charles III., den mehrere Royalexperten und ein britischer Politiker aufs Schärfste kritisieren.
Ein US-Gericht veröffentlichte in dieser Woche die Namen von rund 170 zuvor meist anonym behandelten Personen. Dazu zählt auch Prinz Andrew, der bereits mehrfach in diesem Kontext genannt wurde. So reichte die Klägerin Virginia Giuffre 2021 Klage wegen sexuellen Missbrauchs gegen ihn ein. 2022 einigten sich die beiden Parteien aussergerichtlich. Doch mit der Veröffentlichung der Liste tauchen neue Vorwürfe gegen ihn auf: Andrew soll unter anderem an einer «Orgie mit Minderjährigen» teilgenommen haben. Insgesamt wird Prinz Andrew in dem über 900-seitigen Dokument 69 Mal genannt.
Andrew hat jegliche Vorwürfe stets zurückgewiesen. Doch er tritt seither nur noch selten öffentlich auf, musste militärische Ehrentitel abgeben und übernimmt im Königshaus keine Funktionen mehr. An Weihnachten zeigte sich Prinz Andrew aber gemeinsam mit der Royal Family auf dem Weg zum Gottesdienst in Sandringham, er lachte und unterhielt sich mit seinen Verwandten.
Für Charles-Biograf Robert Jobson steht spätestens jetzt aber endgültig fest: «Der König wäre gut beraten, die Beziehungen zu seinem Bruder vollständig zu beenden», wie er für «The Sun» schreibt. Weiter erklärt er: «Andrew ist eine Belastung und dieser Skandal wird nicht verschwinden.»
Royalkommentator Phil Dampier sieht die jüngsten Enthüllungen als «letzten Sargnagel». Er betont in «The Sun»: «Wenn Andrew auch nur einen Gedanken daran verschwendet hat, dass er irgendwann zurückkommen könnte, hat dies diese Hoffnungen zerstört.» Dabei scheint es ihm ja teilweise gelungen, sich zurück ins royale Leben zu «schleichen», wie der Weihnachtsspaziergang eben zeigte.
Der ehemalige Innenminister der Liberaldemokraten Norman Baker gibt zudem an: «Diese Angelegenheit muss ein für alle Mal geklärt werden, und dieses Geschwür muss beseitigt werden.» Dazu gehört für Kritiker auch der Auszug Andrews aus der Royal Lodge, seinem 31-Zimmer-Anwesen auf dem Gelände von Schloss Windsor – hier gab ihm der König im vergangenen Jahr offenbar noch einmal eine «Gnadenfrist», so Jobson. Auch den Entzug der königlichen Titel fordern die Kommentatoren. Dass all das noch nicht geschehen ist, sei «kein gutes Zeichen», findet Jobson.
Der Biograf resümiert: «Prinz Andrew streitet alles ab, er hat keine offiziellen Aufgaben mehr, warum sollte er dann in diesem verschwenderischen königlichen Anwesen bleiben dürfen, wenn er nichts dazu beiträgt?»
Dass er seinen Bruder im London Tower enthaupten oder auf einer einsamen britischen Insel aussetzen lässt?