Trotz eines polnischen Einreiseverbots und internationaler Kritik hat der russische Rockerclub «Nachtwölfe» seine Motorrad-Tour zum Weltkriegsgedenken nach Berlin gestartet. Clubpräsident Alexander Saldostanow alias «Chirurg» brach mit rund 20 Mitstreitern am Freitagmorgen mit wehenden roten Fahnen in Moskau auf. Das berichtete die Agentur Tass.
Saldostanow gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Bereits in den Jahren zuvor hatten sich die Rocker anlässlich des Jahrestages des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland auf den Weg nach Berlin gemacht. 2015 hatte die Reise jedoch für Aufsehen gesorgt: Polen hatte die Tour als Provokation kritisiert und den Rockern zeitweilig die Einreise verweigert. Auch Berliner Behörden hatten die Visa mehrerer Mitglieder annulliert.
Die Fahrt soll in diesem Jahr wieder durch Weissrussland, Polen, die Slowakei, Österreich und Tschechien bis nach Berlin führen, wo sie am 9. Mai endet. Dort wollen die «Nachtwölfe» Kränze niederlegen. Zusätzlich sei eine Demonstration mit rund 200 Teilnehmern angemeldet, wie die Berliner Polizei bestätigte. Die Veranstalter planten auch eine Fahrt quer durch die Stadt. «Ob das so stattfindet, ist noch völlig unklar», sagte eine Polizeisprecherin.
Club-Chef auf EU-Sanktionsliste
Clubpräsident Saldostanow begleitet die «Nachtwölfe» nur bis zur weissrussischen Grenze. Sein Schengen-Visum wurde annulliert, weil er wegen der Ukraine-Krise auf der Sanktionsliste der EU steht.
Die Biker unterstützen Positionen der prorussischen Separatisten in der Ostukraine. «Uns aufzuhalten wird nur noch mehr Widerstand hervorbringen», sagte Saldostanow. «Wir haben vergangenes Jahr versprochen, wieder nach Berlin zu kommen - und so wird es auch sein.»
Die Reise der übrigen «Nachtwölfe» könnte an der polnischen Grenze enden. Ein Sprecher des Warschauer Aussenministeriums sagte, die russische Botschaft in Warschau sei über das Einreiseverbot für die «Nachtwölfe» informiert worden.
Der Sprecher begründete dies mit der «Sicherung der öffentlichen Ordnung». Russland betreibe eine Desinformationskampagne über Polens Umsetzung eines Vertrages der Kriegsgräberfürsorge.
Das russische Aussenministerium bestellte die polnische Botschafterin in Moskau ein. Die Entscheidung Polens sei eine Verhöhnung der Opfer im Kampf gegen den Faschismus und werde die bilateralen Beziehungen belasten, hiess es.
(sda/dpa)