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Russland-Ukraine-Krieg: Wie Kiew langsam eingekesselt wird

Wie Kiew langsam eingekesselt wird

07.03.2022, 17:1908.03.2022, 16:43
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Ist es die Ruhe vor dem Sturm? In den letzten zwei Tagen hat sich die militärische Situation in der Ukraine nicht entscheidend verändert. Militärexperten erwarten jedoch, dass noch in dieser Woche der Kampf um Kiew beginnt. Aus den Vororten Irpin, Buscha und Hostomel werden bereits heftige Gefechte gemeldet. Nachdem russische Truppen aus Irpin und Buscha zurückgedrängt werden konnten, wurden beide Vororte mit Artillerie beschossen. Beobachter melden viele zerstörte Wohnhäuser. Irpin liegt ca. 25 Kilometer vom Kiewer Regierungsviertel entfernt.

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Russische Truppen, welche von Belarus in die Ukraine eindrangen, sollen laut dem Institute for the Study of War (ISW) Kiew von Westen her umzingeln. Ein polnisches Beratungsunternehmen für Sicherheitsfragen schätzt die Truppenstärke auf 18 BTGs (Battalion tactical group). Jedes BTG besteht aus ca. 600 bis 800 Soldaten und Offizieren, 10 Kampfpanzern und 40 Schützenpanzern. Die gesamte russische Armee verfügt über ca. 170 BTGs.

Durch Irpin verläuft der Korridor für Zivilisten. Laut ukrainischen Angaben zerstörte russische Artillerie zwei Eisenbahnbrücken, welche Zivilpersonen zur Flucht aus Kiew nutzten.

Unterstützt werden soll die Belagerung Kiews von zwei Truppenverbänden aus dem Nord-Osten und Osten. Diese werden bei den Städten Sumy (Osten) und Tschernihiw (Nord-Osten) gefordert. Beide Städte werden belagert und befinden sich nicht in russischer Hand. Trotzdem sind langsame Truppenbewegungen von dort in Richtung Kiew zu beobachten.

Im Südosten von Kiew befindet sich der strategisch wichtige Boryspil Airport. Die russische Truppenkonzentration in der Nähe deutet darauf hin, dass auch dieser Flughafen bald ins Visier Aggressoren gerät.

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Im Süden dringen russische Einheiten immer weiter in Richtung Atomkraftwerk Ukraine Süd. Es handelt sich dabei um das zweitgrösste AKW der Ukraine. Das grösste, das AKW Saporischschja, ist, zusammen mit dem benachbarten Kohlekraftwerk, bereits in russischer Hand.

Der Angriff auf die Stadt Mykolajiw (500'000 Einwohner), welche sich auf dem Weg dahin befindet, war bisher nicht erfolgreich. Die 500'000-Einwohner-Stadt wird aktuell von drei BTGs attackiert.

(tog)

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HugiHans
07.03.2022 19:05registriert Juli 2018
Nur eines ist jetzt sicher, die Verluste auf beiden Seiten werden zu hoch sein.
Aber auch wenn Russland die Vernichtungsschlacht gewinnt und Kiew einnimmt, was dann? Wie soll es weitergehen?
Putin wird nie wieder im Westen eine Akzeptanz finden, und China wird die Abhängikeit zu seinen Gunsten ausnutzen. Es gibt also keine Zukunft für Russland mit Putin. Die Frage ist schlussendlich, wie lange er sich innenpolitisch halten kann. Den das Ende Putins muss und wird von innen kommen.
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pontian
07.03.2022 18:37registriert Januar 2016
Ich glaube, viele westliche Beobacher (und gerade sogenannte Experten) unterliegen einem „cognitive bias“. Weil niemand (und gerade nicht sie) vorausgesehen hat, dass die Ukraine sich so gut und die Russen sich so schlecht schlagen, muss es einfach sein, dass die Ukraine verliert.

Tatsache ist:
-Die Russen kommen seit Tagen nicht voran
-Keines (!) ihrer Ziele wurde erreicht
-Sie kontrollieren nur die Hauptstrassen, nicht die Fläche
-Demonstrationen selbst in „eroberten“ Gebieten
-Russland hat noch immer nicht die Lufthoheit
-schwerste Verluste
-Riesige Logistikprobleme
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