Dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Weltbühne immer wieder zu Wort kommt, ist Russland ein Dorn im Auge. Das zeigte sich einmal mehr in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu Russlands Krieg in der Ukraine. Dort hatte der russische UN-Botschafter versucht, Selenskyjs Rede zu Beginn der Sitzung in New York zu verhindern.
Wassili Nebensja begründete dies damit, dass es dafür keinen Anlass gebe. Dem Ukraine-Präsidenten das Rederecht einzuräumen und damit die Sitzung in eine «One-Man-Stand-Up-Show» zu verwandeln, empfinde er als falsch und unbegründet.
Offenbar eine Spitze gegen Selenskyj und der Versuch, ihn mundtot zu machen.
Allerdings stand er mit dieser Meinung vor Ort offenbar allein da. Er kassierte einen Seitenhieb vom albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama, dem derzeitigen Vorsitzenden des Sicherheitsrates. Der machte dem Russland-Diplomaten eine klare Ansage. Und die Welt feiert diese Reaktion.
Der albanische Ministerpräsident Edi Rama persönlich hatte Selenskyj als Gast zur offenen Sitzung des UN-Sicherheitsrates eingeladen und ihm erlaubt, dort auch vor den Vertretern zu sprechen.
Sehr zum Unmut Nebensjas.
Dieser beschwerte sich über das Vorhaben und führte an, dass Rama mit der Einladung die Regeln der Vereinten Nationen missachte. Darauf hatte der albanische Premier jedoch eine schlagfertige Antwort: Es sei bemerkenswert, dass gerade Russland sich über eine angebliche Verletzung der UN-Regeln beschwere.
Nebensja aber beschwerte sich weiterhin, woraufhin Rama versicherte, dass alles regelkonform ablaufe. Schliesslich sagte er: «Das ist keine Spezialoperation des albanischen Vorsitzes.» Damit spielte er auf die Wortwahl des russischen Präsidenten Wladimir Putin an, der den Krieg in der Ukraine als «antiterroristische Spezialoperation» bezeichnet und so verharmlost.
Schliesslich wartete er mit einem Seitenhieb gegen den Russland-Politiker auf:
Russian Permanent Representative Nebenzya tried to disrupt Zelenskyy's speech at the UN, he was calmed down by the prime minister of Albania
— NEXTA (@nexta_tv) September 20, 2023
Nebenzya was outraged that Zelenskyy would speak second after UN Secretary General António Guterres.
Albanian Prime Minister Edi Rama,… pic.twitter.com/RxUcFzPpE1
Selenskyj teilte später das Video von dem Schlagabtausch auf Social Media. Dazu schrieb er, mit einem Dank an Rama gerichtet: «Beim UN-Sicherheitsrat haben Sie der Welt gezeigt, wie man mit Russland, seinen Lügen und seiner Heuchelei richtig umgeht.»
Dear @EdiRamaal, today at the UNSC you showed the world how to correctly handle Russia, its lies, and its hypocrisy. I thank you for steering the Presidency in such a principled manner. pic.twitter.com/0wKca8xZon
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) September 20, 2023
Nicht nur der Ukraine-Präsident reagierte auf die schlagfertige Reaktion Ramas. Das Video wurde vielfach geteilt. Eine Userin bezeichnete die Antwort des Politikers etwa als «perfekte Reaktion». Gleicher Meinung ist auch Anton Gerashchenko, Berater der ukrainischen Regierung, der die Aussagen Ramas als «gute Antwort» empfindet. Dazu schrieb er: «Es läuft alles auf eine Sache hinaus: Russland ist allein für diesen Krieg verantwortlich.»
Und eine Person urteilte über den Russland-Vertreter: «Nebensja sollte sich schämen.» Nebensja habe offensichtlich «Angst davor, die Wahrheit über Russlands Aggression und Besetzung in der Ukraine zu erfahren.» Eine weitere Userin schreibt: «Dieses Video sagt mehr als tausend Worte.»
Ich finde es klasse, dass die russischen Vertreter Gegenwind bekommen haben. Dieses Auftreten war nicht im Sinne Russlands und so muss es weitergehen.