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Attentat in Moskau: Verdächtige erscheinen mit Folterspuren vor Gericht

Die Terror-Verdächtigen von Moskau müssen vor Gericht – sie sind gezeichnet

Ein Gericht in Moskau hat die ersten Haftbefehle gegen mutmassliche Akteure des blutigen Terroranschlags in der russischen Hauptstadt erlassen.
25.03.2024, 07:3625.03.2024, 08:18
Anna-Lena Janzen / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Nach dem Angriff auf einen Konzertsaal bei Moskau mit mindestens 137 Toten hat die russische Justiz zweimonatige Untersuchungshaft für vier mutmassliche Täter angeordnet. Die vier Männer seien des «Terrorismus» beschuldigt und müssten mit einer lebenslangen Haftstrafe rechen, erklärte das Gericht im Moskauer Bezirk Basmanni am Sonntag.

IS-Terrorist Russland verpixelt
Die Tatverdächtigen waren sichtlich gezeichnet vom russischen «Verhör».Bild: Keystone / bearbeitet watson

Nach Angaben des Gerichts erklärten sich zwei der Angeklagten für schuldig. Einer von ihnen, ein gebürtiger Tadschike, habe «seine Schuld vollständig eingestanden». Die Behörden hatten zuvor angegeben, dass es sich bei den Verdächtigen um «ausländische Staatsbürger» handelte, ohne ihre Nationalität zu nennen.

In dem Veranstaltungszentrum Crocus City Hall bei Moskau mit Tausenden Plätzen hatten am Freitag mehrere Täter wahllos auf Besucher geschossen, ehe sie das Gebäude in Brand steckten. Dabei starben mindestens 137 Menschen, die Zahl der Verletzten stieg inzwischen nach neuesten Angaben der Gesundheitsbehörden auf 182.

Die Terrormiliz «Islamischer Staat» reklamierte die Tat für sich, doch sieht der russische Präsident Wladimir Putin vielmehr eine «ukrainische Spur» hinter dem Anschlag – ohne Beweise dafür anzuführen. Die Regierung in Kiew wies jegliche Verwicklung in den Angriff zurück.

Bislang wurden 11 Verdächtige festgenommen

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben elf Verdächtige festgenommen, darunter auch vier mutmasslich direkt an der Tat beteiligte Schützen. Die Rede ist von «Ausländern». Im Fluchtwagen lagen nach offiziellen Angaben auch Waffen und tadschikische Pässe. In den russischen Staatsmedien und sozialen Netzwerken kursieren Videos und Fotos, auf denen die mutmasslichen Täter zu sehen sein sollen – und auch befragt werden zu ihrer Person. Die Echtheit der Videos konnte zunächst nicht überprüft werden.

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Einer der mutmasslichen Terroristen war nicht ansprechbar.Bild: keystone

Der Moskauer Staatspropaganda zufolge soll es sich um Männer aus der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan handeln, die sich für die Tat hätten kaufen lassen, so der Vorwurf. Sie seien keine religiösen Fanatiker und hätten auch keine Sprengstoffgürtel getragen, hiess es aus Russland weiter. Die Angaben waren zunächst nicht zu überprüfen.

Tadschikistan, das an Afghanistan grenzt, ist zwar bekannt als Rückzugsort islamistischer Terroristen. Unklar war aber, ob es sich bei den Festgenommenen tatsächlich um Staatsbürger von Tadschikistan handelt. Tadschikistan wies dies etwa zurück.

Die nun bis zum 22. Mai festgelegte Untersuchungshaft kann demnach bis zum Beginn des Prozesses gegen die Männer verlängert werden. Ein Datum für den Beginn des Verfahrens ist noch nicht festgelegt worden.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagenturen dpa und afp
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162 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chuchichäschtli
25.03.2024 06:37registriert März 2022
Lebenslang heisst ja in Russland bis zum tode durch Folterung in Haft.
Zudem wird ja jemand dem das Ohr abgeschnitten wurde alles gestehen, ob nun schuldig oder nicht.
Meine Abscheu gegenüber diesem Land und seinen Bürgern die dieses kriminelle System unterstützen wird immer wie grösser.
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StellaStracciatella
25.03.2024 06:52registriert Juni 2020
Das ist der blanke Horror. Entschuldigung, aber wen lassen diese Bilder kalt? Keiner weiss, ob das die Täter sind. Jede/r von uns würe angesichts schwerer Folter alles gestehen. Mir ist schlecht. Bei allem Verständnis für die Schrecklichkeit eines Terrorakts, dieser ist schlimm, sehr schlimm für alle Betroffenen. Aber dann mittels Folter die Täter zu überführen ist pures Mittelalter.
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wasihrnichtsagt
25.03.2024 06:20registriert April 2018
Wenn es die wahren Täter sind, dann würde ich die „Folterspuren“ nachvollziehen können. Rein aus emotionaler Sicht. Doch Russland hat uns so weit, dass wir nicht mehr wissen was wir Ihnen glauben können und daher Ihnen auch nichts mehr glauben, bis wir uns ein eigenes Bild verschafft haben.
Schlimme Tragödie dieser Terrorakt, wenn ich denk, der Spinner von Zürich hatte au so ein Potenzial…
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