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Epstein-Files: US-Gericht veröffentlicht Dokumente mit Klarnamen

US-Gericht veröffentlicht erstmals Klarnamen: Das steht in den Epstein-Dokumenten

Nach einer Gerichtsanweisung sind Akten aus einem Prozess um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein veröffentlicht worden. Sie enthalten bekannte Namen.
04.01.2024, 03:37
Thomas Wanhoff / t-online
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FILE ? Audrey Strauss, acting United States Attorney for the Southern District of New York, points to a photo of Jeffrey Epstein and Ghislaine Maxwell during a news conference, July 2, 2020, in New Yo ...
Jeffrey Epstein wurde 2019 auf Bundesebene angeklagt, einen Sexhandelsring betrieben zu haben, in dem er Dutzende minderjähriger Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Ghislaine Maxwell soll ihm dabei geholfen haben.Bild: keystone
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Hunderte von Seiten entsiegelter Dokumente aus einem Rechtsstreit im Zusammenhang mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein wurden am Mittwoch in den USA veröffentlicht. Es wird erwartet, dass die Dokumente fast 200 Namen enthalten, darunter einige von Epsteins Anklägern, prominente Geschäftsleute und Politikern.

Viele der Personen, deren Namen in den am Mittwoch veröffentlichten Dokumenten auftauchen, sind nicht des Fehlverhaltens beschuldigt worden oder wurden bereits zuvor in Gerichtsverfahren oder Nachrichtenberichten erwähnt. Bei den am Mittwoch veröffentlichten Dokumenten handelt es sich nicht um eine «Kundenliste» Epsteins.

Einige Opfernamen sind bekannt, auch die von Freunden und Bekannten, die mit dem Sexualstraftäter in Verbindung standen. Dazu gehört Prinz Andrew, einer der Brüder von König Charles III. Doch er ist nicht die einzige Person des öffentlichen Lebens, die mit Epstein und seiner Partnerin Gishlane Maxwell kooperiert haben soll.

Bill Clinton in Akten erwähnt

Auch der ehemalige US-Präsident Clinton, bislang als «Doe 36» geführt, soll in den Gerichtsdokumenten genannt werden. Als er vor der Veröffentlichung um einen Kommentar gebeten wurde, verwiesen seine Vertreter auf eine Erklärung, die er 2019 abgab und in der Clinton erklärt hatte, er wisse «nichts» über Epsteins Verbrechen. Clinton hatte Medien zufolge gegen die Nennung seines Namens keinen Einspruch erhoben.

In den Akten stehen nach Angaben der BBC auch Einträge zu Johanna Sjoberg, die Prinz Andrew beschuldigt hatte, sie an der Brust angefasst zu haben.

Laut der BBC habe auch Sjoberg ausgesagt, dass Epstein ihr einmal gesagt hat, dass der ehemalige US-Präsident Bill Clinton «sie jung mag» – womit er sich auf Mädchen bezogen haben soll. Clinton hatte eine Affäre mit einer 22-jährigen Praktikantin im Weissen Haus, als er US-Präsident war.

Die Akten enthalten auch die Aussage von Maxwell, die angab, nach der Clinton an Bord von Epsteins Privatjet gereist ist, ohne aber Angaben über die Häufigkeit zu machen.

Clinton reiste demnach Anfang der 2000er Jahre in Epsteins Flugzeug auf humanitären Reisen nach Afrika und lobte Epstein damals als engagierten Philanthropen, sagte aber später, er habe die Beziehungen zu ihm abgebrochen.

Zwischenstopp bei Trump

Nach Angaben des US-Senders CNN sei den Dokumenten zu entnehmen, dass Epstein ihr gesagt habe, er werde Donald Trump auf dem Weg zu einem seiner Casinos in New Jersey kontaktieren.

«Jeffrey sagte: 'Toll, wir rufen Trump an'», sagte sie aus, nachdem die Piloten gesagt hatten, dass ihr Flugzeug nicht in New York landen könne und in Atlantic City, New Jersey, zwischenlanden müsse. Die Dokumente enthalten keine Hinweise auf ein Fehlverhalten von Trump. Frau Sjoberg wurde in der Befragung gefragt, ob sie Herrn Trump jemals eine Massage gegeben habe, und sie antwortete: «Nein.»

Eine Person darf zunächst nicht öffentlich gemacht werden'

Im Dezember hatte das Gericht in New York entschieden, dass eine Liste von Epsteins mutmasslichen Opfern und Komplizen veröffentlicht werden kann. Richterin Loretta Preska begründete diesen Schritt damit, dass viele Namen ohnehin bereits in den Medien kursierten. Insgesamt soll es sich um mehr als 150 Personen handeln, die in dem Dokument gelistet sind. Eine Person mit der Bezeichnung «Doe 107» hatte das Gericht gebeten, nicht bekannt gemacht zu werden – dem Wunsch wurde entsprochen, weil es sich um eine Gefährdung handeln könnte.

FILE - Virginia Roberts Giuffre holds a news conference outside a Manhattan court following the jailhouse death of Jeffrey Epstein, Aug. 27, 2019, in New York. A tentative settlement has been reached  ...
Virginia Giuffre hatte gegen Epstein unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs geklagt.Bild: keystone

Veröffentlicht werden soll die Liste im Rahmen einer Zivilklage von Virginia Giuffre, einem Opfer des Missbrauchsrings, gegen Epsteins Partnerin Ghislaine Maxwell. Epstein starb durch Suizid im Gefängnis, während er auf seinen Prozess wartete. Sie wurde 2021 aufgrund mehrerer Sexualdelikte bereits zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Verwendete Quellen:

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