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Diese Namen stehen auf der Epstein-Liste – und diese Rätsel bleiben

FILE ? Audrey Strauss, acting United States Attorney for the Southern District of New York, points to a photo of Jeffrey Epstein and Ghislaine Maxwell during a news conference, July 2, 2020, in New Yo ...
Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell.Bild: keystone

Diese Promis stehen auf der Epstein-Liste – aber wer ist der mysteriöse zweite «Prinz»?

04.01.2024, 11:5904.01.2024, 13:35
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Ein Gericht hat im Missbrauchsskandal rund um US-Multimillionär Jeffrey Epstein die Klarnamen von fast 200 zuvor meist anonymen Personen veröffentlicht.

Sie wurden in einem Zivilstreit zwischen der geschädigten US-Amerikanerin Virginia Giuffre und Epsteins langjähriger Partnerin Ghislaine Maxwell genannt. Im Gerichtsdokument mit über 900 Seiten finden sich nebst Namen, die seit Längerem mit dem Missbrauchsskandal in Verbindung stehen, auch neue Namen wie der von Michael Jackson.

Was gilt es zu beachten?
Eine Nennung bedeutet nicht, dass die Person aktiver Teil des Missbrauchsnetzwerks um Epstein war, sondern zunächst nur, dass der Name in dem Zivilprozess fiel. Manche Personen der Liste sind beispielsweise auch Verwandte von Missbrauchsopfern Epsteins.

Virginia Giuffre

Prinz Andrew, Virginia Giuffre und Ghislaine Maxwell (v.l.).
Prinz Andrew, Virginia Giuffre und Ghislaine Maxwell (v.l.).Bild: screenshot netflix

Ihr Name ist omnipräsent: Virginia Giuffre. Sie war die Hauptklägerin gegen Jeffrey Epstein und wie bereits erwähnt im Zivilstreit mit Epsteins langjähriger Partnerin Ghislaine Maxwell. Die heute 40-Jährige sei als 17-Jährige gezwungen worden, mit Prinz Andrew Sex zu haben.

Bill Clinton

Former President Bill Clinton speaks during the Clinton Global Initiative, Monday, Sept. 18, 2023 in New York. (AP Photo/Andres Kudacki)
Clinton wurde in Bezug auf Epstein keiner Straftat oder eines Fehlverhaltens beschuldigt, taucht aber in den Dokumenten auf.Bild: keystone

Die veröffentlichten Unterlagen enthalten Bill Clintons Namen Dutzende Male, unter anderem in Zeugenaussagen, die ihn in die Nähe der Taten Epsteins rücken.

Eine der Zeuginnen ist Johanna Sjoberg. Sie arbeitete für Epstein und soll von ihm zu sexualisierten Massagen und Sex gezwungen worden sein.

Sjoberg erinnerte sich in ihrer Befragung daran, dass Epstein mit ihr über Bill Clinton sprach. «Er hat einmal gesagt, dass Clinton sie jung mag, und damit hat er sich auf Mädchen bezogen», so Sjoberg. Als sie gefragt wurde, ob Clinton ein Freund von Epstein war, sagte sie, dass sie es so verstanden habe, dass Epstein «Geschäfte» mit Clinton gemacht habe.

Clinton, bisher im Prozess als «John Doe 36» (etwa «Max Mustermann 36») bezeichnet, hatte Medien zufolge gegen die Nennung seines Namens keinen Einspruch erhoben.

Der ehemalige Präsident bestritt seit jeher, von den dunklen Machenschaften Epsteins gewusst zu haben, bestätigte aber 2019, dass er in Epsteins Privatjet mitgeflogen sei.

Am Mittwoch ergänzte ein Sprecher von Clinton gegenüber CNN, dass es nun fast 20 Jahre her sei, seit die beiden letztmals Kontakt hatten. Clinton wurde in Bezug auf Epstein keiner Straftat oder eines Fehlverhaltens beschuldigt.

Prinz Andrew

FILE - Britain's Prince Andrew speaks during a television interview at the Royal Chapel of All Saints at Royal Lodge, Windsor, England, April 11, 2021. The prosecution of Ghislaine Maxwell doesn& ...
Der britische Prinz verneinte stets sexuelle Kontakte mit Giuffre, gab nach den Vorwürfen aber seine öffentlichen Aufgaben ab.Bild: keystone

Ebenso häufig und in teils ähnlichem Kontext taucht der britische Prinz Andrew namentlich auf. Der Adelsspross konnte 2022 einen Zivilprozess im Zusammenhang mit Epsteins Missbrauchsring abwenden. Er gab öffentlich trotz der Vorwürfe der US-Klägerin Virginia Giuffre gegen ihn nie zu, Sex mit der damals Minderjährigen gehabt zu haben.

Aus den veröffentlichten Dokumenten geht hervor, dass Sjoberg beschreibt, wie Andrew ihre Brust scherzhaft berührte, als sie für ein gemeinsames Foto posierten.

Gemäss Maxwell hat Prinz Andrew Epsteins berüchtigte Privatinsel Little Saint James besucht. Als sie gefragt wurde, wie oft, sagte sie: «Ich kann mich nur an einmal erinnern.» Auf die Frage, ob sich damals auch Mädchen auf der Insel befunden hätten, antwortete sie:

«Es gab überhaupt keine Mädchen auf der Insel. Keine Mädchen, keine Frauen, ausser dem Personal, das im Haus arbeitet.»

Donald Trump

FILE - President Donald Trump, right, and first lady Melania Trump, left, accompanied by Britain's Prince Andrew, leave after a tour of Westminster Abbey in London, June 3, 2019. Social media is  ...
Donald Trump beim Besuch der Queen in London, 2019, damals noch US-Präsident.Bild: keystone

Dass Donald Trump Kontakte zu Epstein unterhielt, ist hinlänglich bekannt. Dementsprechend wurde er auch in den jetzt veröffentlichten Dokumenten erwähnt. Trump wird darin aber nicht des Fehlverhaltens beschuldigt.

In ihrer Aussage sagte Sjoberg, dass sie zu einem von Trumps Casinos in Atlantic City geflogen seien, als ein Sturm Epsteins Flugzeug daran hinderte, in New York City zu landen.

Epstein sagte:

«Toll, wir rufen Trump an und gehen ins Casino – ich weiss den Namen des Casinos nicht mehr, aber – wir gehen ins Casino.»

Auf die Frage, ob sie Trump jemals eine Massage gegeben habe, antwortete Sjoberg mit «Nein».

Michael Jackson

FILE - This May 31, 1997 file photo shows U.S. Popstar Michael Jackson performing during his "HIStory Tour Part II" across Germany and Europe at the Weserstadion in Bremen, North Germany. Th ...
War bei Epstein, wurde aber nichts vorgeworfen: Michael Jackson.Bild: AP/AP

Auch Popstar Michael Jackson war einmal zu Gast bei Epstein, so Sjoberg:

«Ich traf Michael Jackson … in Jeffreys Haus in Palm Beach.»

Auch ihn habe sie aber nicht massiert.

Stephen Hawking

FILE - In this Monday, March 6, 2017 file photo, Britain's Professor Stephen Hawking receives the Honorary Freedom of the City of London during a ceremony at the Guildhall in the City of London.  ...
Bild: AP/AP

Der Name des Astrophysikers wird in einem E-Mail von Epstein an Maxwell erwähnt. Er schreibt ihr, dass Hawking fälschlicherweise vorgeworfen wurde, dass er an einer Orgie mit Minderjährigen teilgenommen habe. «Du kannst allen Freunden, Bekannten und Familienangehörigen von Virginia [Duffre] eine Belohnung anbieten, wenn sie sich melden und dabei helfen, zu beweisen, dass ihre Anschuldigungen falsch sind.»

Hawking wurde im März 2006 auf Epsteins Insel im Rahmen einer Reise zu einer wissenschaftlichen Konferenz auf der Nachbarinsel St.Thomas fotografiert.

Die Konferenz wurde von Epstein bezahlt, 20 weitere Wissenschaftler nahmen teil, schreibt «Sky News».

David Copperfield

Illusionist David Copperfield appears in court Wednesday, April 18, 2018, in Las Vegas. Copperfield testified in a negligence lawsuit involving a British man who claims he was badly hurt when he fell  ...
Bild: AP/AP

Der Name des berühmten Magiers David Copperfield taucht auch in den Dokumenten auf. Gemäss Sjoberg führte er während eines Abendessens in einem von Epsteins Häusern «einige Zaubertricks» vor.

Gemäss Aussage entstand bei Sjoberg der Eindruck, dass Copperfield und Epstein befreundet waren. Sie wurde ausserdem vom Magier gefragt, «ob ich wüsste, dass Mädchen dafür bezahlt werden, andere Mädchen zu finden.»

Copperfield habe ihr keine Einzelheiten zu dieser Frage genannt. «Hat er gesagt, ob es sich um Teenager handelte oder etwas in dieser Richtung?», wurde Sjoberg gefragt. Antwort: «Hat er nicht.»

Jean-Luc Brunel

December 10, 2021: The US attorney s office has released images during the trial of Ghislaine Maxwell, 59, who faces six federal charges relating to accusations in the sexual exploitation of girls wit ...
Ghislaine Maxwell, Jeffrey Epstein und Jean-Luc Brunel (v.l.) in Epsteins Privatjet, undatiert.Bild: www.imago-images.de

Der französische Model-Agent Jean-Luc Brunel sass in Zusammenhang mit der Epstein-Affäre in Paris in Untersuchungshaft, als er sich 2022 das Leben nahm.

Auch sein Name taucht in der Liste auf. Gemäss Giuffre habe Maxwell sie dazu gedrängt, mit Brunel Sex zu haben. Auf die Frage, ob Giuffre noch weitere Namen nennen könne, antwortete sie:

«Ich bin sicher, dass es noch mehr gibt, aber ich kann mich nicht mehr an alle erinnern.»

Mit welchen Männern es tatsächlich zu sexuellen Kontakten gekommen sei, ist auch hier offen.

Wer ist der zweite «Prinz»?

In den Dokumenten mit der Aussage Giuffres sind noch drei ungenannte Personen enthalten, die am Mittwoch nicht enthüllt wurden.

  • Ein «ungenannter Prinz»
  • Ein «Besitzer einer grossen Hotelkette»
  • Ein «vollständig geschwärzter Name»

Giuffre behauptet, dass sie von Maxwell gezwungen wurde, Sex mit dem «ungenannten Prinzen» zu haben. Aus dem Dokument geht aber nicht hervor, ob Giuffre sexuelle Kontakte mit diesen drei Unbekannten hatte.

Wie sind die Informationen einzuschätzen?

Die Dokumente scheinen keine bahnbrechenden Enthüllungen zu enthalten, viele Informationen sind bereits durch Medienberichte oder Gerichtsverfahren veröffentlicht worden.

Die jetzt veröffentlichten Dokumente beleuchten zwar Epsteins ausufernden Lebensstil und seine Verbindungen zu den Reichen und Mächtigen, sagen schlussendlich aber nichts darüber, ob und welche finanziellen Vereinbarungen es mit vermögenden Personen gab, analysiert der «Guardian». Ebenso offen bleibt die Frage, wie Epstein zu seinem Vermögen von ca. 580 Millionen Dollar zum Zeitpunkt seines Todes kam.

Achtzehn Jahre nachdem Epsteins Name erstmals in Florida in Verbindung mit dem Vorwurf des Vermittelns minderjähriger Mädchen aufgetaucht war, sind viele Fragen nur teilweise geklärt. Einige Rätsel verschwinden wohl für immer mit Epstein unter der Erde.

Wo kann man die Dokumente anschauen?

Etliche Medien archivierten die Dokumente. Hier gibt's einen Link zu Documentcloud.org von «Insider», hier geht's zum Link des «Guardians».

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TommyGun
04.01.2024 12:21registriert Oktober 2020
In dieser ganzen ewigen Ermittlung bleibt etwas ganz grundsätzlich faul. Da wird angeblich seit zig Jahren ermittelt und veröffentlicht wird dann immer häppchenweise auf maximalen Druck was man ohnehin schon weiss. Abgesehen vom "Selbstmord" von Epstein ist es doch absolut erstaunlich, dass bisher weder die Herkunft von seinem Reichtum geklärt wurde, noch dass man anscheinend bisher überhaupt keine weiteren relevanten Klägerinnen finden konnte oder wollte.
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Zum Kommentar
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Schlaf
04.01.2024 12:15registriert Oktober 2019
Also gibt es dazu nicht wirklich viel Neues, die Namen sagen nichts aus auf der Liste, denn das scheint eine willkürliche Liste zu sein von Menschen, die auch nur eine Aussage zu dem Fall machten.
Also auch viele Unbeteiligte.
Ist ja schon fast langweilig.
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