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Russland

Albaniens Ministerpräsident stellt russischen UN-Botschafter bloss

Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy attends a high level Security Council meeting during the 78th session of the United Nations General Assembly at U.N. headquarters, Wednesday, Sept. 20, 2023. (A ...
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach vor dem UN-Sicherheitsrat. Das versuchte Russland allerdings zu verhindern.Bild: keystone

Nach Selenskyj-Diss: Albaniens Ministerpräsident stellt Russland-Diplomaten bloss

21.09.2023, 11:2321.09.2023, 13:07
Anna Von Stefenelli / watson.de
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Dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Weltbühne immer wieder zu Wort kommt, ist Russland ein Dorn im Auge. Das zeigte sich einmal mehr in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu Russlands Krieg in der Ukraine. Dort hatte der russische UN-Botschafter versucht, Selenskyjs Rede zu Beginn der Sitzung in New York zu verhindern.

Wassili Nebensja begründete dies damit, dass es dafür keinen Anlass gebe. Dem Ukraine-Präsidenten das Rederecht einzuräumen und damit die Sitzung in eine «One-Man-Stand-Up-Show» zu verwandeln, empfinde er als falsch und unbegründet.

Offenbar eine Spitze gegen Selenskyj und der Versuch, ihn mundtot zu machen.

Russian Ambassador to the United Nations Vasily Nebenzya lifts a pencil to ask to speak during a high level Security Council meeting on the situation in Ukraine, Wednesday, Sept. 20, 2023 at the Unite ...
Wassili Nebensja versuchte, die Rede von Selenskyj vor dem UN-Sicherheitsrat zu verhindern.Bild: AP

Allerdings stand er mit dieser Meinung vor Ort offenbar allein da. Er kassierte einen Seitenhieb vom albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama, dem derzeitigen Vorsitzenden des Sicherheitsrates. Der machte dem Russland-Diplomaten eine klare Ansage. Und die Welt feiert diese Reaktion.

Nach Selenskyj-Diss: Edi Rama feuert gegen Russland-Diplomaten

Der albanische Ministerpräsident Edi Rama persönlich hatte Selenskyj als Gast zur offenen Sitzung des UN-Sicherheitsrates eingeladen und ihm erlaubt, dort auch vor den Vertretern zu sprechen.

Sehr zum Unmut Nebensjas.

Dieser beschwerte sich über das Vorhaben und führte an, dass Rama mit der Einladung die Regeln der Vereinten Nationen missachte. Darauf hatte der albanische Premier jedoch eine schlagfertige Antwort: Es sei bemerkenswert, dass gerade Russland sich über eine angebliche Verletzung der UN-Regeln beschwere.

Security Council President and Prime Minister of Albania Edi Rama listens as Russian Foreign Minister Sergey Lavrov speaks during a high level Security Council meeting on the situation in Ukraine, Wed ...
Edi Rama zeigte sich genervt von den Beschwerden des Russland-Politikers.Bild: AP

Nebensja aber beschwerte sich weiterhin, woraufhin Rama versicherte, dass alles regelkonform ablaufe. Schliesslich sagte er: «Das ist keine Spezialoperation des albanischen Vorsitzes.» Damit spielte er auf die Wortwahl des russischen Präsidenten Wladimir Putin an, der den Krieg in der Ukraine als «antiterroristische Spezialoperation» bezeichnet und so verharmlost.

Schliesslich wartete er mit einem Seitenhieb gegen den Russland-Politiker auf:

«Wenn Sie immer wieder wiederholen, dass Sie glauben, es sei ein Verstoss, dass Selenskyj hier vor den UN-Vertretern spricht, gibt es eine Lösung dafür: Stoppt den Krieg und Präsident Selenskyj wird hier nicht das Wort ergreifen.»

Welt feiert Russland-Reaktion von Edi Rama

Selenskyj teilte später das Video von dem Schlagabtausch auf Social Media. Dazu schrieb er, mit einem Dank an Rama gerichtet: «Beim UN-Sicherheitsrat haben Sie der Welt gezeigt, wie man mit Russland, seinen Lügen und seiner Heuchelei richtig umgeht.»

Nicht nur der Ukraine-Präsident reagierte auf die schlagfertige Reaktion Ramas. Das Video wurde vielfach geteilt. Eine Userin bezeichnete die Antwort des Politikers etwa als «perfekte Reaktion». Gleicher Meinung ist auch Anton Gerashchenko, Berater der ukrainischen Regierung, der die Aussagen Ramas als «gute Antwort» empfindet. Dazu schrieb er: «Es läuft alles auf eine Sache hinaus: Russland ist allein für diesen Krieg verantwortlich.»

Und eine Person urteilte über den Russland-Vertreter: «Nebensja sollte sich schämen.» Nebensja habe offensichtlich «Angst davor, die Wahrheit über Russlands Aggression und Besetzung in der Ukraine zu erfahren.» Eine weitere Userin schreibt: «Dieses Video sagt mehr als tausend Worte.»

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Micha
21.09.2023 11:30registriert Februar 2021
Das Verhalten ist bezeichnend dafür, wie sich die Russen in der Weltöffentlichkeit geben. Erst brechen sie einen Krieg vom Zaun und dann führen sie sich wie die Opfer auf und nicht für die Täter.

Ich finde es klasse, dass die russischen Vertreter Gegenwind bekommen haben. Dieses Auftreten war nicht im Sinne Russlands und so muss es weitergehen.
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banda69
21.09.2023 12:31registriert Januar 2020
Ich wäre dankbar alle unsere Politiker würden sich so klar positionieren. Aber eben...die SVPler stehen auf der Seite Russlands.
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Tokyo
21.09.2023 12:32registriert Juni 2021
sehr gut, dass Russlands Aggressionen Gegenwind kriegen auch in der UNO.
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