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Russland: Wladimir Putin spricht über Terroranschlag bei Moskau

Putin spricht über Terroranschlag: «Wurde von radikalen Islamisten durchgeführt»

25.03.2024, 19:3525.03.2024, 20:38
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Der Terroranschlag bei Moskau ist nach den Worten von Kremlchef Wladimir Putin von Islamisten begangen worden. «Wir wissen, dass das Verbrechen von radikalen Islamisten begangen wurde, deren Ideologie die islamische Welt selbst seit Jahrhunderten bekämpft», sagte Putin am Montagabend bei einer Veranstaltung zur Aufarbeitung des Anschlags vom Freitag, bei dem nach neuem Stand 139 Menschen ums Leben kamen.

epa11238857 Russian President Vladimir Putin addresses citizens following a terrorist attack at the Crocus City Hall concert venue in Moscow region, Moscow, Russia, 23 March 2024. President Vladimir P ...
Wladimir Putin bei seiner Ansprache am Samstag.Bild: keystone

«Wir wissen nun, wessen Hände dieses Verbrechen gegen Russland und sein Volk verübten, jetzt wollen wir wissen, wer der Auftraggeber ist.» Bei dem Anschlag hatten vier Männer auf die Besucher der Crocus City Hall geschossen und das Gebäude mit Benzin in Brand gesetzt.

Damit wich Putin von seiner ursprünglichen Linie ab, in der er eine «ukrainische Spur» hinter der Bluttat vermutet hatte. Dennoch sollte geklärt werden, warum die Terroristen nach der Bluttat in die Ukraine entkommen wollten. «Und wer sie dort erwartet hatte», fügte er hinzu.

Weisses Haus: «Propaganda des Kremls»

Das Weisse Haus wies Aussagen der russischen Führung zu angeblichen Verwicklungen der Ukraine in den tödlichen Terroranschlag als «Propaganda des Kremls» zurück. Putin und seine Kumpane im Kreml versuchten, einen Weg zu finden, der Ukraine die Schuld zuzuschieben, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag in Washington. «Es gibt aber keine Verbindung zur Ukraine.»

Jetzt müssten mehrere Fragen geklärt werden, machte Putin deutlich. «Wie kommen radikale Islamisten, die sich als gläubige Muslime ausgeben und sich zum sogenannten reinen Islam bekennen, dazu, während des heiligen Monats Ramadan, der allen Muslimen heilig ist, schwere Gräueltaten und Verbrechen zu begehen?», wurde Putin bei dem Treffen mit Vertretern verschiedener Behörden zitiert. Es bleibe auch abzuwarten, «ob radikale und terroristische islamische Organisationen wirklich daran interessiert sind, Russland anzugreifen, das heute für eine gerechte Lösung des eskalierenden Nahostkonflikts steht».

epa11241508 People attend the mourning ceremony in memory of the victims of the terrorist attack at the Crocus City Hall concert venue in Krasnogorsk, outside Moscow, Russia, 24 March 2024. Russia sta ...
Die Trauerfeier am Sonntag in Krasnogorsk.Bild: keystone

IS hat sich zum Anschlag bekannt

Bereits mehrfach für sich reklamiert hat den Anschlag die Terrormiliz Islamischer Staat. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das Bekenntnis für glaubhaft und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) hinter dem Anschlag. Die russische Propaganda versuchte zunächst, einen angeblichen Zusammenhang zur Ukraine herzustellen, gegen die Putin seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt. Beweise für diese Behauptung gibt es aber keine. Die ukrainische Führung hat die Vorwürfe zudem strikt zurückgewiesen.

Unterdessen stieg die Zahl der Toten des Anschlags auf 139. Von den über 180 Verletzten seien mehr als 50 bereits in häusliche Pflege entlassen worden, teilte Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa mit. 93 Menschen, unter ihnen fünf Kinder, würden noch stationär behandelt. Bis Montagabend seien 75 Tote identifiziert worden. Die Patientinnen und Patienten sind über Kliniken der Hauptstadt und des Moskauer Gebiets verteilt, ihre Verletzungen sind unterschiedlich schwer.

Die russischen Sicherheitskräfte hatten nach dem Anschlag elf Verdächtige in der Region Brjansk südlich von Moskau festgenommen. Sieben der Männer, unter ihnen die vier mutmasslichen Todesschützen, wurden inzwischen von Basmanny-Bezirksgericht in Moskau in Untersuchungshaft genommen. (dab/sda/dpa)

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scrat
25.03.2024 21:07registriert Januar 2016
Nun, eigentlich ist‘s ganz einfach, weshalb die Terroristen auf schnellstem Weg in die Ukraine gelangen wollten: es ist von Moskau aus nach Luftlinie das nächste und einzige Land, welches nicht mit den Kreml-Schergen vebandelt ist. Aber diese Logik ist für Putin wohl zu hoch. 🤷🏼‍♂️
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Tante Karla
25.03.2024 19:49registriert März 2024
Mit "Wars on Terror" wurde Putin gross und mächtig. Seine "Wars on Terror" waren erbarmungslos und auch gegen eigene russische Bürger und russische Städte und Dörfer gerichtet, bevor es Aleppo usw. traf.
Aber 2024 ist nicht 1999. Wenn er jetzt wieder mit so einem Krieg anfängt, übernimmt er sich gewaltig. Seit 2014 will er "nebenbei" die Ukraine erobern. Weil die sich wehrt, sind grosse Teile der russischen Armee gebunden.
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Dini Mam.
25.03.2024 20:18registriert Juli 2022
Also wenn sich Russland und die USA ausnahmsweise einig sind wird es schwierig mit den Schwurbeleien.
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Das amerikanische Institut für Kriegsstudien, Insitute for the Study of War (ISW), rechnet mit «erheblichen taktischen Erfolgen» Russlands in den kommenden Wochen, während die Ukraine auf die Ankunft der US-Waffenlieferungen wartet. Das ISW verweist in seinem täglichen Lagebericht vom Samstag besonders auf die Regionen rund um Awdijiwka und Tschassiw Jar in der Ostukraine.

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