Ein Gericht hat im Missbrauchsskandal rund um US-Multimillionär Jeffrey Epstein die Klarnamen von fast 200 zuvor meist anonymen Personen veröffentlicht.
Sie wurden in einem Zivilstreit zwischen der geschädigten US-Amerikanerin Virginia Giuffre und Epsteins langjähriger Partnerin Ghislaine Maxwell genannt. Im Gerichtsdokument mit über 900 Seiten finden sich nebst Namen, die seit Längerem mit dem Missbrauchsskandal in Verbindung stehen, auch neue Namen wie der von Michael Jackson.
Ihr Name ist omnipräsent: Virginia Giuffre. Sie war die Hauptklägerin gegen Jeffrey Epstein und wie bereits erwähnt im Zivilstreit mit Epsteins langjähriger Partnerin Ghislaine Maxwell. Die heute 40-Jährige sei als 17-Jährige gezwungen worden, mit Prinz Andrew Sex zu haben.
Die veröffentlichten Unterlagen enthalten Bill Clintons Namen Dutzende Male, unter anderem in Zeugenaussagen, die ihn in die Nähe der Taten Epsteins rücken.
Eine der Zeuginnen ist Johanna Sjoberg. Sie arbeitete für Epstein und soll von ihm zu sexualisierten Massagen und Sex gezwungen worden sein.
Sjoberg erinnerte sich in ihrer Befragung daran, dass Epstein mit ihr über Bill Clinton sprach. «Er hat einmal gesagt, dass Clinton sie jung mag, und damit hat er sich auf Mädchen bezogen», so Sjoberg. Als sie gefragt wurde, ob Clinton ein Freund von Epstein war, sagte sie, dass sie es so verstanden habe, dass Epstein «Geschäfte» mit Clinton gemacht habe.
Clinton, bisher im Prozess als «John Doe 36» (etwa «Max Mustermann 36») bezeichnet, hatte Medien zufolge gegen die Nennung seines Namens keinen Einspruch erhoben.
Der ehemalige Präsident bestritt seit jeher, von den dunklen Machenschaften Epsteins gewusst zu haben, bestätigte aber 2019, dass er in Epsteins Privatjet mitgeflogen sei.
Am Mittwoch ergänzte ein Sprecher von Clinton gegenüber CNN, dass es nun fast 20 Jahre her sei, seit die beiden letztmals Kontakt hatten. Clinton wurde in Bezug auf Epstein keiner Straftat oder eines Fehlverhaltens beschuldigt.
Ebenso häufig und in teils ähnlichem Kontext taucht der britische Prinz Andrew namentlich auf. Der Adelsspross konnte 2022 einen Zivilprozess im Zusammenhang mit Epsteins Missbrauchsring abwenden. Er gab öffentlich trotz der Vorwürfe der US-Klägerin Virginia Giuffre gegen ihn nie zu, Sex mit der damals Minderjährigen gehabt zu haben.
Aus den veröffentlichten Dokumenten geht hervor, dass Sjoberg beschreibt, wie Andrew ihre Brust scherzhaft berührte, als sie für ein gemeinsames Foto posierten.
Gemäss Maxwell hat Prinz Andrew Epsteins berüchtigte Privatinsel Little Saint James besucht. Als sie gefragt wurde, wie oft, sagte sie: «Ich kann mich nur an einmal erinnern.» Auf die Frage, ob sich damals auch Mädchen auf der Insel befunden hätten, antwortete sie:
Dass Donald Trump Kontakte zu Epstein unterhielt, ist hinlänglich bekannt. Dementsprechend wurde er auch in den jetzt veröffentlichten Dokumenten erwähnt. Trump wird darin aber nicht des Fehlverhaltens beschuldigt.
In ihrer Aussage sagte Sjoberg, dass sie zu einem von Trumps Casinos in Atlantic City geflogen seien, als ein Sturm Epsteins Flugzeug daran hinderte, in New York City zu landen.
Epstein sagte:
Auf die Frage, ob sie Trump jemals eine Massage gegeben habe, antwortete Sjoberg mit «Nein».
Auch Popstar Michael Jackson war einmal zu Gast bei Epstein, so Sjoberg:
Auch ihn habe sie aber nicht massiert.
Der Name des Astrophysikers wird in einem E-Mail von Epstein an Maxwell erwähnt. Er schreibt ihr, dass Hawking fälschlicherweise vorgeworfen wurde, dass er an einer Orgie mit Minderjährigen teilgenommen habe. «Du kannst allen Freunden, Bekannten und Familienangehörigen von Virginia [Duffre] eine Belohnung anbieten, wenn sie sich melden und dabei helfen, zu beweisen, dass ihre Anschuldigungen falsch sind.»
Hawking wurde im März 2006 auf Epsteins Insel im Rahmen einer Reise zu einer wissenschaftlichen Konferenz auf der Nachbarinsel St.Thomas fotografiert.
Die Konferenz wurde von Epstein bezahlt, 20 weitere Wissenschaftler nahmen teil, schreibt «Sky News».
Der Name des berühmten Magiers David Copperfield taucht auch in den Dokumenten auf. Gemäss Sjoberg führte er während eines Abendessens in einem von Epsteins Häusern «einige Zaubertricks» vor.
Gemäss Aussage entstand bei Sjoberg der Eindruck, dass Copperfield und Epstein befreundet waren. Sie wurde ausserdem vom Magier gefragt, «ob ich wüsste, dass Mädchen dafür bezahlt werden, andere Mädchen zu finden.»
Copperfield habe ihr keine Einzelheiten zu dieser Frage genannt. «Hat er gesagt, ob es sich um Teenager handelte oder etwas in dieser Richtung?», wurde Sjoberg gefragt. Antwort: «Hat er nicht.»
Der französische Model-Agent Jean-Luc Brunel sass in Zusammenhang mit der Epstein-Affäre in Paris in Untersuchungshaft, als er sich 2022 das Leben nahm.
Auch sein Name taucht in der Liste auf. Gemäss Giuffre habe Maxwell sie dazu gedrängt, mit Brunel Sex zu haben. Auf die Frage, ob Giuffre noch weitere Namen nennen könne, antwortete sie:
Mit welchen Männern es tatsächlich zu sexuellen Kontakten gekommen sei, ist auch hier offen.
In den Dokumenten mit der Aussage Giuffres sind noch drei ungenannte Personen enthalten, die am Mittwoch nicht enthüllt wurden.
Giuffre behauptet, dass sie von Maxwell gezwungen wurde, Sex mit dem «ungenannten Prinzen» zu haben. Aus dem Dokument geht aber nicht hervor, ob Giuffre sexuelle Kontakte mit diesen drei Unbekannten hatte.
Die Dokumente scheinen keine bahnbrechenden Enthüllungen zu enthalten, viele Informationen sind bereits durch Medienberichte oder Gerichtsverfahren veröffentlicht worden.
Die jetzt veröffentlichten Dokumente beleuchten zwar Epsteins ausufernden Lebensstil und seine Verbindungen zu den Reichen und Mächtigen, sagen schlussendlich aber nichts darüber, ob und welche finanziellen Vereinbarungen es mit vermögenden Personen gab, analysiert der «Guardian». Ebenso offen bleibt die Frage, wie Epstein zu seinem Vermögen von ca. 580 Millionen Dollar zum Zeitpunkt seines Todes kam.
Achtzehn Jahre nachdem Epsteins Name erstmals in Florida in Verbindung mit dem Vorwurf des Vermittelns minderjähriger Mädchen aufgetaucht war, sind viele Fragen nur teilweise geklärt. Einige Rätsel verschwinden wohl für immer mit Epstein unter der Erde.
Etliche Medien archivierten die Dokumente. Hier gibt's einen Link zu Documentcloud.org von «Insider», hier geht's zum Link des «Guardians».
Also auch viele Unbeteiligte.
Ist ja schon fast langweilig.