Nach dem gewaltsamen Tod eines Tschetschenen in Österreich hat der Republikchef der Nordkaukasus-Region, Ramsan Kadyrow, eine Verwicklung in den Fall zurückgewiesen.
Der 43-Jährige, der am Samstag in Gerasdorf bei Wien erschossen wurde, sei Opfer von Geheimdiensten geworden, die eine solche Tat Russland und insbesondere ihm selbst anlasten wollten, schrieb Kadyrow in den Nachrichtenkanal Telegram.
Die österreichische Polizei bestätigte am Donnerstag indes, dass das Opfer bedroht worden war. Der 43-Jährige, der seit 2007 in Österreich lebte, hatte monatelang Videos veröffentlicht, in denen er den Machthaber der islamisch geprägten russischen Teilrepublik teils sehr rüde kritisierte. Die Drohungen «nahmen an Intensität zu», sagte ein Polizeisprecher. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung habe die Drohungen sehr ernst genommen und dem Mann Schutz angeboten, den er aber nur für den Wohnsitz seiner Familie angenommen habe.
Das Motiv ist laut Polizei aber weiter offen. «Wir können nicht ausschliessen, dass es sich um einen Auftragsmord handelt, andererseits könnte aber auch ein Streit eskaliert sein», so der Sprecher. Unter Tschetschenen in Wien hatte es zuvor Berichte über Mordpläne und ein Kopfgeld gegeben. Zwei ebenfalls aus Tschetschenien stammende Tatverdächtige sitzen seit Samstag in Untersuchungshaft. Ein 47-Jähriger, der nach einer Verfolgung festgenommen wurde, verweigert laut Polizei die Aussage. Der zweite Angeklagte ist ein 37-Jähriger, der das Opfer zum Tatort begleitet haben soll. Alle drei lebten als russische Staatsbürger seit Jahren in Österreich.
Kritiker werfen dem vom Kreml unterstützten Kadyrow immer wieder die brutale Ausschaltung politischer Gegner auch im Ausland vor. In Berlin sorgte 2019 die Erschiessung eines Tschetschenen mit georgischer Staatsangehörigkeit für Aufsehen. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass der Mord von der russischen Regierung in Auftrag gegeben wurde. (sda/dpa)