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Wer am «Tag des Sieges» wirklich neben Putin sass

Wer am «Tag des Sieges» wirklich neben Putin sass

Zur Militärparade des Sieges über den Nationalsozialismus sass Wladimir Putin neben zwei Veteranen. Allerdings kämpfte keiner der beiden gegen die Nazis.
10.05.2023, 14:1410.05.2023, 14:14
Tobias Esser
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Wladimir Putin neben zwei Veteranen bei der Parade zum «Tag des Sieges» über den Nationalsozialismus: Offenbar kämpfte keiner der Männer gegen die Nationalsozialisten.
Wladimir Putin neben zwei Veteranen bei der Parade zum «Tag des Sieges» über den Nationalsozialismus: Offenbar kämpfte keiner der Männer gegen die Nationalsozialisten. Bild: Screenshot russisches Staatsfernsehen
Ein Artikel von
t-online

Mit einer grossen Militärparade gedachte die russische Führung am Dienstag dem Sieg der Roten Armee über das nationalsozialistische Deutschland. Auch der russische Präsident Wladimir Putin war zugegen und nahm auf der Ehrentribüne zwischen zwei Veteranen Platz.

Gemäss dem Anlass könnte man denken, die Veteranen hätten ihren Anteil am Sieg der Sowjetunion über den Nationalsozialismus gehabt. Das scheint allerdings nicht der Fall zu sein, wie das oppositionelle russische Medium «Agentstwo» recherchiert hat.

Veteran kämpfte gegen Bandera-Anhänger

Demnach sass der 98-Jährige Juri Dwoikin auf Putins rechter Seite. Auf den Bildern des russischen Staatsfernsehens trägt Dwoikin eine Schiebermütze. Zwar kämpfte er im Zweiten Weltkrieg, allerdings weit hinter der Front: Nach seiner Ausbildung zum Scharfschützen wurde Dwoikin vom Innenministerium der UdSSR in die Westukraine geschickt, berichtet «Agentstwo».

In der Gegend um Lwiw sollte Dwoikins Einheit damals Jagd auf Anhänger des ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera machen, der auch heute eine grosse Anhängerschaft in der Ukraine hat. «Innerhalb von zwei Tagen erschossen wir mehr als 5'000 Menschen und befreiten Wälder und Bauernhöfe von ukrainischen Nationalisten», erinnert sich Dwoikin im Gespräch mit dem Veteranennetzwerk «Unsterbliches Regiment».

Weiterer Sitznachbar schlug Prager Frühling nieder

Putins linker Sitznachbar war an den Kämpfen im Zweiten Weltkrieg gar nicht beteiligt – der Mann namens Gennady Saitsew wurde erst 1934 geboren war bei Kriegsende erst elf Jahre alt, schreibt «Agentstwo».

1959 begann Saitsew seinen Dienst im sowjetischen KGB-Geheimdienst, berichtet das russische Medium «Rodina». Im Gespräch mit «Rodina» erzählt Saitsew, wie er im Jahr 1968 am Einmarsch sowjetischer Truppen in der Tschechoslowakei beteiligt gewesen war. Ihr Ziel: Die Niederschlagung des Prager Frühlings. Saitsew soll damals die Einheit kommandiert haben, die im Verlauf des sowjetischen Einmarsches das tschechoslowakische Innenministerium in Prag eroberte.

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Magnum
10.05.2023 14:59registriert Februar 2015
Zwei heldenhafte Veteranen: einer hat hinter der Front Jagd auf Nichtkommunisten in der Ukraine gemacht und war so an der Ermordung vieler Zivilisten verteidigt. Der andere ist Tschekist und war am Einmarsch in die CSSR beteiligt.

Gemeinsam ist den beiden: Parteisoldaten, Einmarsch, Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Putin hat sich mit den passenden Veteranen umgeben. Ungewollt und ungewohnt ehrlich vom Kreml.
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Haarspalter
10.05.2023 18:12registriert Oktober 2020
Und wer ist der undekorierte Greis in der Mitte?
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butlerparker
10.05.2023 15:58registriert März 2022
Dazu paßt die Offensiven ala RUS. Wagner ruckt 150 m täglich vor und beim Gegenangriff gegen die Flanken von Wagner verlieren Sie 7,8 km2 an Boden. Dazu 2 RUS Kompanien aufgerieben und die Gefahr eines Flankenangriffs auf Wagner in Bachmut. Falls hier nur schnell eine begrenzte Offensive erfolgt der UA Armee, könnten die RUS sogar eingekesselt werden.

Hoffentlich ist dieser Alptraum bald vorbei. Die Durchhalteparolen von Prigoschin klingen schon wie das berühmte Pfeifen im Walde
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